Schaffhauser Baugeschäft Leu Rüsi Bau AG geht in Konkurs

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Die Baumaschinen ruhen, die Firma Leu Rüsi Bau AG hat ihre Bilanz deponiert. Bild: Jeannette Vogel

Die Schaffhauser Firma Leu Rüsi Bau AG hat den Konkurs beantragt. Ein Teil der 65 Mitarbeiter soll nahtlos von anderen regionalen Bauunternehmen übernommen werden.

von Jeannette Vogel und Daniel Jung

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die Schaffhauser Leu Rüsi Bau AG in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Nun hat das Baugeschäft beim Kantonsgericht den Konkurs beantragt, wie das Unternehmen gestern mitteilte. Gemäss Inhaber und Geschäftsführer Marco Leu wird die Mehrzahl der rund 65 Mitarbeitenden praktisch ohne Unterbruch durch andere regionale Bauunternehmen weiterbeschäftigt. Genauere Angaben dazu liegen den SN jedoch nicht vor.

Leu leitet seit 2016 die Geschicke der Baufirma. Die anschliessenden Jahre waren gemäss einer gestern versandten Mitteilung von starkem Wachstum geprägt. Gleichzeitig habe die Unternehmung in die Sicherung von langfristigen Eigenprojekten investiert. «Das rasche Wachstum im derzeit harten Wettbewerbsumfeld hat aber mehr liquide Mittel gebunden, als zeitgleich beschafft werden konnten», schreibt Leu. Branchenübliche, aber im konkreten Fall finanziell nicht überbrückbare Konflikte über Nachtragsforderungen und Schlussrechnungen hätten zur Zahlungsunfähigkeit geführt, heisst es weiter. Auch die intensive Suche nach Geldgebern und Partnerschaften brachten in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit keine Lösung. «Ein solches Ende fällt jedem Unternehmer schwer», sagte Leu. «Aber ich werde die verantwortlichen Behörden aktiv dabei unterstützen, den Schaden insbesondere auch für meine Mitarbeitenden, Bauherrschaften und Lieferanten so minimal als nur möglich zu halten.»

Konkurs soll Schaden begrenzen

Auf gewissen Baustellen wurden Mitte der vergangenen Woche die Arbeiten eingestellt und ein Teil der Mitarbeiter bis Montag nach Hause geschickt. Auf Anfrage der SN hatte Leu damals zwar den finanziellen Engpass bestätigt, Gerüchte über eine drohende Insolvenz aber noch von sich gewiesen. Zudem betonte er: «Die Löhne der Mitarbeiter sind in jedem Fall sichergestellt.» Anfang dieser Woche fiel dann der Entscheid, so Leu: Ein Konkursverfahren solle verhindern, dass der finanzielle Schaden grösser werde oder dass einzelne Gläubiger auf Kosten der anderen einseitig begünstigt würden, erklärte er.

Unter «Aktuell» waren letzte Woche auf der inzwischen leer gefegten Internetseite der Firma noch 15 Bauprojekte aufgeführt. Darunter je zwei in Neuhausen und Dachsen und weitere in Beringen, Eglisau und Winterthur.

Dem Leiter des kantonalen Arbeitsamtes, Vivian Biner, liegen gegenwärtig keine Informationen darüber vor, dass die Mehrzahl der Mitarbeitenden durch regionale Bauunternehmen weiterbeschäftigt werden sollen: «Wenn es mit dieser Anschlusslösung klappt, sind wir natürlich froh darüber.» Mitarbeitende der Leu Rüsi Bau AG, die noch keine sichere Lösung hätten, sollten sich umgehend an das für sie zuständige Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) wenden, so Biner. Dabei gilt landesweit das Wohnortsprinzip: «Jedem, der im Kanton Schaffhausen wohnt, bieten wir bei der Stellensuche gerne Hand.»

Lohnforderungen geltend machen

Mehrere Mitarbeiter der Leu Rüsi Bau AG hatten sich in den letzten Tagen bereits bei der Gewerkschaft Unia gemeldet, wie Lorenz Keller, Mediensprecher der Unia Zürich-Schaffhausen, erklärte. Die Gewerkschaft werde ihre Mitglieder, die vom Konkurs betroffen seien, dabei unterstützen, ihre Lohnforderungen korrekt geltend zu machen: «Damit die Arbeitnehmer beim Konkurs nicht übergangen werden.» Es wäre sehr erfreulich, wenn tatsächlich die meisten Mitarbeiter bereits eine Anschlusslösung gefunden hätten, sagt Keller. Es sei durchaus denkbar, dass nun andere Firmen sowohl die Arbeiter wie auch die Projekte übernehmen würden. «Es ist leider Alltag, dass immer wieder Firmen in Konkurs gehen», so Keller.

Die Firma Leu Rüsi Bau AG ist am Projekt «Caran D’Ache» beteiligt. Dabei geht es um die städtische Parzelle Hohberg, deren Verkauf 2013 in einer städtischen Volksabstimmung abgelehnt wurde. Das Land wurde 2017 an die Baugesellschaft Hohberg im Baurecht vergeben, zu der neben der Leu Rüsi Bau AG auch die Neustadt Architekten GmbH gehört. Das Projekt mit 17 geplanten Wohneinheiten in Doppelhäusern wurde in einem anonymen Wettbewerb von einer Jury ausgewählt. Die auf eine Dauer von 100 Jahren festgesetzte Baurechtsvergabe soll für die Stadt bei aktuellen Bedingungen zu jährlichen Erträgen von rund 40'000 Franken führen.

Hohberg: Noch läuft die Rekursfrist

Wie es hier nun weitergeht, ist derzeit noch offen. Auch Susanne Albrecht, Geschäftsführerin der Neustadt Architekten GmbH, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, wie es weitergehen wird. «Wir werden die weiteren Schritte und das weitere Verfahren mit der Stadt abklären müssen», sagt sie. Die Baubewilligung für das Projekt wurde im Januar erteilt. Aktuell läuft aber noch die 20-tägige Rekursfrist. Auf dem Areal an der Stettemerstrasse in Herblingen sind daher weiterhin die Bauprofile aufgestellt.

 

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