Leu-Rüsi-Bau-Pleite: Noch ist nicht alles klar

Dario Muffler | 
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Die Leu Rüsi Bau AG ist inzwischen in Konkurs gegangen. Dass sich die Konkurseröffnung so lange hingezogen habe, sei keine Absicht gewesen, beteuert Geschäftsführer und Inhaber Marco Leu. Bild: Jeannette Vogel

Nach dem Konkurs äussert sich Inhaber Marco Leu zu Vorwürfen, die gegen ihn vorgebracht werden. Unglückliche Umstände hätten zum Konkurs geführt, nicht eine unseriöse Geschäftsführung.

Ein Mann, bestimmt 50 Jahre alt, den Tränen nahe: Er schildert auf Portugiesisch die Probleme, mit denen er seit der Pleite der Leu Rüsi Bau AG kämpft. Ein anderer ehemaliger Angestellter ruft: «Das ist doch Betrug, dass der eine neue Firma gründet und wir auf unsere Löhne warten!» Wut entlud sich, aber auch viel Unsicherheit war gestern Abend an einer Informationsveranstaltung der Unia Zürich-Schaffhausen zu spüren. Rund 20 Arbeiter der Leu Rüsi Bau AG und der Gebert & Leu Gartenbau GmbH waren gekommen, um sich bei der Gewerkschaft darüber zu informieren, wie sie zu ihren Löhnen kommen.

Rückblick: Die Situation rund um eine der grössten Pleiten in der Schaffhauser Baubranche ist verworren. Erstmals machten Ende Januar Gerüchte die Runde, dass die Leu Rüsi Bau AG aus Hemmental Zahlungsschwierigkeiten habe. Dies bestätigte deren Geschäftsführer und Inhaber Marco Leu Anfang Februar. Einen Konkurs dementierte er aber. Eine Woche später hiess es dann, dass das Unternehmen Konkurs beantragt habe. Daraufhin wollte sich Leu nicht mehr zum Verfahren äussern, obwohl sich dieses ungewöhnlich lange hinzog. Erst am 14. März wurde der Konkurs eröffnet. Bereits am Tag zuvor war zudem im Handelsregister eine Neueintragung eines Unternehmens mit dem Namen BL Bau GmbH bekannt geworden. Deren alleiniger Inhaber: Marco Leu.

So zog sich die Schlinge zu

Nun äussert sich Leu erstmals wieder. «Rückblickend erwies sich die Wachstumsstrategie als zu ambitioniert», gibt er gegenüber den SN zu. Die Firma habe viele Projekte zur Zufriedenheit der Bauherren und Investoren ausgeführt, betont er. Ab August 2018 hätten sich aber Finanzierungsengpässe abgezeichnet. «Im September 2018 habe ich 500'000 Franken privates Vermögen ins Unternehmen eingeschossen», so Leu. Dieses Geld stamme vom Verkauf der Bono Platten GmbH, einer Firma, die Leu ebenfalls gehörte. Gemäss Handelsregisterauszug wurde der Vermögensübertrag aber erst im Dezember 2018 vollzogen.

«Rückblickend erwies sich die Wachstumsstrategie als zu ambitioniert.»

Marco Leu, Bauunternehmer

Leu bekräftigt, dass er bis Dezember 2018 keine relevanten Betreibungen gehabt habe. «Es kann passieren, dass einmal eine Rechnung vergessen geht», sagt er. Wie Zulieferer den SN versicherten, sei die Zahlungsmoral bereits während des ganzen vergangenen Jahres schlecht gewesen. Aus diesem Grund habe man die Lieferungen irgendwann sogar eingestellt.

Während gemäss Leu im September 2018 eine schweizweit tätige Bank noch eine zusätzliche Kreditlimite gewährte, sei es im Januar 2019 zu einer unüberbrückbaren Liquiditätssituation gekommen, so Leu. Am 19. Januar habe die Bank die Limite gekündigt. «Wir haben am selben Tag versucht, eine Lösung mit Geldgebern, Kooperationspartnern oder Kaufinteressenten für das Bauunternehmen zu finden», sagt Leu. «Aber dazu war die Zeit bei totaler Liquiditätsblockade zu kurz.»

Am 5. Februar habe die Baufirma dann erstmals Konkurs beantragt, indem beim Kantonsgericht die Bilanz deponiert worden sei. «Diese war aber nach Ansicht des Gerichts unvollständig, wie auch unsere Eingaben vom 8. und vom 18. Februar», sagt Leu. Erst die Insolvenzerklärung vom 22. Februar sei vom Gericht berücksichtigt worden. Auf dieser Grundlage eröffnete das Kantonsgericht Mitte März den Konkurs.

Aktuell werden die Vermögenswerte der Leu Rüsi Bau AG zusammengetragen. Dabei ist fraglich, ob das Verfahren überhaupt weitergeführt werden kann: Offenbar besass die Leu Rüsi Bau AG praktisch keine Maschinen und kein Material. Dieses gehörte der TPL AG (ehemals Leu, Rüsi Bau), dem Unternehmen von Marco Leus Vater. Findet das Konkursamt nicht genügend Mittel, um die Verfahrenskosten zu decken, gehen sämtliche Gläubiger leer aus.

Weiterhin noch immer nicht in Liquidation befindet sich die Gebert & Leu Gartenbau GmbH, die vom Untergang der Leu Rüsi Bau AG ebenfalls betroffen ist. «Wann dieser Konkurs eröffnet wird, kann ich noch nicht abschätzen», sagt Leu.

Neue Firma dank Investor

Während die Mitarbeiter nach wie vor im Ungewissen um ihre Löhne schweben, gründete der Bauunternehmer eine neue Firma. Diese hat denselben Zweck wie die konkursite Baufirma. Das Stammkapital beträgt 20'000 Franken. Woher er das Geld habe? «Mit Ausnahme des Stammkapitals steckt kein privates Geld in der neuen Firma», sagt er. Ein externer Investor habe ihm Geld für eine Neugründung geliehen. Leu ist überzeugt, so sagt er, dass er wieder Aufträge zur uneingeschränkten Zufriedenheit der Bauherrschaft erledigen werde. Dazu will er 16 Mitarbeiter einstellen, teilweise ehemalige Angestellte der Leu Rüsi Bau. «Zum Konkurs führte einzig eine Verkettung unglücklicher Umstände, nicht aber eine unseriöse Geschäftsführung.»

Eine betrügerische Geschäftsführung wird ihm aber vorgeworfen. Er könne zwar nachvollziehen, dass er mit dem entstandenen Schaden Betroffene verärgert und enttäuscht habe. Den Vorwurf, dass er der Firma Geld entwendet habe, weist er aber von sich. Weiter wird kolportiert, dass Leu vier neue Privatautos fahre. «Das stimmt nicht», so Leu. «Ich fahre privat nur ein Auto.» Weil diese in der Öffentlichkeit gestreuten und auch den SN zugestellten Vorwürfe rufschädigend seien, werde er Anzeige gegen unbekannt erstatten, sagt Leu.

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