Wer hat’s erfunden? Ein Schaffhauser!

Jeannette Vogel | 
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Jakob Ott kam die Idee mit dem Rasenaschenbecher. Bild: zvg

Von Schaffhausern wurde nicht nur ein spezieller Aschenbecher für das Freibad auf der Breite entwickelt, sondern auch eine Tischleuchte, ein feuerfester Güderchübel und verschiedene Stühle.

Das Ott-Produkt Nummer 3860 gilt als Klassiker. Der Rasenaschenbecher aus Aluminium wurde 1974 entworfen. Der in Schaffhausen aufgewachsene Erfinder Jakob Ott senior erinnert sich, wie er zu der Idee kam: «Mein Bruder Erich war Bademeister auf der Breite. Er suchte nach einer Lösung, um die Kippen auf dem Rasen zu vermeiden. Es machte rasch klick», und schon hatten die Brüder Ott die Idee mit dem «Stängeli» am Aschenbecher. Durch den höhenverstellbaren Aschenbecher blieben die Wiesen grün. Zu Anfangszeiten sei die ­Metallstange aber nur 27 Zentimeter lang gewesen, erinnert sich Ott – der Rasen­aschenbecher habe damit sehr gut in die Badetaschen der Gäste gepasst: «Dann haben wir den Stock verlängert. In der ­heutigen Form mit 70 Zentimetern Länge wird er weniger häufig gestohlen.» Gegenwärtig werden jährlich in der Ott-Metalldrückerei im thurgauischen Affeltrangen rund 1000 Stück hergestellt. Das Produkt wird als unverwüstlich beschrieben. Unverwüstlich scheint auch der Erfinder Jakob Ott senior zu sein. Der bald Neunzigjährige ist jeden Tag in der Firma, die inzwischen sein Sohn führt, anzutreffen: «Ich gehe hin und sehe nach dem Rechten», sagt Ott und schmunzelt.

Lehre bei der Silberwarenfabrik

«Alle Produkte, die ich entworfen habe, haben einen Bezug zur Region», sagt Ott, der mit vier Brüdern in Schaffhausen aufgewachsen ist. Er hat sich verschiedene Gebrauchsgegenstände ausgedacht, viele werden heute noch produziert. 1978 folgte etwa ein roter Wandaschenbecher: «Heute hängt man ihn allerdings ausserhalb der Gebäude auf», sagt Ott. Auch einen Thermometer hat er entworfen und nach eigenen Angaben 120 000 Stück verkauft. Ein weiteres Produkt, ein Milchentrahmer, verstaubte hingegen in den Regalen: «Er wurde nur noch vereinzelt bestellt, die meisten gingen ins Emmental.» Das Produkt erlebe nun ein Revival. «Gerade ist eine Bestellung aus Australien eingetroffen,» sagt Ott. In neuerer Zeit hat er einen Gehstockständer entwickelt, der in Spitälern, in Heimen, aber auch privat eingesetzt wird. Geboren ist er an der Vorstadt 11, gross geworden in der Unterstadt, weitere Wohnstationen von Jakob Ott waren die Rosengasse und ein Haus beim Mosergarten. Er hat seine Ausbildung als Silberdrücker bei der Schaffhauser Firma Jezler absolviert: «Ich bin fast dort aufgewachsen.» Von der Schliessung der Silberwarenfabrik habe er im Januar durch die SN erfahren. «Das Aus nach fast 200 Jahren macht mich immer noch traurig und wütend.» Seine Wanderjahre führten Ott zuerst nach Bern und dann nach Stockholm. Dort arbeitete er bei einem Hoflieferanten des schwedischen Königshauses. «Die Hallberg-Goldschmiede existiert heute ebenfalls nicht mehr», so Ott. 1957 legte er den Grundstein für die heutige Ott-Metalldrückerei.

Designpionier aus Stein am Rhein

Reduziert, praktisch und schnörkellos ist auch die Wagenfeld-Leuchte. Carl Jacob Jucker (1902 bis 1997) verbrachte den grössten Teil seines Lebens als Silberschmied in Schaffhausen. Und wie Jakob Ott arbeitete er für die Silbermanufaktur Jezler. Jucker ist Miterfinder der Wagenfeld-Leuchte, ­eines des grössten Designklassikers des 20. Jahrhunderts.

Den Stahlrohrstuhl hat Willy Guhl entworfen.

Das Attribut praktisch trifft auch auf den Kübel Patent Ochsner zu. Dessen Erfinder, Jakob Ochsner, wurde 1858 in Oberhallau geboren. Der in den Zwanzigerjahren in der ganzen Schweiz eingeführte eiserne Ochsner-Kübel mit Klappdeckel hat trotz Einführung des Kehrichtsackes in vielen Haushalten überlebt. Mittlerweile hat er sich vom einfachen Güderchübel zu einem feuerfesten Designobjekt gemausert.

Der Designpionier Willy Guhl kam 1915 in Stein am Rhein auf die Welt. Er entwarf auch Sitzmöbel für die Stuhlfabrik Dietiker wie den nach ihm benannten Willy-Guhl-Stuhl, der heute allerdings nicht mehr hergestellt wird. Zusammen mit Edlef Ban­dixen entwickelte er während ihrer dreissigjährigen Zusammenarbeit verschiedene Stühle, von denen einige heute noch in Stein am Rhein produziert werden. Willy Guhl starb 2004 in Hemishofen.

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