Jezler – Schliessung nach fast 200 Jahren

Jeannette Vogel | 
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Die Türen von Jezler sind bereits geschlossen, an der Schaffhauser Frauengasse wird nicht mehr gearbeitet. Bild: Jeannette Vogel

Die 1822 gegründete Silbermanufaktur Jezler schliesst ihre Türen in Schaffhausen – die Produktion wurde bereits eingestellt. Die Silberwarenherstellung wird in Deutschland fortgesetzt.

«Es geht weiter, allerdings nicht in Schaffhausen», sagt die Frau, die den Anruf bei der Silbermanufaktur Jezler AG entgegennimmt. «Die Existenz der Produkte und der Marke ist gesichert», sagt auch Yvonne Hardy, zuständig für Kommunikation und Marketing des Jezler-Besitzers Zürcher Meister Holding. Der Standort der Traditionsfirma an der Frauengasse wird demnächst geschlossen, allen acht Mitarbeitern wurde gekündigt. Frühpensionierungen seien ein Thema, jedoch: «Für einige Mitarbeiter ist es eine Herausforderung, eine neue Stelle zu finden», sagt Hardy.

Der in den letzten Jahren massiv geschrumpfte Markt für handgefertigtes Tafelsilber und insbesondere die generell schwierige Situation im Luxusgüterbereich habe den Besitzer dazu bewogen, neue Möglichkeiten für Jezler zu generieren. Es wurden diverse Lösungen geprüft, um die Arbeitsplätze in Schaffhausen zu erhalten sowie die Marke Jezler weiterleben zu lassen. Es habe sich jedoch kein Käufer gefunden, der die Produktion inklusive der Mitarbeitenden hätte übernehmen können, da das Marktumfeld das Überleben einer Silbermanufaktur in dieser Grösse nicht mehr ermögliche, wie die «Schaffhauser AZ» bereits berichtete.

Was mit der Liegenschaft an der Frauengasse 19, die ebenfalls der Meister Holding gehört, passiere, ist zurzeit noch offen: «Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wir haben auch schon Interessenten dafür», sagt Hardy.

Gegründet 1822

Eines der traditionsreichsten und ältesten Schaffhauser Unternehmen hat bewegte Jahre hinter sich. Gegründet 1822 von Johann Jacob Jezler, wurde die Silberwarenfabrik bis zum Jahr 1996 von der Besitzerfamilie Hauser geführt. Nach 174 Jahren drohte der Silberschmiede jedoch das Aus, seit Jahren litt sie unter sinkendem Absatz. Die Suche nach einem Käufer gelang, das Zürcher Silberfachgeschäft Meister übernahm das Unternehmen mit seinen 40 Beschäftigten. In den 2000er-Jahren wurde die eingeleitete Industrialisierung der Silbermanufaktur mit entsprechend grossen Investitionen in automatische Bearbeitungszentren rückgängig gemacht: «Das Silbermanufakturgeschäft hängt nicht von den Losgrössen pro Produktionseinheit ab, sondern vom fachlichen und künstlerischen Können der Mitarbeitenden», sagte der damalige Geschäftsleiter Hermann Hasen im März 2007. Diese Rückbesinnung auf die traditionellen Werte des Silberhandwerks löste einen Restrukturierungsschub aus. Dabei wurden 20 der 40 Mitarbeitenden, vorwiegend Angelernte, abgebaut. In den folgenden Jahren wurde es ruhig um das Traditionshaus. Die Reduktion innerhalb der vergangenen Dekade von 20 auf 8 Mitarbeiter sei eine Reaktion auf das wirtschaftliche Umfeld und auf natürliche Fluktuationen, so Hardy.

«Wir haben auf dem ganzen Globus Botschaften mit Silberwaren ausgerüstet.»

Daniel Heller Silberschmied

Daniel Heller hat in den 80er-Jahren bereits die Lehre als Silberschmied bei Jezler gemacht und dann von 2003 bis Ende 2017 wieder dort gearbeitet. Auch Grossvater und Onkel seien früher bei Jezler beschäftigt gewesen, erzählt der Büsinger. Die Silberschmiede habe einen guten Draht zu Botschaften gehabt: «Wir haben auf dem ganzen Globus Botschaften mit Silberwaren ausgerüstet», so Heller, dies sei eine seiner schönsten Erinnerungen.

Wohl der bekannteste Mitarbeiter von Jezler war Carl Jacob Jucker (1902–1997). Am Weimarer Bauhaus entwarf er in den 20er-Jahren zusammen mit Wilhelm Wagenfeld zahlreiche Lampen. Eine gehört zu den Stilikonen der Moderne: die Wagenfeld-Leuchte. Bei Jezler arbeitete Jucker 50 Jahre als Produktdesigner.

Die Werkzeuge bleiben in Gebrauch, die Produkte werden neu in Deutschland hergestellt. Die Silberbestecke werde künftig von der Wilkens & Söhne GmbH in Bremen gefertigt. Becher, Schalen und Tabletts werden neu von der ebenfalls in Bremen ansässigen Firma Koch & Bergfeld Corpus fabriziert.

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