Neue Stellenmeldepflicht zeigt Wirkung

Jeannette Vogel | 
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Durch die neue Meldepflicht erhalten die beim RAV gemeldeten Stellensuchenden einen Vorsprung. Bild: Jeannette Vogel

Die Stellenmeldepflicht, die am 1. Juli in Kraft getreten ist, zeigt erste Erfolge. Die Zahl der Personen, die über das RAV eine neue Stelle gefunden haben, hat sich von Juli auf August verdoppelt.

Der «Inländervorrang light» ist seit drei Monaten in Kraft. Vivian Biner vom kantonalen Arbeitsamt freut sich über die ersten Erfolge: «Der Vorsprung von fünf Tagen hilft. Im August haben doppelt so viele Personen eine neue Stelle gefunden wie im Vormonat.» Seit dem 1. Juli gibt es die Stellenmeldepflicht für Berufsarten mit einer Arbeitslosenquote von mindestens acht Prozent. Arbeitgeber müssen diese offenen Stellen dem RAV melden. Der Vorteil für die beim RAV registrierten Stellensuchenden – es können sowohl Inländer als auch Ausländer sein –: Sie erhalten fünf Arbeitstage Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, sie sehen das Stelleninserat früher.

Grundsätzlich seien die ersten Erfahrungen positiv, so Biner. Trotzdem ist der Leiter des kantonalen Arbeitsamtes nicht zufrieden. «Wir müssen intern einiges verbessern.» Es gebe noch Kinderkrankheiten auszumerzen, und die Qualität der Kandidatenvorschläge solle gesteigert werden. Seitens des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) gebe es noch einige Unschärfen. «Insbesondere die passenden Berufsbezeichnungen sind in der Praxis eine Herausforderung für unsere Mitarbeitenden und die Arbeitgeber», sagt Biner. Zudem fehlten noch IT-Tools, die der Bund liefern müsse.

Stellen werden telefonisch gemeldet

Das neue Regime der Meldepflicht für gewisse offene Stellen hatte einen Stellen-ausbau beim Schaffhauser Arbeitsamt zur Folge. Die drei neuen Mitarbeiter nehmen die Stellen auf, treffen diverse Abklärungen und stellen die Stellen ins Netz, dies normalerweise innerhalb von drei Arbeitstagen. «Am häufigsten werden die Stellen telefonisch gemeldet», sagt Biner. Im August war von den 400 offenen Stellen die Hälfte meldepflichtig. Von den neu dazugekommenen 200 Stellen war ebenfalls die Hälfte meldepflichtig. Viele Arbeitgeber gehen auf Nummer sicher und melden auch Stellen, die von der neuen Regelung gar nicht betroffen sind. Dies sei ein willkommener Nebeneffekt der vom Volk angenommenen Zuwanderungs-Initiative, sagt Biner. Er wünscht sich, dass es so weitergeht – allerdings: «Ich hätte gerne etwas mehr Zeit», so der Leiter des kantonalen Arbeitsamtes. Die Qualität leide mitunter etwas unter der kurzen internen Zeitvorgabe von drei Tagen und dem grossen Abklärungsbedarf.

Die Liste der Stellen, die zuerst beim RAV ausgeschrieben werden müssen, ist lang. Es sind mehrheitlich Berufe aus der Baubranche, der Industrie, der Landwirtschaft, aber auch aus der PR-Branche. In Schaffhausen drehe es sich mehrheitlich um Berufe der Industrie und der Gastronomie, sagt der Leiter des kantonalen Arbeitsamtes.

Reaktionen seitens der Arbeitgeber habe es bisher so gut wie keine gegeben, sagt Biner. Auch vonseiten der Arbeitnehmer habe er nur wenig Feedback erhalten. «Gerade wenn jemand länger gesucht hat und dann durch die neue Stellenmeldepflicht rasch eine Stelle gefunden hat, ist die Freude gross. Da bleibt kaum Zeit, sich nochmals zu unterhalten.»

Der neue Player Evergreen Human Resources AG ist seit Januar in Schaffhausen ansässig und ist eine Zweigstelle der Winterthurer Evergreen AG. Das Unternehmen ist unter anderem im Personalverleih tätig und vermittelt ungelernte Kräfte etwa zur Überbrückung von personellen Engpässen. Als Arbeitgeber, der Personal temporär vermittelt, meldet Roman Meister, Leiter Staffing, dem RAV häufig offene Stellen. Der administrative Aufwand sei deutlich grösser geworden. «Früher konnten wir einmal fünf Hilfsarbeiter melden. Heute müssen wir fünfmal einen Hilfsarbeiter melden.» Das Mitglied der Geschäftsleitung sieht die neue Regelung als Chance für Arbeitssuchende: «Nun müssen die beim RAV gemeldeten Personen bevorzugt werden.»

Aufwand und Ertrag stimmen nicht

Die SV Group Schweiz mit Hauptsitz in Dübendorf ist eine Gastronomie- und Hotelmanagementgruppe. Sie führt in der Region die Restaurants Güterhof, Park Casino und Schloss Laufen sowie die beiden Mitarbeiterrestaurants von Unilever in Thayngen und in Schaffhausen.

«Zum heutigen Zeitpunkt sind Aufwand und Ertrag für uns noch nicht stimmig.»

Manuela Stockmeyer, SV-Sprecherin

SV-Mediensprecherin Manuela Stockmeyer sagt: «Die Einführung des Inländervorrangs bedeutet für uns einen Mehraufwand, vor allem im administrativen Bereich.» Zwar habe sich seit dem Start Anfang Juli vieles verbessert: «Es herrscht inzwischen mehr Klarheit über die Interpretation der Stellenmeldepflicht. Schwierig ist jedoch nach wie vor, dass die Schnittstelle zwischen dem RAV und uns als Stellenanbieter je nach Kanton unterschiedlich definiert ist.» Insgesamt habe sich der Re­krutierungsprozess um mehrere Tage verlängert. «Zum heutigen Zeitpunkt sind Aufwand und Ertrag für uns noch nicht stimmig», sagt Manuela Stockmeyer. Positiv sei hingegen die Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern: «Unsere Ansprechpersonen beim RAV stehen uns für Fragen immer zur Verfügung und helfen, Lösungen zu suchen, die für alle Beteiligten hilfreich sind.»

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