Exklusive Arbeitsstellen findet man bald beim RAV

Jeannette Vogel | 
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Um den Inländervorrang light umzusetzen, habe das Schaffhauser RAV seine Mitarbeiter um zwei Personen aufgestockt, sagt der Leiter des kantonalen Arbeitsamtes, Vivian Biner. Bild: Jeannette Vogel

Der Bund hat eine Liste der Stellen publiziert, die dank dem Inländervorrang light in Zukunft als Erstes beim Regionalen Arbeitsamt ausgeschrieben werden müssen.

Fünf Seiten lang ist die Anfang Monat herausgegebene Liste vom Bund: Verschiedene Berufe der Bau- und Uhrenindustrie, aus dem Gastgewerbe, dem Marketing oder der Landwirtschaft stehen darin. Auch seltene oder exotische Berufe wie Schauspieler, Taxidermist (Tierpräparator) oder Zirkusarbeiter finden sich auf dieser Liste. Damit hat der Bund nun bekannt gegeben, welche Stellen der Arbeitgeber zuerst dem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) melden muss, bevor er sie öffentlich ausschreiben darf. Damit erhalten die Stellensuchenden einen Vorsprung: Während fünf Tagen sehen nur sie das Stelleninserat.

Der vom Parlament zur Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative beschlossene Inländervorrang light verpflichtet ab Juli Firmen dazu, den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren offene Stellen zu melden. In einem ersten Schritt wird die Stellenmeldepflicht in denjenigen Berufsarten eingeführt, in denen die gesamtschweizerische Arbeitslosenquote acht Prozent erreicht oder überschreitet.

«Diese Liste der meldepflichtigen Berufe ist aus der SBN entstanden, der Schweizer Berufsnomenklatur. Dort sind rund 20 000 Einzelberufe aufgeführt», sagt Vivian Biner, der Leiter des kantonalen Arbeitsamtes. Es wurden bereits Verfeinerungen gemacht, etwa werden unter Küchenpersonal Koch aufgeführt sowie Diätkoch oder Spital- und Heimkoch: «28 Arbeit suchende ­Köche haben wir aktuell im System», so Biner. «Der spezifische Diätkoch wird aber schwerlich über uns gefunden.» Welche Schaffhauser Firmen unterliegen dieser Meldepflicht? «Sicher Firmen aus der Baubranche und der Industrie. Aber auch aus Landwirtschaft und PR-Branche.» Berufe aus dem Pflegedienst oder dem kaufmännischen Bereich sucht man vergebens: «Sie fallen nicht darunter, da der Schwellenwert bei einer Arbeitslosenquote von acht Prozent liegt. Mit der Verschärfung ab 2020 auf fünf Prozent werden sie aber teilweise dabei sein», so Biner.

Bis zu 40 000 Franken Busse

Haben sich schon Arbeitgeber aus der Region bezüglich der Liste gemeldet? «Es hat einige Arbeitgeber, die sich jetzt dafür interessieren. Ab Juli dürften die Fragen aber rasant ansteigen.» Biner sagt: «Der Vorteil für die Unternehmen ist, dass der Rekrutierungsprozess normalerweise Geld kostet, aber über das RAV kostenlos ist.» Die Bussen für Nichtmeldungen sind hoch, bis zu 40 000 Franken – muss nun ein Überwachungssystem aufgebaut werden? «Nein, das liegt uns fern. Aber wir werden Stichproben machen.» Die Zusammenarbeit mit den Schaffhauser Arbeitgebern sei überaus positiv – das solle auch so bleiben, sagt Biner: «Wir wollen für die Unternehmen einen Mehrwert generieren, es soll ihnen Freude bereiten, uns eine Stelle zu melden.» Macht die Verzögerung von fünf Tagen den Arbeitgebern kein Kopfzerbrechen? «Es wird einen gewissen Handlungsspielraum für Notfälle geben, sodass wir eine Stelle gleich freigeben können.» Wie dieser Spielraum genau aussehen werde, stehe allerdings noch in den Sternen: «Es bleibt abzuwarten, wie die Weisungen im Detail aussehen werden.» Eine neue Software kommt in ein paar Wochen vom Bund: «Es ist eine sportliche Herausforderung, alles in dieser kurzen Zeit hinzubekommen.» Die Umsetzung des Inländervorrangs light hat einen Stellenausbau bei den Arbeitsämtern zur Folge. Das Schaffhauser RAV hat bereits um zwei Mitarbeiter aufgestockt: «Wir suchen eventuell noch eine dritte Person für die interne Koordination.» Auch der Erklärungsbedarf wird ansteigen: «Allein schon der Begriff Inländervorrang kann missverstanden werden. Viele wissen nicht, dass es sich dabei um einen Stellensuchenden-Vorrang handelt. Nur Personen, die beim RAV gemeldet sind, profitieren davon.»

Wie wird sich der Inländervorrang light auf die Schaffhauser Arbeitslosenquote auswirken? «Ein erster Effekt könnte sein, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen leicht zurückgeht», sagt ­Vivian Biner.

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