Anzahl Betreibungen im Kanton erneut auf Rekordhoch

Einen neuen Rekordstand erreichten die Betreibungen in Schaffhausen mit einem Anstieg von 2 Prozent auf 23'500. Die Anzahl vollzogener Pfändungen stieg 2017 sogar um 9 Prozent.
National noch nie so viele Konkurse
Schweizweit wurden 2017 13'257 Firmen- und Privatkonkursverfahren eröffnet. Dies ist gegenüber 2016 eine Zunahme von 330 Fällen (+2,6 Prozent). Damit wurden in der Schweiz die meisten Eröffnungen von Firmen- und Privatkonkursverfahren seit 2008 verzeichnet, wie das Amt für Statistik am Donnerstag mitteilte. Die Genferseeregion verzeichnete den stärksten Anstieg (+7,0 Prozent) bei den Regionen, ausschlaggebend war der Kanton Genf (+13,8 Prozent). Der Kanton Luzern registrierte die starke Zunahme von 16,9 Prozent. (sda)
Seit 2013 meldet das Schaffhauser Betreibungs- und Konkursamt Negativrekorde. Die Betreibungen von juristischen und Privatpersonen haben 2017 die Rekordzahl von 23'494 erreicht und damit um 1,9 Prozent zugenommen. 2015 waren es noch 22'726 Betreibungen, ein Jahr darauf 23 055. Stadt und Land weichen markant voneinander ab. Während auf dem Land (Regionalstellen Klettgau, Reiat und Stein), die Betreibungen leicht sanken, legte Schaffhausen, dazu zählen auch Neuhausen und Beringen, um 3,5 Prozent zu.
Verschiedene Gründe hätten zu diesem erneuten Anstieg geführt, sagt der Leiter des Betreibungs- und Konkursamtes, Benno Krüsi. Einer davon ist der grosse Leerwohnungsbestand: «Wir beobachten, dass es viele leere Wohnungen gibt. Diese Wohnungen werden oft von Zuzügern gemietet, die bereits am alten Wohnort beim Betreibungsamt anhängig waren.» Der eigentliche Treiber sei jedoch die Konsumgesellschaft: «Jeder will alles haben. Dabei bleiben dann schon mal die Zahlungen der Steuern oder der Krankenkasse auf der Strecke.» Weder nach Alter noch nach Geschlecht liessen sich die Schuldner kategorisieren, sagt Krüsi: «Es geht durchs Band.» Die laufende Zunahme spiegle die Veränderungen in der Gesellschaft wider: «Wir vom Betreibungsamt sind Seismografen für das Konsumverhalten.» Wobei nicht alle Betreibungen gerechtfertigt sind. «Formell-rechtlich sind sie korrekt», so Krüsi. Der helvetische Sonderfall sieht aber vor: Für die Einleitung einer Betreibung genügt ein blosses Begehren an das Betreibungsamt. Ob die Forderung tatsächlich besteht, prüft das Amt nicht.
Markanter Anstieg von Pfändungen
Wer betrieben wird und nicht zahlt, muss mit einer Pfändung rechnen. Die Zahl der vollzogenen Pfändungen stieg im vergangenen Jahr um rund 900 auf total 13'112. Während die Stadt eine Zunahme von 9,4 Prozent verzeichnete, entwickelten sich die Regionalstellen unterschiedlich. Klettgau nahm um knapp 2 Prozent zu, Stein um 22 Prozent, während die Pfändungen im Reiat um 42,5 Prozent auf 730 sanken. Der massive Anstieg der – arbeitsintensiven – Pfändungen macht nicht nur dem Leiter des Betreibungsamtes Sorgen, er gab auch Anlass zu einer Reorganisation der Stellen. Ab April werden fünf anstelle der bisherigen vier Pfändungsbeamten im Einsatz sein. «Wir richten uns neu aus», sagt Krüsi. Die Anzahl Mitarbeiter ändere sich insgesamt nicht.
Die Firmenkonkurse im Kanton sind indessen um mehr als 10 Prozent zurückgegangen. 2017 wurden 68 Firmenkonkurse eröffnet, 2016 waren es noch 77 gewesen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 135 Konkurse eröffnet und 133 innerhalb von sechs Monaten erledigt. «Diese Zahlen kamen zustande, weil Konkurse jahresübergreifend sind», erklärt Krüsi.