Wie kann Schaffhausen attraktiver werden?

Sidonia Küpfer | 
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Christoph Grainger-Herr und Pascal Behr diskutierten unter der Leitung von Jonathan Hedinger mit Marc Brütsch und Erwin Gfeller (v. r.). Bild: Michael Kessler

Die 12. Wirtschaftsdebatte der Commercia stand ganz im Zeichen des Wirtschaftsstandorts Schaffhausen.

Die Handelsschulverbindung Commercia widmete ihre diesjährige Wirtschaftsdebatte ganz der Zukunft der Schaffhauser Wirtschaft. Am Montagabend diskutierten vier Wirtschaftsvertreter über die Stärken und Schwächen des Standortes. Bevor die Runde unter Moderator Jonathan Hedinger, der von Martin Schläpfer das Zepter übernommen hatte, auf die Schwächen der Region zu sprechen kamen, gab es zum Aufwärmen zuerst Lob für die Stärken: Das schöne Naherholungsgebiet, die kurzen Wege, die hohe Lebensqualität, auch den Zugriff auf Grenzgänger und alemannische Tugenden der Arbeitnehmer wie Sparsamkeit, Fleiss und Verbindlichkeit erwähnten die Podiumsgäste.

Ein besseres Freizeitangebot

Doch wo muss Schaffhausen noch besser werden? IWC-CEO Christoph Grainger-Herr sah durchaus noch Potenzial: «Wir müssen daran denken, dass wir auch ein Tourismusstandort sind», sagte Grainger-Herr. Schaffhausen müsse seine Schönheiten wie die Altstadt oder den Rheinfall ­zelebrieren. Es gehe nicht darum, dem urbanen Zürich Konkurrenz zu machen: «Wir brauchen keine Betonwand mit Graffiti drauf.» Vielmehr müsse Schaffhausen ein eigenes Profil entwickeln und die Chancen nutzen, die sich bieten. Konkret: die Kammgarn West für eine gemischte Nutzung öffnen, die auch für junge Firmen attraktiv sei. Für die Uhrenmanufaktur wäre es ideal, wenn Zulieferer angesiedelt würden. Insbesondere müsse die Stadt aber für Familien attraktiver werden: «Es braucht auch interessante Freizeitangebote zwischen September und März.» Wenn er frage, was man in Schaffhausen im Winter machen solle, bekomme er den Tipp, ins Kino zu gehen. Damit habe es sich dann.

Swisslife-Chefökonom Marc Brütsch verwies als Mann der Statistiken auf den Boom der Städte: «Die Stadt Zürich ist in den letzten Jahren um fast 100 000 Personen gewachsen. Schaffhausen hat von dieser Urbanisierung bevölkerungsmässig aber nicht stark profitiert.» Auch Orte von vergleichbarer Grösse wie Chur oder Winterthur hätten mehr Aufschwung. In Schaffhausen komme erschwerend hinzu, dass der Anteil der werktätigen Bevölkerung demografisch bedingt unterdurchschnittlich sei. Und in keiner anderen Agglomeration der Schweiz gebe es so viele Wegpendler, also Personen, die zwar hier leben, aber auswärts arbeiten, wie in Schaffhausen.

«Klein bedeutet auch agil, und das ist derzeit ein Vorteil.»

Pascal Behr, Unternehmer

Mit dem in Buchberg aufgewachsenen Pascal Behr war auch ein Gründer zweier Start-ups in der Runde vertreten. Was hätte ihn damals dazu bewegen können, sein Unternehmen im Kanton Schaffhausen zu gründen? Das sei gar nicht so einfach, sagte der Sohn von Unternehmer Giorgio Behr: «Das Gesamtpaket muss stimmen.» Er betonte die Bedeutung einer effizienten Verwaltung. «Der Prozess einer Firmengründung muss heute fast komplett am Computer möglich sein.» Dass die Verwaltung mit den schnellen Start-ups mithalten könne, sei wichtiger als die Frage der Steuern. Für Behr ist die Digitalisierung eine grosse Chance für die Kleinen: «Klein bedeutet agil, das ist ein Vorteil.» Doch um für Auswärtige attraktiv zu sein, müsse Schaffhausen eine gute Marke sein. Deshalb sei die Frage zentral: «Was soll unsere Marke sein?»

Erwin Gfeller von der Genossenschaft Migros Ostschweiz ist der Verkehr ein zen­trales Anliegen – und zwar sowohl der ÖV als auch die Strasse: «Wir haben für drei ­Juradörfer eine bessere Autobahn als bei uns.» Die Verbindung nach Winterthur sei ein Flickenteppich, die Situation um Eglis au und Bülach sei untragbar. Als positives Beispiel in der Ostschweiz nannte er das St. Galler Rheintal. Dort stimme der Mix aus Industrie- und Hightechunternehmen, aber eben auch die Verkehrsanbindung. Da hakte Pascal Behr ein. Für ihn liegt die Zukunft des Verkehrs auf der Strasse – bei selbstfahrenden Autos. «Ich bin überzeugt, das wird sich durchsetzen.» Und bei dieser Entwicklung hat die Region mit den Firmen auf dem Neuhauser SIG-Areal zumindest einen Fuss in der Tür.

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