Für ein Start-up sind über 100 Ideen nötig

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Raphael Mahari (links) interviewt seinen Bruder Robert im Haus der Wirtschaft. Bild: Michael Kessler

Sind amerikanische Start-ups erfolgreicher als andere? Was sagen die Fakten, was ist Fantasie? Mit solchen Fragen beschäftigte sich eine Veranstaltung der International School of Schaffhausen.

von Andreas Schiendorfer

Die International School of Schaffhausen (ISSH) hat sich seit 1999 zu einer wichtigen Visitenkarte der Region Schaffhausen entwickelt. Gerade weil sie überschaubare Verhältnisse und eine ­familiäre Atmosphäre bietet, geniesst sie einen vorzüglichen Ruf. Deshalb entschied sich auch die zuvor in Worb BE lebende Schweizer Familie Mahari, für die letzten zwei Schuljahre ihres Sohnes Raphael nach Schaffhausen umzuziehen. Gegenwärtig betreue man in Schaffhausen 270 Schülerinnen und Schüler aus 45 Ländern, erklärte Schulleiterin Gundula Kohlhaas. Die Schule sei erfolgreich, weil sie flexibel auf sich verändernde Bedürfnisse reagiere. So habe die ISSH 2014 das Internat ein­geführt und werde künftig wohl zwei­sprachig ­geführt.

«Erfolgreiche Unternehmer sind Steh­aufmännchen.»

Raphael Mahari, Schüler

An der Veranstaltung im Haus der Wirtschaft war dies aber nur ein Thema am Rande. Im Zentrum standen amerikanische Start-ups. Spätestens seit Mark Zuckerberg 2004 als Zwanzigjähriger mit zwei Harvard-Kommilitonen Facebook gründete und wenig später sein Studium ohne Abschluss aufgab, blickt man auch in der Schweiz mit einer gewissen Faszination hin­über ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Zu diesem Thema interviewte Raphael Mahari im Rahmen eines CAS-Projekts (Creativity Activity Service) seinen älteren Bruder. Ob Robert, der am MIT in den USA Chemical Engineering und Management studiert hat, dereinst selbst Unternehmer wird, ist jedoch völlig offen. Sein eigentliches Ziel ist es, nach einem zusätzlichen Jusstudium als Anwalt tätig zu sein. An unternehmerischen Ideen, gerade im Bereich der Rechtswissenschaften, würde es ihm jedoch nicht mangeln.

Es fehlt eher an Mut

«Um ein Erfolg versprechendes Start-up zu gründen, sind am Anfang über 100 Ideen nötig», führte Robert Mahari aus. «Danach braucht es Risikokapital, Innovationen und ein kompetentes Management.» An Ideen und Fachwissen fehle es in der Schweiz sicher nicht, denn die ETH stehe den amerikanischen Ausbildungsstätten in nichts nach. Schon eher fehle es am Mut, seinen Traum schon in jungen Jahren zu verfolgen, und auch am Durchhaltewillen. In den USA weiss man, dass es eine Durststrecke zu überwinden gilt und dass man nach einem Fehlschlag nicht aufgeben darf. «Erfolgreiche Unternehmer sind fast immer Stehaufmännchen», meinte Raphael Mahari.

Anders ist meist auch die Zielsetzung: Junge Amerikaner möchten ihr Start-up nach einigen Jahren an die Börse bringen oder es einer Branchengrösse verkaufen. Eine dieser beiden Optionen kann ziemlich genau von jedem dritten Start-up eingelöst werden. Schweizer hingegen wollen die Firma eher selbst weiterführen. Und manche potenzielle Start-up-Gründer ziehen es vor, ins eigene Familienunternehmen einzusteigen und nicht einer völlig neuen Idee nachzuhängen. Dagegen ist, notabene, wenig einzuwenden. Was man aber bei Robert Mahari bei jedem Satz spürte, waren die Leidenschaft und der Teamgeist, die ihm am MIT ins Blut übergegangen sind.

Nach dem Interview entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. David Bancroft, der ehemalige Leiter der Cilag, etwa betonte, man dürfe als Unternehmer nicht nur den grösstmöglichen Profit anstreben, sondern müsse auch die Welt etwas verbessern wollen. Und Regierungsrat Christian Amsler stellte die entscheidende Frage: «Und Schaffhausen?» Man müsse nicht versuchen, Start-ups anzulocken, so Mahari. Aber für bereits bestehende Firmen sei Schaffhausen nicht zuletzt auch wegen der Nähe zum Flughafen attraktiv. Das würden die Erfolge der Wirtschaftsförderung, am Anlass durch Adrian Stettler vertreten, belegen. Und dies bestätigte auch Vater ­Julian Mahari. Die kurzen Wege gelten auch für Schaffhausen selbst: «Seit wir hier wohnen, brauche ich mein Auto nur noch sporadisch. Das ist einmalig.»

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