Ein Imam an den Neuhauser Schulen

Damiana Mariani | 
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Kinder und Jugendliche sollen sich mit den Traditionen ihrer Herkunft beschäftigen können. Bild: Pexels

In Schaffhausen abgelehnt, in Neuhausen bereitwillig angenommen: Ab dem kommenden Schuljahr sollen muslimische Kinder an den Neuhauser Schulen in ihre Religion eingeführt werden können.

Die Primarschule in Neuhausen lanciert ab dem kommenden Schuljahr das Pilotprojekt «Islamischer Unterricht» im Bereich Heimatliche Sprache und Kultur für muslimische Kinder ab der 4. Klasse. Die Neuhauser Schulleitungen haben dem Projekt zugestimmt, um Erfahrungen zu sammeln, ob so ein Unterricht gewünscht sei und zum friedlichen Zusammenleben der Religionen und Kulturen beitrage, heisst es im Elternbrief. Es gehe darum, dass sich Kinder mit den Traditionen ihrer Herkunft beschäftigen können. Auch werde das Verhältnis zu anderen Religionen und das Zusammenleben im Fokus stehen.

«Als Schule sind wir religiös neutral. Wir stellen aber unsere Räumlichkeiten ausserhalb der Schulzeiten für den Unterricht zur Verfügung.»

Ruedi Meier, Bildungsreferent Neuhausen

«Beim Pilotprojekt handelt es sich nicht um ein Angebot unserer Schulen», betont der Neuhauser Bildungsreferent Ruedi Meier (SP). «Der Antrag kommt von Pfarrer Markus Sieber. Als Schule sind wir religiös neutral. Wir stellen aber unsere Räumlichkeiten ausserhalb der Schulzeiten für den Unterricht zu Verfügung, weil wir dem Angebot positiv gegenüberstehen.»

Geführt wird der Unterricht von Nimetulla Veseli, Imam der albanischen Moschee in Schaffhausen. Veseli stammt aus Nordmazedonien und spricht neben Albanisch auch Türkisch, Bosnisch, Arabisch und Deutsch, heisst es weiter in dem Schreiben. Der Unterricht finde in deutscher Sprache statt und stehe allen muslimischen Kindern offen.

Knackpunkt: ideelle Werte

Auch in der Stadt Schaffhausen lag der Antrag von Pfarrer Sieber vor, durchgekommen ist er aber nicht. Stadtschulratspräsident Christian Ulmer (SP) sieht verschiedene Herausforderungen: «Bevor wir als Schule so ein Projekt annehmen, müssen wir ideell dahinterstehen können. Am Ende sind wir in der Mitverantwortung. Wenn etwas schiefläuft, können wir uns nicht rausnehmen und sagen: Wir haben nur die Räumlichkeiten angeboten.»

Mit ihrer Zusage dürfte die Neuhauser Schulbehörde auch auf die Medienberichterstattung der vergangenen Monate reagieren. «In Neuhausen gibt es ein Gotteshaus einer nicht sehr gemässigten islamischen Richtung», sagt Meier in Anspielung auf die Moschee, an welcher der verurteilte IS-Helfer Osamah M. lehren soll. «Diese führt einen Unterricht, welchen wir an unseren Schulen nicht unterstützen würden.» Das Pilotprojekt sei ein guter Kontrapunkt dazu.

Das ganze Projekt sei zu wenig konkret gewesen, als dass man es so schlank hätte durchwinken können, sagt hingegen Ulmer. Auch fehlten die Ressourcen, um seriös zu prüfen, wie der Unterricht gestaltet sein werde, wer der Lehrer sei. «Kommt hinzu, dass wir als Schule stringent sein müssen. Wir können keine Religion vorziehen.» Eine Ausnahme würden die Landeskirchen bilden. «Sollten wir weiteren Religionen die Tür aufstossen, muss das ein Auftrag des Kantons sein, der dann auch eine Prüffunktion hat», so Ulmer.

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