Scheitert der selbstfahrende Bus an der Laufengasse?

Saskia Baumgartner | 
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Im Bündnerland stiess der selbstfahrende Bus des Herstellers Navya bei einer Steigung an seine Grenzen. In Neuhausen sollte es hier keine Probleme geben. Bild: Selwyn Hoffmann

Kürzlich gab es Schwierigkeiten bei einem Test mit einem autonomen Bus in Graubünden – die Strecke war für das Fahrzeug zu steil. In Neuhausen sollten Steigungen indes keine Probleme bereiten.

Der Motor war einfach zu schwach: Bei kürzlich durchgeführten Tests eines autonomen Post-Shuttlebusses zwischen dem Bahnhof Maienfeld und Heidiland kam das Fahrzeug an seine Grenzen. «Die lange, gleichmässige Steigung auf dieser Strecke kann das jetzige Fahrzeug nicht bewältigen», sagte Urs Bloch von Postauto Schweiz gegenüber dem Regionaljournal Graubünden.

Auch in Neuhausen muss der selbstfahrende Bus bald eine grosse Steigung überwinden: Seit Ende März fährt das Fahrzeug im Linienbetrieb eine Schlaufe im Neuhauser Zentrum. In einem zweiten Schritt soll der Bus Fahrgäste vom Zentrum aus bis zum Schlössli Wörth am Rheinfallbecken fahren – und wieder zurück. Der Bus muss also die stark abfallende Laufengasse hinunter- und wieder herauffahren.

Kann die Steigung hier auch zu Schwierigkeiten führen? Schliesslich handelt es sich um denselben Fahrzeughersteller. «Navya hat uns zugesichert, dass die geplante Strecke mit dem gelieferten Fahrzeug befahren werden kann», erklärt Dominique Müller auf Anfrage. Er ist Geschäftsführer der Amotech GmbH, die zusammen mit den Verkehrsbetrieben Schaffhausen (VBSH) und der Regional- und Standortentwicklung (RSE) des Kantons projektverantwortlich ist.

«Nur bedingt vergleichbar»

Gemäss Müller habe der Bus Brems- und Anfahrtests bis 15 Prozent Steigung problemlos bestanden. Im Dezember 2017 sei die Strecke zum Rheinfallbecken bereits befahren und vermessen worden – allerdings nicht mit einem voll besetzten Fahrzeug. Somit lägen auch keine Erfahrungen aus dem Dauerbetrieb vor. Aber: «Die Strecke in Maienfeld ist nur beschränkt mit derjenigen am Rheinfall vergleichbar», so Müller. Im Bündnerland muss der Bus auf einer zwei Kilometer langen Strecke einen Höhenunterschied von 150 Metern bewältigen, beim Rheinfall seien es auf einer kürzeren Strecke 56 Höhenmeter.

Ab Spätsommer zum Rheinfall

Ab August werde der Bus voraussichtlich bis zum Rheinfallbecken fahren, sagt der Amotech-Geschäftsführer. Derzeit könne das Fahrzeug wegen einer Baustelle für das neue Fernwärmenetz in Neuhausen noch nicht die komplette Linie 12 befahren. «Sobald die Strecke frei ist, müssen wir sie nochmals neu vermessen lassen, da sich seit letztem Dezember doch einiges geändert hat», so Müller. So sei damals etwa noch der Gebäudekomplex Grünerbaum am Industrieplatz eingerüstet und der Vorplatz mit Baustellenmaterial verstellt gewesen. Bei der Vermessung werden dreidimensionale Karten erstellt, und mithilfe der gewonnenen Daten wird die Route des Busses bestimmt.

Zweites Fahrzeug für Neuhausen

Um den Betrieb der reduzierten Linie 12 parallel anbieten zu können, werde Navya ein zweites Fahrzeug zu Testzwecken liefern. «Sollte sich herausstellen, dass das neuere Modell besser für den durchgehenden Betrieb geeignet ist, ziehen wir einen Austausch sicherlich in Betracht», so Müller.

Auf das neue Modell von Navya hofft man derzeit auch im Bündnerland. Dieses soll gemäss Fahrzeughersteller mit einem stärkeren Motor ausgerüstet sein. Wenn es im Herbst geliefert wird, sollen die Tests von Postauto Schweiz in Maienfeld weitergehen.

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