Schüler laden zur digitalen Schnitzeljagd

Saskia Baumgartner | 
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Gingen für die Parcours-Erstellung auf Spurensuche zum Thema Migration: Gabriel Nolé (v. l.), Teodor Zakar, Lehrer Bekir Akca, Altin Vehapi, Rilind Bekiri, Dino Jakupovic und Erblina Mehmedi. Alle sechs Schüler haben selbst ausländische Wurzeln. Bild: sba

Mit dem Handy kann man neu in Neuhausen einen Parcours machen – und dabei vieles über die Gemeinde und ihre Bewohner lernen. Ein Schulprojekt zum Thema Migration.

Die Zahl ist wohl jedem Neuhauser bekannt: 40 Prozent der Menschen, die in der Gemeinde leben, haben ausländische Wurzeln. An den Neuhauser Schulen ist der Anteil an Schülern, bei denen Deutsch nicht die Muttersprache ist, fast doppelt so hoch. Doch aus welchem Land die Friseurin an der Poststrasse stammt, oder warum der Koch des Restaurants «Little India» ausgerechnet nach Neuhausen gezogen ist, wissen vermutlich die Wenigsten.

Solchen Fragen kann man nun mittels eines Onlineparcours nachgehen, den Schüler der fünften und sechsten Klasse des Kirchackerschulhauses zusammen mit den Lehrern Bekir Akca und Valerija Zebic kreiert haben.

Über Migrationsgeschichte lernen

Das Kirchackerschulhaus hat sich zuletzt stark mit dem Thema Migration auseinandergesetzt. Dies auch aufgrund eines schweizweiten Projekts von Migros Kulturprozent, das mit 10 000 Franken gesponsert wurde. Bei diesem Projekt sollte die Thematik «Migrationsspuren vor Ort» vertieft behandelt werden. Der Schule kam das nicht ungelegen, ist Migration in Neuhausen ohnehin ein Dauerthema. Bedingung für das Sponsoring durch Mi­gros Kulturprozent war, dass am Ende des Schuljahres ein Produkt vorgewiesen werden kann – ein Theaterstück etwa, ein Film oder ein Auftritt. Die Schule entschied sich für eine moderne Alternative: Die ältesten Schülern der Primarschule haben einen Onlineparcours zum Thema Migration erstellt. Das ist mithilfe der Handy-App Locandy möglich (siehe Box). Von der App erfahren haben die Neuhauser Lehrer bei einem Fortbildungskurs im Zusammenhang mit dem Lehrplan 21.

Wie nun funktioniert der Rundgang für die Anwender? Zunächst ist auf dem Handybildschirm ein Kompass sichtbar. Dieser zeigt die Richtung an, der man folgen soll. Ist man am Ziel angekommen – die erste Station ist das Neuhauser Gemeindehaus –, erscheint auf dem Handy ein informativer Text. Am Ende des Textes folgt eine Frage, die der Nutzer per Klick beantworten kann. Beantwortet er sie richtig, erhält er einen Punkt und kann zur nächsten Station weitergehen. Der Parcours, der also auch eine Art Spiel ist, besteht aus insgesamt zwölf Stationen im Neuhauser Zentrum. Geht man alle ab, ist man rund eineinhalb Kilometer zu Fuss unterwegs. Dabei lernt man vieles über Neuhauser Geschäfte, Restaurants und Bewohner, bei denen Migration eine Rolle spielt.

«Wir Lehrpersonen wollen den Eltern zeigen, dass uns ihre Herkunft und ihre Person wichtig ist.»
Bekir Akca, Lehrer und Mitersteller des Locandy-Parcours

Ziel ist es, dass der Nutzer die Gemeinde besser kennenlernt. Die Schulkinder haben durch die Erstellung des Parcours selber viel gelernt, wie Lehrer Bekir Akca sagt. Die Fünft- und Sechstklässler besuchten Firmen, den Friedhof, schauten die Einwohnerstatistiken an. Sie interviewten in Kleingruppen diverse Neuhauser. Teilweise auch die eigenen Eltern. Der 13-jährige Dino Jakupovic etwa hat durch ein solches Interview viel Neues über das Leben seiner eigenen Mutter erfahren. Diese erzählte den Kindern im Interview, wie sie den Krieg in Bosnien erlebte und wie sich die Sirenen vor den Boden- oder Luftangriffen anhörten. Sie sprach auch über ihre Flucht.

Die Informationen aus den Recherchen und Interviews der Schüler wurden für die Texte der zwölf Parcoursstationen verwendet. Dass die Eltern der Kinder in den Prozess mit eingebunden wurden, ist kein Zufall. «Wir Lehrpersonen wollen den Eltern zeigen, dass uns ihre Herkunft und ihre Person wichtig ist», sagt Bekir Akca.

Handy für Sinnvolles nutzen

Dass gerade ein Handyspiel als verbindendes Element eingesetzt werden soll, findet Akca nicht verkehrt. «Wir können die Realität nicht ausblenden», sagt er. Handys gehörten mittlerweile zum Alltag. Wichtig sei jedoch, diese sinnvoll einzusetzen. Der Parcours sei informativ und animiere dazu, aus dem Haus zu gehen. Morgen Abend wird der Parcours beim Kirchackerschulfest offiziell vorgestellt, schon jetzt ist er online.

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