Der Motorradclub aus dem Langriet

Die Liebe zu ihren Harleys und Männerfreundschaften: Das macht den Motorradclub Maniacs aus. Seit drei Jahren ist er im Neuhauser Langriet zu Hause.
«An diesem Tisch bin ich schon als kleiner Junge mit meinem Vater gesessen», sagt Roland Probst. Seine tätowierten Arme liegen auf dem Stammtisch im Neuhauser Schützenhaus Langriet. Unter einer Glasplatte des Tisches ist eine Landkarte der Region zu sehen. Das ehemalige Restaurant ist heute die Heimat des Motorradclubs Maniacs Schaffhausen. Es handelt sich um einen Ableger – «Chapter» – der Maniacs, die auch im Aargau und in Basel zu Hause sind (siehe Box).
Brachiale Wirkung
Probst ist Präsident des Schaffhauser Chapters. Ein entsprechender «President»-Aufnäher prangt auch auf seiner schwarzen Lederkutte, links auf der Brust. Die Kutte samt Club-Emblem ist Ausdruck der Zusammengehörigkeit der Mitglieder. Und sie hat, gepaart mit ein paar Tattoos und der Harley, auf manche Menschen eine abschreckende Wirkung. Besonders, wenn mehrere Biker miteinander ausfahren. «Das kann schon etwas brachial wirken», sagt Probst.
Für die Maniacs – zu Deutsch: die Wahnsinnigen, Verrückten – sei es daher auch nicht einfach gewesen, ein Clubhaus zu finden, als sie vor einigen Jahren auf der Suche waren. «Wir sind nun mal kein Blasmusik- oder Gesangsverein.» Umso dankbarer ist man der Gemeinde Neuhausen, dass diese dem Club 2014 nach intensiver Suche das Schützenhaus vermietet hat. Auch den Neuhauser Anwohnern habe man wohl inzwischen beweisen können, dass man nichts Böses im Schilde führe, sagt Probst.
Biker mit guter Küche
Die Maniacs veranstalten jeden Monat einen öffentlichen Anlass im Langriet – sei es ein Spaghettiessen, eine Metzgete oder ein Buurezmorge. «Mittlerweile kommen stets um die 80 Leute, darunter auch einige Neuhauser», sagt er, «wir haben fast immer volles Haus.» Die Gäste seien oft erstaunt, wie gut das Essen sei. «Kulinarik erwartet man von einem Motorradclub nicht.» Roland Probst jedoch ist diplomierter Küchenchef. «Wir haben alle ganz normale Jobs», merkt er an.
Allfällige Schwellenängste abbauen
Die Events im Schützenhaus bewirbt der Club online. Er hat auch weitere Schritte unternommen, um sich bei der Bevölkerung bekannt zu machen. Im letzten Jahr hatten die Maniacs einen Stand am Neuhuuser Fäscht. Auch ist der Motorradclub mittlerweile Mitglied des Ortsmarketings und hat bei einem internen Treffen die Vertreter anderer Neuhauser Vereine kennengelernt. Probst macht klar, dass der Club sich in der Gemeinde integrieren und allfällige Schwellenängste abbauen will. Der kontinuierliche Zuwachs der Gäste an den Events zeige, dass das anfängliche Stirnrunzeln, das die Bezeichnung «Rocker und Biker» bei Einzelnen auslöse, unbegründet sei.
«Seit mehr als 30 Jahren haben wir hier in der Schweiz unser eigenes System und unsere eigenen Regeln, was die Motorradclub- und Bikerszene betrifft», sagt Probst. Er spricht von einem freundschaftlichen und friedlichen Verhältnis innerhalb der Szene.
«Das Motto ‹Einer für alle – alle für einen› ist bei uns Programm.»
Roland Probst, Präsident der Maniacs Schaffhausen
Ein Motorradclub ist kein Verein wie jeder andere. Der Club ist für die Mitglieder mehr als ein Hobby, er ist ein Lebensgefühl und eine Einstellung. Die Maniacs verbringen jedes Wochenende miteinander. Probst beschreibt den Club als eine Art erweiterte Familie, in der man sich in allen Lebenslagen aufeinander verlassen können muss. «Das Motto ‹Einer für alle – alle für einen› ist bei uns Programm.»
Hangaround, Prospect, Member
Der Aufnahmeprozess ist daher streng. Zunächst einmal dürfen nur Männer in den Verein, der auch als Bruderschaft bezeichnet wird, eintreten. Frauen und Familien seien aber stark in den Club eingebunden. Hat ein Motorradfahrer Interesse, durchläuft er eine Prozedur. «Es funktioniert ähnlich wie eine Rekrutenschule», sagt Probst. Begonnen wird mit einer mindestens dreimonatigen Zeit als «Hangaround» – eine Phase des Kennenlernens. Danach muss man mindestens ein Jahr als «Prospect», als Anwärter, absolvieren. «In dieser Zeit lernt der Anwärter alle Members sowie die clubinternen und -externen Biker-Richtlinien kennen», sagt Probst. Erst dann kann er ein Mitglied der Maniacs, ein «Wahnsinniger», werden.
Maniacs Verbindung zur «Rockarena» Herblingen
Die Maniacs Switzerland/Schaffhausen sind aus einem anderen Club heraus entstanden: Im Oktober 2009 gründete sich der Good Time Biker’s Motorradclub. 2010 baute dieser im Herblingertal die «Rockarena» als Clubhaus und Eventlokal auf. Nach vier Jahren entschied sich ein Teil der Mitglieder für einen Neustart als «Chapter» (Ableger) des Schweizer Motorradclubs Maniacs Switzerland, die auch Clublokale in Zofingen und Basel haben. Seit Juni 2014 sind die Maniacs nun im Schützenhaus Langriet zu Hause. Die nächste öffentliche Veranstaltung im Clubhaus ist der Büezer-Znacht am kommenden Samstag um 19 Uhr.