«Oft bringen Töchter die Mütter mit»

Edith Fritschi | 
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Pony M. lacht gern und liebt es, das Publikum zum Lachen zu bringen. «Humor ist wichtig», sagt sie. Bild: zvg

Pony M. ist eine der erfolgreichsten Bloggerinnen in der Schweiz. Ihr Name erinnert nicht von ungefähr an die Discoformation Boney M. Doch Pony M. singt nicht, sondern unterhält die Leute bestens.

Ums menschliche Dasein, um den Alltag, um Gut und Böse und darum, was sich in der Welt abspielt, geht es in den Kolumnen, im Facebook-Blog und in den Büchern von Pony M. alias Yonni Meyer. Nun kommt sie mit dem neusten Produkt, «Dini Mueter», in die Kammgarn.

Sie schwimmen auf der Erfolgswelle, Pony M. Über 64 000 Follower auf Facebook, einen Blog bei Watson und nun schon das vierte Buch. Wunschlos glücklich?

Pony M.: Es läuft tatsächlich super, aber ich hebe nicht ab. Und freue mich, dass ich von meinen Büchern und der restlichen Tätigkeit leben kann, und das seit gut fünf Jahren. Das habe ich anfangs nicht erwartet. Aber mir ist klar, dass Erfolg auch etwas Fragiles ist, und freu mich einfach, so lange ich ihn habe.

Keine Angst vor Neidern, Angriffen und schlechter Kritik?

Natürlich ist man, vor allem auch im Netz, immer ausgestellt und Angriffen ausgesetzt. Und ich müsste lügen, wenn ich sagte, es mache mir nichts aus, wenn Kommentare unter die Gürtellinie zielen, oder wenn man, besonders als Frau, mal auf die Schlampenebene gehoben wird. Meine Bekannten sagen dann zwar immer, sich sollte mir eine dickere Haut zulegen, aber das halte ich für falsch und will es auch nicht. Klar, tut Kritik weh, aber das muss man aushalten, und oft steckt ja ein wahrer Kern darin. Dann arbeitet man auch an sich. Prinzipiell freue ich mich natürlich über das Feedback im Netz – und dass man die Leute auf eine Art packen kann.

Sie tun das mit Witz, nehmen kein Blatt vor den Mund und überspitzen ihre Aussagen. Auf was können Sie nicht verzichten?

Ganz klar auf den Humor, der begleitet mich durchs Leben wie ein roter Faden – in der Theorie und in der Praxis. Ich habe ja auch Psychologie studiert, in Fribourg, und habe dort Humorforschung betrieben, um herauszufinden, dass die Praxis lustiger ist als die Theorie.

Sie bringen auch andere gern zum Lachen?

Ja, das ist schön. Ich habe schon als Kind angefangen, die Leute zu unterhalten, war oft der Pausenclown, und nun, wo ich mich auch beruflich dem Thema Humor in verschiedenen Facetten und praktisch widmen kann, ist das für mich ein grosses Glück. Übrigens bin ich auch privat fast nur mit Leuten zusammen, mit denen ich lachen kann und die mich selbst zum Lachen bringen.

Ihre Masterarbeit haben Sie zum Thema Schadenfreude verfasst. Ist das lustig?

Nein, und ich selbst bin alles andere als ein schadenfroher Typ. Eher mitfühlend und voller Empathie.

Nun sind Sie auf Leserreise und machen in der Kammgarn halt. Nicht zum ersten Mal …

Nein, da war ich schon 2016 und davor, und es ist für mich immer ein Heimspiel, wenn ich in Schaffhausen oder Winterthur auftrete. Da kommen Schulkollegen, Verwandte und Bekannte. Die Kammgarn kenne ich gut, hier war ich früher ja oft im Ausgang, und so ist das für mich ein besonderer Ort, wo ich den Leuten direkt begegnen kann.

Also lieber Lesungen als bloggen?

Es ist auf jeden Fall unmittelbarer. Ich erlebe Begegnungen mit vielen Menschen – einzeln oder in der Gemeinschaft –, und ich gehe gern mit ihnen den Alltag mit all ­seinen Tücken durch. In meinen Büchern sind ja ausgewählte Kolumnen und Beiträge darüber.

Nun heisst Ihr Buch «Dini Mueter». Hat es denn auch viele Mütter im Publikum?

Tatsächlich ist der grösste Teil des ­Publikums weiblich, und oftmals bringen Töchter die Mütter mit. Jedenfalls war das bisher so auf der Tournee.

Lesen Sie gern und viel?

Sie meinen Bücher? Vor allem sammle ich Informationen, die ich wieder beim Schreiben verarbeite. Ich lese schon, aber nicht nonstop und dauernd.

Gibt es ein Lieblingsbuch?

Hab ich: Markus Werner. «Bis bald». Das ist für mich eine Art Ode ans Warten und Anhalten. Etwas, was ich selbst nicht so gut kann. Ich lebe eher von der Dynamik. Und ich bewundere das stille unaufgeregte Schreiben. Alles hier ist «reduced to the max». Auch «Zündels Abgang» mag ich sehr. Das haben wir in der Schulzeit an der Kanti gelesen. Als Lehrer habe ich Markus Werner aber nicht mehr erlebt.

Welche Schriftsteller schätzen Sie sonst?

Dürrenmatt – vor allem seine Krimis. Die habe ich schon mehrmals gelesen.

Sind Sie ein politischer Mensch?

Jedenfalls bin ich nicht jemand, der die Leute beeinflussen und manipulieren will oder Abstimmungsempfehlungen gibt. Ich gehöre keiner Partei an, auch wenn ich mich klar links positioniere. Nur bei der Durchsetzungs-Initiative habe ich dazu aufgerufen, Nein zu stimmen. Ansonsten ist es mir wichtig, den Leute zu sagen, dass sie sich informieren sollen und sich Gedanken über Leben und Gesellschaft machen.

Was ist wichtig in unserer Zeit?

Wir sollten uns mehr umeinander kümmern. Das Problem ist die Vereinzelung und dass die Leute nicht mehr kommunizieren.

Sagt jemand, der im Netz unterwegs ist …

Ich nutze das, um auf die Werte hinzuweisen, die das soziale Gefüge zusammenhalten. Ich liebe die Menschen – sie sollen sich gegenseitig Sorge tragen.

 

Pony M.

Freitag, 4. Mai, 20.30 Uhr, Kammgarn, Schaffhausen.

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