Nach 17 Jahren wird der Schlussstrich gezogen und die Genussregion aufgelöst

Sandy Hedinger | 
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Fritz Vögele wurde für sein grosses Engagement in den vergangenen über 30 Jahren und zuletzt für seine neun Jahre als Präsident der Genussregion geehrt. Bild: Roland Müller

In Wilchingen haben die Mitglieder vom Trägerverein Genussregion dessen Auflösung beschlossen. 2008 wurde das Projekt regionale Entwicklung Wilchingen-Osterfingen (PREWO) gestartet und vor zehn Jahren in die Genussregion Wilchingen Osterfingen Trasadingen überführt.

Im Dezember 2008 trafen sich im Storchensaal rund 60 Personen aus Wilchingen und Osterfingen, um sich über das angestossene Projekt Regionale Entwicklung Wilchingen-Osterfingen (PREWO) erstmals informieren zu lassen. Das Ziel der PREWO war, die Wertschöpfung von Landwirtschaft, Tourismus und Gewerbe in der Gemeinde zu steigern. Ein Schwerpunkt wurde dabei auf die Bergtrotte in Osterfingen gelegt, die durch einen Ausbau einer ganzjährigen Nutzung zugeführt werden sollte. Wenige Jahre später stiess dann auch die Gemeinde Trasadingen dazu, und 2014 wurde PREWO in den heutigen Trägerverein der Genussregion Wilchingen Osterfingen Trasadingen überführt.

Zahlreiche Projekte wurden umgesetzt

Basierend auf eingereichten Businessplänen und Ideen sind im Rahmen des Bundesprogrammes Projekte Regionaler Entwicklung (PRE) Leistungsvereinbarungen abgeschlossen worden. Damit flossen Gelder in Millionenhöhe vom Bund und dem Kanton bis Ende 2018 in die Region. Damit sind zahlreiche Projekte von der Renovation und Erweiterung der Bergtrotte, erlebnisbare Weinkeller, der Erlebnisweg «Räuber, Römer und Genuss» bis hin zum «Fäschtruum» von Tabitha und Beat Hallauer auf dem Wilchingerberg umgesetzt worden, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Im Jahr 2024 zählte der Verein 35 Leistungsträger.

Tiefere Beiträge an den Trägerverein

An die Fördergelder waren auch strenge Vorgaben und Bedingungen geknüpft. Alle Leistungsträger mussten seither jährlich ihre Zahlen offenlegen, die auch in einem Gesamtbericht nach Bern übermittelt wurden. Ausserdem bestanden Leistungsvereinbarungen mit den beiden Gemeinden Wilchingen und Trasadingen, die eingehalten werden mussten. Diese werden nun am 31. Dezember 2025 enden.

Die Leistungsträger hatten in der Startphase ein Prozent der Fördergelder an den Trägerverein abzuliefern. Dieser Beitrag wurde 2024 auf 0,5 Prozent gekürzt, um die Trägerorganisation und die Aktivitäten zu finanzieren. Ende 2024 waren im Verein 71 natürliche und weitere 11 juristische Mitglieder sowie 35 Leistungsträger organisiert.

Statutenänderung an ausserordentlicher Versammlung

Die Mitglieder wurden am Dienstagabend bereits um 19 Uhr eingeladen, um an einer ausserordentlichen Generalversammlung eine Statutenänderung zu beschliessen. Dabei stand der Artikel «Auflösung des Vereins» im Fokus. Dieser wurde sehr streng abgefasst, und es bestand kaum die Möglichkeit, mit der darin geforderten Zweidrittelmehrheit von mindestens 75 Prozent der Mitglieder den Verein in angemessener Zeit aufzulösen. Auch war festgehalten, dass das verbleibende Vereinsvermögen anteilsmässig an Trasadingen und Wilchingen zufliessen muss. Nach der Änderung der Statuten reichte nach dem einstimmigen Votum der anwesenden 25 Mitglieder das einfache Mehr für die Auflösung, und die finanziellen Mittel fliessen in einen sehr eng gefassten Fonds für gezielt beschriebene Förderungszwecke.

Die Teilprojektträger steuern den grössten Batzen bei

Um 20 Uhr startete die ordentliche Generalversammlung, zu der zwei weitere Mitglieder dazustiessen. Vereinspräsident Fritz Vögele führte sehr zügig durch die Traktandenliste. Über die Fachstelle «Landschaft und Wein» sind 142 Angebote gebucht worden, damit konnten 2301 Gäste in der Region empfangen werden. Finanziell steuerten die Teilprojektträger mit einer Prämie von 0,5 Prozent 23’800 Franken bei, was einem finanziellen Projektvolumen von 4760 Millionen Franken entspricht und den grössten Teil der gesamten Einnahmen des Vereins von 51’150 Franken generiert hat. Bei einem Aufwand von knapp 57’900 Franken, resultierte ein Minus von 6750 Franken. Beim Budget für das laufende Jahr werden sämtliche fällige Jahresbeiträge erlassen, und man rechnet mit einem Aufwand von knapp 50’000 Franken und einem Aufwandüberschuss von 37’050 Franken.

Vereinsauflösung drängte sich auf

Schlussendlich stand auch das Traktandum um die Auflösung des Vereins an. Bereits im vergangenen März wurde an einer Informationsveranstaltung über die Auflösung rege diskutiert. Diese wurde mit Bedauern, aber mit viel Verständnis aufgenommen. Geschäftsführerin Pia Sulser erinnerte vor den 27 Mitgliedern daran, dass der Verein seit 2019 bereits 20 Prozent seiner Mitglieder verloren hat. «Der Verein spürt auch den Rückgang der Freiwilligenarbeit», führte sie weiter aus. Zudem zeichnete sich auch im Vorstand ein beachtlicher Aderlass ab, was eine nahezu vollständige Erneuerung nötig gemacht hätte.

«Der Verein spürt auch den Rückgang der Freiwilligenarbeit.»

Pia Sulser, Geschäftsführerin Genussregion Wilchingen Osterfingen Trasadingen

Auf Ende 2025 endet die Pflicht vom Reporting an die übergeordneten Stellen, sodass grundsätzlich einer Auflösung nichts mehr im Wege stand. Diskussionslos wurde dieser Antrag des Vorstandes mit einer einzigen Enthaltung genehmigt und somit die Auflösung der Genussregion Wilchingen Osterfingen Trasadingen beschlossen. Mit dem Beschluss wird der in den Statuten festgelegte Zweck «Förderung des Kultur- und Lebensraums» an die Fachstelle «Landschaft und Wein» ausgelagert.

Vermögen fliesst in einen Fonds für die Tourismusförderung

Die noch vorhandenen Vermögenswerte von mutmasslichen 150’000 Franken, die von den Leistungsträgern eingebracht worden sind, fliessen in einen von der Fachstelle «Landschaft und Wein» verwalteten Fonds. Diese Gelder dürfen ausschliesslich für die Förderung und Unterstützung touristischer Aktivitäten in den Gemeinden Wilchingen mit Ortsteil Osterfingen und Trasadingen eingesetzt werden. Für die Sicherstellung der Administration wird zudem pro Jahr eine Pauschale von 8000 Franken an die Fachstelle zugesichert.

Bereits vor längerer Zeit hat Fritz Vögele seinen Rücktritt als Präsident des Vereins angekündigt. Zugleich wollten auch die weiteren Vorstandsmitglieder Maja Tappolet, Andreas Rüedi, Stephan Keller, Hansruedi Meier und Beat Hedinger demissionieren. Mit dem nun erfolgten Auflösungsbeschluss erklärten sie sich aber bereit, gemeinsam die Vereinsauflösung mit allen damit verbundenen Pflichten zu Ende zu führen.

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