Die Schule Beringen geht neue Wege

Alexander Hongler | 
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Die Initianten: Florian Wohlwend (l.), Martin Schönenberger und Monika Litscher. Bild: Alexander Hongler

Um in der Bevölkerung noch sichtbarer zu werden, hat die Schule Beringen eine Plakat­kampagne gestartet, um so motivierte Personen zu erreichen und die Schule als einen attrak­tiven Arbeitsort zu präsentieren.

Der Lehrpersonenmangel beschäftigt das ganze Land. Immer mehr Schulen haben Schwierigkeiten, ihre Stellen mit ausgebildeten Fachkräften zu besetzten. Ein abgeschlossenes Studium an einer pädagogischen Hochschule ist längst nicht mehr die Voraussetzung, um vor einer Klasse stehen zu dürfen. Auch vor der Klettgauer Gemeinde Beringen macht diese nicht mehr ganz so neue Realität keinen Halt. An der Schule Beringen sind zurzeit sechs von 89 Stellen unbesetzt. Vor ­allem in der Oberstufe fällt es schwer, genügend Personal zu rekrutieren.

Quereinsteiger sind willkommen

Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, zeigt sich die Beringer Schul­leitung voller Tatendrang. Anhand ei­ner Plakataktion und einem schulintern produzierten Video wollen sie für den Beruf werben. Erreicht werden sollen auch Menschen ohne Lehrdiplom. «Ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer sowie Studienabgängerinnen und -abgänger würden bei der Stellensuche den offiziellen Weg über die Webseite des ­Kantons gehen», sagt Martin Schönenberger, Schulleiter der Oberstufe. Durch die Plakate erreiche man Interessierte, welche nicht den Weg über die Webseite wählen. Die Hemmschwelle, sich zu melden, sei somit kleiner.

Mit Interessierten ohne Lehrdiplom habe die Schule gute Erfahrungen gemacht, so Florian Wohlwend, Schul­leiter des zweiten Zyklus. «Bei uns ­arbeiten aktuell drei Personen ohne ­Di­plom. Wir sind sehr zufrieden mit ihnen.» Ein wohlwollender Mensch ohne Diplom sei wertvoller als gar keiner oder eine schlechte Lehrperson mit Diplom. Auch dank des kantonalen Begleitungsprogramms «Ready for teaching» können Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger leichter in ihrem neuen Beruf Fuss fassen, ergänzt Schönenberger.

Tiefe Kosten für die Werbeaktion

Die Herstellung der zwölf Plakate, welche quer durch die Gemeinde Beringen verteilt wurden, kostete die Gemeinde nur knapp 500 Franken. Dies sei eine überschaubare Investition, von der man sich viel erhoffe, so die Ini­tianten.

«Es muss unbedingt ein berufsbegleitendes Ausbildungsmodell geschaffen werden. Angehende Lehrerinnen und Lehrer sollen ab dem ersten Ausbildungsjahr im Beruf arbeiten.»

Martin Schönenberger, Schulleiter der Oberstufe Beringen

Das Werbevideo, welches für die Schulwebseite und für Youtube produziert wurde, ist ein Eigenprodukt. «Wir haben keinen Sinn darin gesehen, für viel Geld ein professionelles Video drehen zu lassen», sagt Schönenberger. «Alle Ressourcen, die wir für diese Aktion brauchten, haben wir im Haus.» Die Musik fürs Video beispielsweise wurde von einer Musiklehrerin der Schule komponiert. Die Kamerafahrt über das Schulareal hat ein ehemaliger Schüler mit seiner Drohne gemacht.

Langfristig muss sich etwas ändern

Das Motto der Beringer Schulleitung ist zwar «handeln statt jammern», doch langfristig müssen für die Situation in den Schulen nachhaltige Lösungen gefunden werden, da sind sich die Schulleitungen einig. «Die Lehrpersonenstrukturierung ist eine Aufgabe von ­Gemeinde und Kanton», sagt Martin Schönenberger. Es müssten Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen werden, der Lohn müsse konkurrenzfähig sein, und die Wege für Quereinsteigerinnen so­wie Quereinsteiger müssten erleichtert oder überhaupt ermöglicht werden. «Es muss unbedingt ein berufsbegleitendes Ausbildungsmodell geschaffen werden. Angehende Lehrerinnen und Lehrer sollen ab dem ersten Ausbildungsjahr im Beruf arbeiten.»

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