60 Weihnachtsbäume zu verschenken

Elena Stojkova | 
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Morgen wird Albin von Euw, Küchenchef des Restaurants Gemeindehaus in Beringen, vor dem Restaurant 60 Christbäume verschenken. Bild: Elena Stojkova

Vor dem Restaurant Gemeindehaus in Beringen werden morgen zwischen 16 und 18 Uhr 60 Tannen verschenkt. Wer möchte, kann trotzdem etwas in die Kasse geben und damit etwas Gutes tun.

Einsam steht ein Christbaum vor dem Restaurant Gemeindehaus in Beringen. Morgen aber werden hier für kurze Zeit 60 weitere Tannen stehen: bereit, um von 16 bis 18 Uhr verschenkt zu werden. Denn mancherorts könne ein Weihnachtsbaum ziemlich teuer werden, sagt Albin von Euw, Küchenchef des Restaurants Gemeindehaus in Beringen. «Finanzschwächere Familien sollen zu Weihnachten ebenfalls einen Christbaum aufstellen können.» Schön fände er es deshalb, wenn nicht vor allem Grossverdiener mit ihren teuren Autos vorfahren würden, um sich einen Gratisbaum zu holen.

Auch wenn die Tannen kostenlos abgegeben werden, wird ein Kässeli aufgestellt. Wer möchte, kann so etwas für die Aids-Hilfe Schaffhausen spenden. Bei der Aktion wird das Restaurantteam ehrenamtlich Glühwein für fünf und Punsch für zwei Franken verkaufen. Pro Getränk geht ein Franken für Materialkosten weg – der Rest geht ebenfalls an die Aids-Hilfe Schaffhausen. «Ich stelle mir das so vor: Die Kinder suchen mit ihren Eltern gemütlich einen Weihnachtsbaum aus, und wenn sie sich dabei an einem Getränk wärmen, tun sie bereits etwas Gutes.»

«Entsorgen wäre sinnfrei»

Die 60 Christbäume stammen von ­einem anonymen Spender, der sie einem Klettgauer Bauern abgekauft hat. «Wenn Sie ein Fest veranstalten, 20 Flaschen Wein kaufen und 4 Flaschen übrig bleiben, schenken Sie diese vielleicht Ihrem Nachbarn – genauso verhält es sich mit den Christbäumen», sagt von Euw. «Der Spender hat 60 gesunde, schöne Schweizer Bäume zu viel bestellt und möchte sie nun verschenken.» Am vergangenen Sonntag habe der Spender sich bei von Euw gemeldet und ihm von den übrigen Bäumen erzählt, worauf die Idee der Schenkaktion entstanden sei.

«Bereits abgeschlagene Bäume zu entsorgen, bevor sie als Weihnachtsbäume genutzt wurden, wäre sinnfrei.»

Albin von Euw, Küchenchef im Restaurant Gemeindehaus, Beringen

Ehrenamtlich wird die Firma Schraff & Müller GmbH die Tannen zum Restaurant transportieren. Die Christbaumverkäufer wird die Aktion vielleicht weniger freuen. «Aber die bereits abgeschlagenen Bäume zu entsorgen, noch bevor sie als Weihnachtsbäume genutzt wurden, wäre sinnfrei», sagt von Euw. Auch in seinem Alltag als Gastronom sei das Nichtverschwenden von Produkten stets Thema. «Wenn es nicht nötig ist, ­etwas wegzuwerfen, ist es auch nicht sinnvoll», sagt er.

Diskriminierung von HIV-Positiven

Dass Albin von Euw mit der spontanen Schenkidee auf die Aids-Problematik aufmerksam macht, schätzt Iren Eichenberger, Leiterin der Aids-Fachstelle Schaffhausen. «Mit solchen Spenden können wir Betroffenen in Schaffhausen direkt und flexibel helfen», sagt sie. In den letzten Jahren habe es viele Meldungen über erfolgreiche HIV-Therapien gegeben, denn es gebe Medikamente, die Betroffenen eine gute Lebensqualität ermöglichten. «Aber nur weil HIV heute kein Todesurteil mehr ist, heisst das nicht, dass das Grundproblem gelöst ist.» Betroffene brauchten trotzdem laufend Behandlung. «Und leider hat die Gesellschaft ihre Einstellung gegenüber der Krankheit nicht geändert: HIV-positive Menschen werden weiterhin diskriminiert – von Versicherungen, von Arbeitgebern.» Sie könnten nicht zu ihrer Krankheit stehen, obwohl sie, wenn sie die HIV-Medikamente nach Plan einnähmen, nicht ansteckend seien.Vor ein paar Jahren hatte von Euw der Aids-Hilfe Schaffhausen an einer Public-Viewing-Veranstaltung in Beringen Platz für ihren Stand zur Verfügung gestellt. Seitdem pflegen er und Eichenberger regen Kontakt. «Über Aids und HIV diskutiert man nicht gerne öffentlich – genauso wenig wie über Sexualität, die damit zusammenhängt», sagt von Euw. Mit der Weihnachtsbaum-Aktion will er also einerseits ein Zeichen gegen die Diskriminierung von HIV-Positiven setzen und andererseits Kinderaugen zum Glänzen bringen. «S hät, solang’s hät», sagt er.

 

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