Schlussbericht zum Flugzeugabsturz: Strömungsabriss und Kontrollverlust

Janosch Tröhler | 
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Bild: SHPol

Am 26. August 2016 stürzte in Löhningen ein Propellerflugzeug ab. Infolgedessen verstarb eine Passagierin. Nun haben die Behörden den Schlussbericht veröffentlicht.

Heute hat die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) den Schlussbericht zum Flugzeugabsturz in Löhningen vom 26. August 2016 veröffentlicht. Darin kommt die Behörde zum Schluss, dass «keine Anhaltspunkte für vorbestandene technische Mängel vorliegen, die den Unfall hätten verursachen oder beeinflussen können». Der gesundheitliche Zustand des Piloten war nicht beeinträchtigt.

Auch «die um wenige Kilogramm überschrittene höchstzulässige Abflugmasse hatte keinen entscheidenden Einfluss auf die Startleistung», schreibt die SUST weiter. Allerdings hätte das Flugzeug eine hecklastige Schwerpunktlage gehabt. Dies führe zu einem erhöhten Anstellwinkel im Flug. So folgert das SUST im Schlussbericht: «Der Unfall ist darauf zurückzuführen, dass das Flugzeug nach dem Abheben infolge einer unzweckmässigen Starttechnik kaum an Höhe gewann und aufgrund eines Kontrollverlustes zu Boden stürzte». Beigetragen dazu haben die hecklastige Schwerpunktlage und die mangelhaft dokumentierte Leistungsdaten des Propellers.

Das geschah am Tag des Absturzes

Das SUST beschreibt in ihrem Bericht detailliert die Ereignisse des tragischen Unfalls, der ein Menschenleben forderte. Hier ein bearbeiteter Auszug aus dem Bericht:

Am Nachmittag des 26. August 2016 fand auf dem Flugfeld Schaffhausen ein Jahresanlass des Gewerbevereins Klettgau statt. Es standen unter anderem die Besichtigung der Segelflugzeuge sowie Rundflüge auf dem Programm. [...] Die dafür angekündigten Passagiere wurden durch die Piloten im Vorfeld auf zwei Flugzeuge aufgeteilt und die jeweiligen Masse- und Schwerpunktsberechnungen erstellt. Ebenso wurde eine Berechnung der Startstrecke durchgeführt. Nach einem allgemeinen Briefing zu Wetter und Daily Airspace Bulletin Switzerland wurde der Rundflugbetrieb mit den zwei Motorflugzeugen, darunter auch die als HB-EQN eingetragene Robin DR 400/180 R um 14:45 Uhr aufgenommen.

Nachdem der Pilot mit der HB-EQN zwei Rundflüge mit je zwei Passagieren durchgeführt hatte, betankte er das Flugzeug mit zusätzlich 65 Liter Flugbenzin für einen weiteren Rundflug, da sich spontan nochmals drei Personen angemeldet hatten. Im Vorfeld zum Flug erfragte der Pilot die Gewichte der Passagiere und liess sich diese nochmals von ihnen bestätigen. Danach berechnete er anhand dieser Angaben die Masse und den Schwerpunkt des Flugzeuges. Da für den Piloten keine Einschränkung punkto Schwerpunktsberechnung vorlag, liess er die Passagierin auf ihren Wunsch vorne rechts Platz nehmen und bat die zwei anderen Passagiere, sich auf den beiden hinteren Sitzplätzen zu setzen. [...]

Der Pilot löste in der Startposition die Radbremsen [...] und startete kurz vor 19:05 Uhr mit maximaler Motorleistung und bei leichtem Gegenwind mit drei Passagieren an Bord zum Rundflug. Die Beschleunigung der HB-EQN auf der Graspiste verlief laut Aussage des Piloten und der Passagiere normal und das Flugzeug hob nach einer Startrollstrecke von rund 375 m ab. Unmittelbar nach dem Abheben begann das Flugzeug nach links zu rollen und gewann kaum an Höhe. Gleichzeitig wurde von aussen ein ungewöhnlich hoher Anstellwinkel beobachtet. Die Rollbewegung sowie der hohe Anstellwinkel wurden sowohl von Augenzeugen als auch von den Passagieren wahrgenommen.

Der Pilot versuchte, die Flugrichtung mittels Ausschlag des Quer- und Seitenruders zu halten, was zwar die Rollbewegung verminderte, aber nicht stoppte. Er vermutete zuerst eine blockierte Steuerführung durch die Beine der Passagierin zu seiner Rechten. Dann wurde er gewahr, dass die Quer- und Seitenruder am mechanischen Anschlag waren. Über die Bordverständigungsanlage kommunizierte er ein technisches Problem und gab im Nachhinein an, dass er ein lautes Geräusch wahrgenommen habe. Die Passagiere hingegen konnten akustisch nichts wahrnehmen, wie sie später zu Protokoll gaben.

Es wurde beobachtet, dass das Flugzeug nach dem Abheben kaum an Höhe gewann und mit geringer Geschwindigkeit sowie hohem Anstellwinkel in einer Drift nach links über abfallendes Gelände flog. Der Pilot habe die Steuer nicht als weich wahrgenommen und die Warnung für einen Strömungsabriss [...] an den Tragflügeln sei erst im letzten Abschnitt des Fluges erfolgt.

Der Pilot bemerkte, dass das Flugzeug nicht mehr flugfähig war und steuerte ein vor ihm liegendes Sonnenblumenfeld an, in der Hoffnung, der Bewuchs helfe das Flugzeug bei der Notlandung auszurichten. Augenzeugen nördlich des Flugfeldes beobachteten, wie das Flugzeug stark angestellt aus geringer Höhe plötzlich über den linken Flügel abkippte und auf den Boden prallte. Dabei wurde beobachtet, wie die Nase des Flugzeuges nach einem ersten Kontakt des Hauptfahrwerkes in den harten, ausgetrockneten Boden gerammt wurde. Die Flugzeit betrug rund eine Minute.

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