Hilfe für ukrainische Waisenkinder: Dieser Stettemer liefert persönlich Spielzeug und Schulmaterial nach Kiew

Damiana Mariani | 
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Portrait von von Chrisian Giddey. Christian Giddey bringt Hilfsgᅢᄐter in die Ukraine, am Donnerstag, 6. Mᅢᄂrz 2025. (Melanie Duchene / Schaffhauser Nachr
Bereits vor drei Jahren fuhr Christian Giddey zur polnisch-ukrainischen Grenze, um den Geflüchteten vor Ort zu helfen, nun begibt er sich ins Landesinnere. Bild: Melanie Duchene

Bereits vor drei Jahren haben Christian Giddey und Jan von Bergen Hilfsgüter zur ukrainischen Grenze gebracht, um den Geflüchteten vor Ort zu helfen. Nun kehren die beiden zurück und reisen dieses Mal ins Landesinnere. Dort möchten sie ein Kinderheim unterstützen.

Am Samstagmorgen um 8 Uhr startet Christian Giddey den Motor seines roten VW-Busses und fährt zusammen mit einem Freund, Jan von Bergen, von Stetten in Richtung Ukraine. Die beiden nehmen die Route durch Deutschland und Polen. Rund 22 Stunden dauert die Fahrt. Rechnet man die Pausen dazu, sollten sie am Sonntagabend ankommen.

Den VW-Bus haben Giddey und von Bergen am Freitag randvoll gefüllt mit allerlei Spielzeug und Schulmaterial, Basketballkörbe, Puzzles, Lernspiele, Schreib- und Malsachen. Diese bringen sie Kindern in Kiew, genauer einem Kinderheim, in dem 96 Kinder leben. «Viele von ihnen sind behindert, kommen aus sehr armen Familien», sagt Giddey. «Sie haben durch den Krieg ihr Zuhause verloren und manchmal auch ihre Eltern.»

«Es ist traurig, was im Moment passiert. Und wenn wir helfen können, tun wir das, auch wenn es nur im kleinen Rahmen ist.»

Christian Giddey

Der Krieg belastet

Der Stettemer hatte schon vor drei Jahren mit von Bergen Hilfsgüter für geflüchtete Ukrainer beschafft. Damals waren es Winterkleidung und Lebensmittel, und damals hatten Giddey und von Bergen bei der polnisch-ukrainischen Grenze, in Medyka, Halt gemacht. Nun werden sie die Grenze überqueren und sich ins Landesinnere der Ukraine wagen.

Giddey plant, eine Woche vor Ort zu bleiben, in Stein gemeisselt ist das aber nicht. Er möchte es auf sich zukommen lassen, sagt der 38-Jährige, selbst Vater einer Tochter. Seine Frau habe Mühe gehabt, als er ihr von seinem Vorhaben erzählt hat. «Aber sie weiss auch: Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, bin ich nur schwer davon abzubringen.»

Es tue gut, die Realität zu sehen, findet Giddey. Allzu schwer verdaulich findet er das nicht. Es ist vielmehr der Krieg an sich, der ihn belastet. «Die Bomben- und Drohnenangriffe. Die vielen Menschen, die sterben. Das nimmt mich mit.» Vor Ort zu helfen, hingegen sei eine dankbare, eine schöne Sache.

Verschwundene Frauen und Kinder

Giddey erinnert sich, wie sie damals, bei Kriegsausbruch vor drei Jahren, nach Medyka gefahren sind, um zu helfen. Alles sei drunter und drüber gegangen. Viele waren in das polnische Dorf nahe der Grenze gekommen, um zu helfen. «Es war chaotisch», sagt Giddey. Schliesslich haben sie mit Giddeys VW-Bus auch Transporte für Geflüchtete angeboten. «Wir haben gehört, dass immer wieder Frauen und Kinder spurlos verschwinden. Also haben wir angefangen, Transporte zu organisieren und auch selbst welche zu polnischen Flüchtlingsheimen durchgeführt.» Es sei eine nervenaufreibende Zeit gewesen. «Wir haben kaum geschlafen.»

Zurück zu den Bedürftigen wollten Giddey und von Bergen schon lange. Aber die Kommunikation mit den Kontaktpersonen in der Ukraine, in diesem Fall einer deutschen Schule, die an eine ukrainische Schule verwies, war nicht immer einfach. Das Ein- und Ausreisen dürfte nun aber kein Problem sein, meinte Giddey. «Ein gültiger Reisepass reicht und sollte es unerwartet Schwierigkeiten geben, wenden wir uns an das Rote Kreuz vor Ort.»

«Wir haben gehört, dass immer wieder Frauen und Kinder spurlos verschwinden. Darum haben wir angefangen, Transporte zu organisieren.»

Christian Giddey

Ihre Hilfsaktion ist für Giddey und von Bergen wichtig. Gerade jetzt, mit Trumps Machtgebaren auf der politischen Bühne. «Es ist traurig, was im Moment passiert. Und wenn wir helfen können, tun wir das, auch wenn es nur im kleinen Rahmen ist», sagt Giddey. Klein aber ist dieser Rahmen keineswegs, dem 38-Jährigen liegt viel daran, dass die Kinder den Krieg für einen Moment vergessen können. Er wolle Ausflüge mit ihnen machen, ihre Familien besuchen, wenn sie noch welche haben, dort Hilfe anbieten und mit ihnen weiter in Kontakt bleiben. Giddey hält einen Moment inne, als hätte er zu viel gesagt. «Sagen wir es so: Ich habe noch viel vor, was das sein wird, wird sich zeigen, das entscheide ich dort.»

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