Antisemitismus-Vorfall an Schule Buchthalen - die Schulbehörde reagiert

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An der Schule Buchthalen kam es zu einem antisemitischen Vorfall mit Konsequenzen. Bild: Julian Blatter

An der Sekundarschule Buchthalen wurde eine antisemitische Zeichnung gefunden. Die Schulbehörden haben die beteiligten Kinder suspendiert. Die Schulbehörde sagt, dass sich antisemitische Schmierereien mehren. Nun soll eine Fachstelle intervenieren.

von Dario Muffler und Lucas Blumer

Zwei Schülerinnen und ein Schüler der Sek Buchthalen haben eine antisemitische Zeichnung mit ihrer Lehrerin und eines Mitschülers als Opfer erstellt. Die Schulbehörde, der Schaffhauser Stadtschulrat, hat die drei in der Folge für anderthalb Tage suspendiert. Ein vierter Schüler, der mutmassliche Drahtzieher der Aktion, zeigte sich bisher nicht geständig – weshalb er auch noch nicht suspendiert werden konnte. Gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten» bestätigt Werner Bächtold, Präsident des Stadtschulrats, die Umstände, welche das Onlineportal «kath.ch» als erstes veröffentlicht hat.

«Wir arbeiten daran, dass der Schüler sein Fehlverhalten einsieht.»

Werner Bächtold, Stadtschulratspräsident

Bereits seit diesem Montag sind die suspendierten Schüler wieder im Unterricht, wie Bächtold sagt. Die vierte Person hatte am Freitag ein weiteres Gespräch mit der Schulsozialarbeit. Nach wie vor zeigt sich der Junge, der bereits früher mit antisemitischen Symbolen aufgefallen sein soll, nicht geständig. «Das ist natürlich unschön, aber wir arbeiten daran, dass er sein Fehlverhalten einsieht.» Zumal er schon früher wegen ähnlicher Vorfälle aufgefallen sei, wie Bächtold verrät. Die anderen drei Beteiligten seien derweil reuig, wie Bächtold verrät.

Der Lehrerin, die auf der Zeichnung abgebildet war, gehe es den Umständen entsprechend gut. «Wir haben ihr sofort Unterstützung angeboten», sagt Bächtold. Sie habe ihm gegenüber aber versichert, dass sie die Situation alleine bewältigen könne.

Präventionsanlass geplant

Vom Moment an, als der Vorfall bekannt geworden sei, habe der Stadtschulrat die Schulsozialarbeit sowie die Fach- und Beratungsstelle gegen Radikalisierung und gewalttätigen Extremismus bei der Schaffhauser Polizei eingeschaltet. Das sei Standard-Vorgehen in solchen Fällen. «Auf eine Anzeige haben wir verzichtet, was die Polizei ebenfalls als richtiges Vorgehen beurteilt hat», sagt Bächtold.

Mit den Täterinnen und dem Täter seien Gespräche geführt worden. Der Schulvorsteher habe zudem mit der Klasse, aus der die Täter kommen, über den Vorfall gesprochen.

Zusätzlich will der Stadtschulrat in den kommenden Wochen in allen Klassen der Sekundarschule Buchthalen eine Intervention durchführen. «Wir möchten, dass das Präventionsteam der Schaffhauser Polizei in den Klassen vorbeigeht und über Extremismus aufklärt», sagt Bächtold. «Die Sensibilisierung ist ein Dauerthema an den Schulen.»

Schulbehörde nimmt Eltern in Pflicht

Gegenüber Antisemitismus, Extremismus jeglicher Art und Rassismus herrsche eine Nulltoleranz, wiederholt Bächtold im Gespräch mehrmals. «Wir müssen tolerant sein mit unseren Mitmenschen und rote Linien definieren. Wenn diese überschritten werden, muss es Konsequenzen geben.» Eine Strafe sei in diesem Fall der Zeichnung sehr angebracht gewesen, aber eine längere Suspendierung der Schüler kaum sinnvoll, so der Schulpräsident.

Für Bächtold ist klar, dass in dieser Thematik nicht nur die Schule in der Verantwortung sei. «Die Erziehung ist auch Aufgabe der Eltern», sagt er. «Diese Themen müssen auch zu Hause regelmässig besprochen werden – und die Eltern müssen ein Vorbild sein.» Er habe den Eindruck, dass oft sehr schnell sämtliche Verantwortung auf die Lehrerinnen und Lehrer abgeschoben werde. «Generell sollten die Eltern darauf hinwirken, dass Mitmenschen nicht ausgegrenzt werden, weder wenn sie eine andere Hautfarbe haben noch wenn sie einer anderen Glaubensgemeinschaft angehören», sagt Bächtold auf die Frage, was er von den Eltern denn fordert.

Schmierereien halten auf Trab

«Kath.ch» berichtete neben dem Flyer an der Sek Buchthalen auch über ein Hakenkreuz auf einem Tischtennistisch. «Dieses ist inzwischen entfernt worden», sagt Bächtold. «Wir versuchen, solche Schmierereien immer möglichst rasch zu entfernen.» Und er sagt: Seit dem 7. Oktober, als der Krieg um den Gazastreifen ausgebrochen ist, hätte sich die Zahl der antisemitischen Vandalenakte gehäuft. «Das sind aber nicht alles Schülerinnen und Schüler gewesen», sagt Bächtold. Er vermute, dass die überwiegende Zahl der Täter erwachsene Leute gewesen seien – denn Schulhäuser und ihre Plätze sind nun mal öffentlich zugänglich.

Die Problematik ist mit den unmittelbaren Konsequenzen des aktuellen Vorfalls also nicht abgeschlossen. «Wir begleiten solche Vorfälle immer über längere Zeit», sagt Bächtold. Wie das im vorliegenden Fall genau geschehen soll, wird am kommenden Mittwoch an der nächsten Sitzung des Stadtschulrats besprochen.

Kanton macht weiter wie bisher

Was macht der Kanton, bei dem sämtliche Lehrpersonen angestellt sind? Während bei der Stadt in der Folge des Vorfalls Massnahmen ergriffen werden, wartet das Erziehungsdepartement ab, wie Ruth Marxer auf Anfrage sagt. Sie ist als Dienststellenleiterin Primar- und Sekundarstufe 1 beim Kanton zuständig für die Sekundarschule Buchthalen.

Marxer verweist auf die bereits existierenden Ressourcen für Lehrpersonen: Schulinspektoren, die bei Interventionen beraten und Informationen auf der Kantonswebsite sowie ein wöchentliches Rundmail an die Schulleitungen und Lehrpersonen.

Überhaupt sei sie erst durch die Medien über den Vorfall informiert worden: «Bis zum Erscheinen der Berichterstattung hatten wir keinerlei Kenntnis über den Vorfall», sagt Marxer.

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