Nach kurzer Zeit schrien sie freudig: «Gold!»

Alfred Wüger | 
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Die beiden Goldschürfer aus der Region, die inkognito bleiben wollen, bei einer erfolgreichen Probesondierung unterhalb des Rheinfalls. Bilder: Michael Kessler

1960 sang Johnny Horton: «Way up north, north to Alaska. We are going north. The rush is on». Und der Rush ist nicht vorbei! Nach Alaska allerdings muss niemand reisen, denn siehe, das Gold liegt viel näher. Es ist am Rheinfall zu finden, veritables, majestätisches Rheingold.

Morgenstund hat Gold im Mund. Das war offenbar das Motto der beiden anonym bleiben wollenden Goldschürfer, die neulich am Schalter der «Schaffhauser Nachrichten» vorsprachen, um ein Reporterteam einzuladen, sie bei einer Sondierungsschürfung nach Gold an den Rheinfall zu begleiten. Zunächst etwas skeptisch, regte sich die Neugier der Zeitungsmenschen rasch, zumal die Schürfer eine Urkunde vorzuweisen hatten, die bescheinigte, dass sie 2016 an der Europameisterschaft im Goldwaschen in Burgdorf teilgenommen hatten. Dass das Napfgebiet in der Schweiz ein Gold-Hotspot ist, ist ja allgemein bekannt, aber Schaffhausen?

Wir haben die glücklichen Goldsucher mit der Kamera bei ihren Schürfarbeiten begleitet.

Die beiden Goldschürfer lachten über unsere Bedenken und sagten, dass man natürlich die grösste Ausbeute hätte, wenn man von einer Arbeitsplattform mitten im Rheinfallbecken aus mit einem Bagger den Grund durchwühlen und das heraufgeholte Material anschliessend professionell auswaschen würde. Leider sei das gegenwärtig nicht möglich wegen der Laichzeit der Fische, aber für eine kleine, deswegen aber nicht weniger professionelle Probewaschung mit klassischer Goldpfanne sei am frühen Morgen die beste Zeit. Nicht zuletzt weil es dann noch nicht von Schaulustigen, Wanderern und Touristen, die den grössten Wasserfall Europas besuchen, wimmle.

Von John Wayne bis Franz Liszt

Dann war es so weit. Am Mittwochmorgen, um acht Uhr traf sich die Expedition unter der Leitung des einen Schürfers, eines promovierten Erdwissenschaftlers, der auch sogleich mit fachmännischem Blick eine passende Stelle ausmachte. «Selber habe ich schon mehrfach oberhalb des Rheinfalls Gold gewaschen», sagte er, «und selbstverständlich auch im Napfgebiet, aber leider muss ich sagen, dass mir ausser ein paar unscheinbaren Flittchen noch kein veritabler Nugget aus der Goldwäscherpfanne entgegenfunkelte.»

Die Rheingold-Expedition, wie die beiden Schürfer und das Reporterteam das aktuelle Unterfangen nannten, geriet kurz ins Stocken, weil ausser der professionellen Goldwäscherpfanne kein weiteres Werkzeug zur Hand war. Der Schreibende erzählte von Anfragen an Schaffhauserland Tourismus, in denen man sich nach der Möglichkeit erkundigte, entsprechende Gerätschaften zu mieten (die SN berichteten ausführlich am 17. März dieses Jahres unter dem Titel «Die kuriosesten Wünsche von Touristen in Schaffhausen»).

Das war an diesem Morgen indes nicht möglich. Zum Glück waren in der Nähe gerade Bauarbeiten im Gange. Die Arbeiter liehen uns gerne eine Schaufel aus.

Die Luft war rein und frisch, das Wasser kalt, was der promovierte Erdwissenschaftler, der leider ohne Gummistiefel angereist war, bald empfindlich zu spüren bekam. Aber was war das Bisschen Kälte im Gegensatz zum nach kurzer Zeit ausgestossenen Freudenschrei: «Gold!»

Goldsucherausrüstung wird am Rheinfall verteilt

Nein, er sei gar nicht überrascht, dass es schon nach so kurzer Zeit aus der Pfanne funkle, sagte der Experte. «Das Glück ist, wo man es findet, und das ist heute Morgen offenbar hier.» Der Schreibende musste an den Film «North to Alaska» mit John Wayne denken. Aber das war eine Komödie mit reichlich Slapstick-Klamauk. Dann fiel ihm das «Rheingold» ein, vor allem die Szene, wo sie den Ring schmieden, aber im Buch von Heinrich Gebhard Butz «Sie waren am Rheinfall» ist von einem Besuch von Richard Wagner am Rheinfall keine Rede, obwohl der Komponist seit 1849 in Zürich lebte, auf Kosten übrigens von Franz Liszt. Und der war am Rheinfall gewesen, im Jahre 1835.

Aber zurück zum Gold. Der Augenschein hat ergeben: Ja, es ist möglich, am Rheinfall Gold zu waschen! Und wie ist das jetzt mit der dafür nötigen Ausrüstung? Wir erinnern uns an das den erwähnten Artikel. Darin steht das Zitat: «Hallo, ich bin ein Deutscher und würde gerne Mal am Rheinfall Gold waschen. Ist das erlaubt mit Pfanne und Waschrinne? Könnten Sie mir darüber Auskunft geben?»

Also, es ist so: Bei Schaffhauserland Tourismus kann man die Ausrüstung nicht beziehen. Das wäre schlicht zu unpraktisch. Aber im Info Shop Rheinfall, direkt am ­Becken, hat man die Gerätschaften vorrätig. Dort findet am Samstagmorgen ab 10 Uhr morgens auch ein Informationsanlass statt unter der Ägide der «Schaffhauser Nachrichten».

Folgende Anlässe später im Jahr seien an dieser Stelle schon empfohlen: Nordic Gold Panning Championships, 26. bis 28. Mai im schwedischen Ädelfors; Polnische Meisterschaft, 27. und 28. Mai in Zlotoryja; die 2. Flussgold-Meisterschaft in Polen findet statt am 17. und 18. Juni, die italienische Meisterschaft am 24. und 25. Juni, und zu guter Letzt sei noch hingewiesen auf die Europameisterschaft im Goldwaschen vom 20. bis zum 23. Juli in Tankavaara, Finnland. Weitere Informationen heute am 1. April beim Infostand der «Schaffhauser Nachrichten» beim Info Shop am Rheinfall. Ab 10 Uhr.

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Kommentare (2)

Helga Gramlich Sa 01.04.2023 - 20:27

ja ja wenn heute nicht der 32. März wäre

Georg Gibel Sa 01.04.2023 - 19:15

Ha, wenn ihr wüsstet, dass es in der Umgebung von Schaffhausen im Rhein nicht nur (ein wenig) Gold zu finden gibt, sondern auch Edelsteine. Welche Art von Edelsteinen und wo genau verrate ich nicht, um einen unkontrollierbaren Rush zu verhindern. Und nicht vergessen: Schürfen bedarf einer kant. Bewilligung (Tiefbauamt).

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