Bunker, Kirche, Kelten – Wandern am Wasser

Rolf Fehlmann | 
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Direkt vor unserer Haustür erwartet uns eine Wanderung durch über 2000 Jahre Geschichte. Im Frühling und im Herbst erinnert einen der Abschnitt zwischen dem Rheinfall und Rheinau an eine Landschaft in British Columbia oder in Maine, im Sommer spricht man auch vom «rheinischen Amazonas». Der Infanteriebunker ist einer der letzten verbliebenen Zeugen der Rheinsperre der Grenzbrigade 6 aus dem Zweiten Weltkrieg.

Ein schöner Frühlingssonntag lockt ins Freie, doch auf lange Bahn- oder Autofahrten hat von der Familie niemand Lust?
Eine Wanderung vom Rheinfall über Dachsen nach Rheinau und von dort über Altenburg und Nohl zurück an den Ausgangspunkt bietet das perfekte Natur- und Freizeiterlebnis. Sie führt aber auch vorbei an geschichtsträchtigen Bauwerken. Sie erzählen von der Wehrhaftigkeit der Schweiz im Zweiten Weltkrieg, von der durch Krieg und Glauben geprägten Epoche des Barocks, und von der vorchristlichen Kultur der Kelten, die ihre Siedlungen auf dem Gebiet von Jestetten, Altenburg und Rheinau mit Befestigungsanlagen schützten.

Wanderzeit ist Picknick-Zeit – zum Beispiel in der «Bachdelle» in Dachsen.Wanderzeit ist Picknick-Zeit – zum Beispiel in der «Bachdelle» in Dachsen.

Auf welcher Seite des Rheinfalls man die Rundwanderung beginnt, spielt für das Freizeiterlebnis keine Rolle. Auf der Zürcher Seite steht beim Schloss Laufen ein Kinderspielplatz mit Bänken zur Verfügung, wo Gross und Klein sich vor dem Aufbruch stärken kann. Vom Parkplatz vor dem Schloss geht der Rheinfallweg vor der Zugbrücke links ab, vorbei an der Südseite der reformierten Kirche Laufen am Rheinfall. Er führt am Begegnungszentrum Mesmerschür vorbei, verläuft kurz parallel zur Bahnlinie Schaffhausen–Winterthur, um dann bei der ersten Unterführung ans Rheinufer abzubiegen.
Den Rheinsteg Nohl überqueren wir nicht, sondern setzen unseren Weg in Richtung Dachsen fort. Hier kommen wir vorbei an Infanteriebunkern aus dem Zweiten Weltkrieg.

Unterhalb des Elektrizitätswerkes Rheinau bietet sich ein erster Blick auf die Klosterinsel.Unterhalb des Elektrizitätswerkes Rheinau bietet sich ein erster Blick auf die Klosterinsel

Diese Verteidigungsanlagen wurden kurz vor dem Zweiten Weltkrieg am linken Rheinufer erstellt. Sie waren Teil der «Sperre Nummer 651 Rheinau-Marthalen-Dachsen», die im Dreieck Rheinau-Dachsen-Marthalen rund 50 Objekte umfasste. Vorbei an der Dachsemer Badeanstalt «Bachdelle» führt der bis auf wenige Abschnitte gut ausgebaute Wanderweg nach Rheinau. Kurz nach dem Elektrizitätswerk wird der Blick frei auf die Klosterinsel mit der barocken Klosterkirche Mariä Himmelfahrt. Ihre Schönheit offenbart sich eindeutig im Innern der Kirche. Man spürt durch die vielen aufeinander abgestimmten Bilder, Altäre und Raumverzierungen das überbordende Gotteslob der damaligen Handwerker und Künstler. Die Kulturepoche des Barock zwischen 1580 und 1780 ist von grossen Kon­trasten geprägt: Opulenz und Innovation auf der einen, Tod und Krisen auf der anderen Seite. Religionskriege und globaler Handel führen zu Machtgewinn und zu kulturellem Austausch, aber auch zu Hungersnöten und Ausbeutung. Vom grossen Platz bei der Klosterkirche führt der Wanderweg quer durch Rheinau über einen kleinen Hügel zur alten Zollbrücke. Über diese gedeckte Holzbrücke erreichen wir das deutsche Ufer. Nach einem kurzen Anstieg können wir rechts auf einem Asphaltsträsschen rheinaufwärts gehen, vorbei an der Kläranlage Jestetten, fast um den halben Rheinbogen herum. Wir nehmen die erste spitzwinklige Abzweigung nach links und steigen durch die Flanke gegen Altenburg auf. Im Dorf halten wir uns rechts und folgen der Dorfstrasse bis zur Schanze Keltenwall. Auf diesem wandern wir nordwärts bis zu dem Punkt, wo die Strasse Anwandel den Wall durchschneidet. Dort findet sich ein restauriertes Stück Wall zur Besichtigung. Auf der 2200 Jahre alten Befestigungsanlage wandern wir nach Norden weiter bis zur Schweizer Grenze. Dort folgen wir, dem Uferwald entlang, dem Weg ins Nohl. Beim Rheinsteg bleiben wir auf dem rechten Ufer und nehmen den Wanderweg zurück zum Rheinfall.

Die Rundwanderung ist in zirka fünf Stunden gut zu schaffen.Die Rundwanderung ist in zirka fünf Stunden gut zu schaffen. Bild map.geo.admin.ch

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