Schaffhauser Sek-Lehrer erhalten pro Lektion am wenigsten Geld

Fabian Babic | 
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74 Franken für eine Lektion à 45 Minuten – so viel Geld erhalten Schaffhauser Sek-Lehrerinnen und -Lehrer beim Einstieg. Das ist der tiefste Wert in der gesamten Deutschschweiz, wie eine Datenerhebung zeigt.

Händeringend versucht der Kanton Schaffhausen, dem Lehrermangel Herr zu werden. Ein Grund für die Notsituation: Wer in der Zürcher Nachbarschaft unterrichtet, verdient über alle Schulstufen hinweg mehr – teilweise mit deutlichem Unterschied, wie die jüngste Datenerhebung der drei Erziehungs- und Bildungsdirektorenkonferenzen der Deutschschweiz zeigt. Der Kanton Zürich bietet auf nahezu allen Schulstufen den besten Einstiegslohn.

Am weitesten auseinander klafft die Lohnschere im Kindergarten: Während in Zürich Neueinsteiger einen jährlichen Bruttolohn von 87'191 Franken erhalten, schneidet Graubünden mit 60'000 Franken am schlechtesten ab. Hier rangiert Schaffhausen auf dem fünften Platz in der Deutschschweiz: Eine Kindergarten-Lehrperson startet mit einem Jahresgehalt von 80'106 Franken. Für eine Schaffhauserin wäre also eine Anstellung in Feuerthalen lohnenswert, die Reise ins thurgauische Schlatt aber nicht. Dort verdienen Kindergarten-Lehrpersonen 73'155 Franken.

Auf Primarstufe schliesst der Thurgau aber auf. Der Grund: In Schaffhausen steigen Primarlehrerinnen und -lehrer mit demselben Lohn wie Kindergarten-Lehrpersonen ein. Derweil steigt der Lohn in den anderen Kantonen vom Kindergarten- zur Primarstufe: In Zürich etwa um 6,7 Prozent auf 93'042 Franken. Im Thurgau wächst der Einstiegslohn gar um 9,2 Prozent auf 79 875 Franken.

Arbeitsbedingungen variieren

Der Lohnvergleich lässt eines ausser Acht: die Arbeitsbedingungen. Je nach Kanton variiert die Länge der Lektionen oder die Zahl der Schulwochen. Zwar verfügt ein Schaffhauser Primarlehrer am Anfang seiner Karriere über einen höheren Bruttolohn als sein Kollege im Thurgau, berechnet man allerdings den Lohn pro Lektion, gerät der Schaffhauser ins Hintertreffen: Er verdient nämlich 66 Franken pro Lektion, im Thurgau wären es 68 Franken – und in Zürich sogar 85 Franken. Bei der Betrachtung des totalen Einstiegsgehalts auf Primarstufe liegt Schaffhausen zwar noch auf dem siebten Platz unter den 21 Deutschschweizer Kantonen, doch beim Lohn pro Lektion stürzt der Kanton auf den 15. Platz ab, den er sich mit dem Kanton Appenzell Ausserrhoden teilt.

Noch schlechter sieht es auf der Sekundarstufe I (Real- und Sekundarschule) aus. Pro Lektion erhält man nirgendwo in der Deutschschweiz weniger Geld als in Schaffhausen: 74 Franken für 45 Minuten. Die geleistete Arbeitszeit ist in den beiden Nachbarkantonen deutlich mehr wert: Im Thurgau gibt es 83, in Zürich 90 Franken pro Lektion.

Selbst beim jährlichen Bruttolohn, der bei 86'463 Franken liegt, ist Schaffhausen beinahe Schlusslicht auf Sekundarstufe I. Nur in den Kantonen Obwalden und Nidwalden erhalten Neueinsteiger im Unterrichtswesen weniger Geld. Indes sieht es unweit der Munotstadt lukrativer für Sek-Lehrkräfte aus: 94'472 Franken pro Jahr gibt es im Thurgau, 98'592 in Zürich.

Ähnlich sieht es auch bei den Gymnasien aus: Zwar ist dieses Mal der Kanton Zug Spitzenreiter in puncto Jahreslohn, allerdings folgen direkt darauf Zürich mit 113'377 Franken und Thurgau mit 112'016 Franken. Auf dem 14. Platz findet sich Schaffhausen. Der Einstiegslohn für Kantilehrerinnen und -lehrer: 100'685 Franken. Allerdings relativiert sich dieser Unterschied beim Blick auf die Löhne pro Lektion, denn da liegen die drei Kantone extrem dicht beieinander: In Zürich sind es 123, im Thurgau 122 und in Schaffhausen 121 Franken.

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Kommentare (1)

Paul Seebacher Do 09.06.2022 - 21:29

Nur mit einem Satz wird erwähnt, dass die Arbeitsbedingungen ausser Acht gelassen werden.
Das heisst z. B. wieviele Lektionen ergeben ein 100% Pensum, ab welchem Alter gibt es welche Altersenlastung, wird die Klassenlehrerfunktion extra entschädigt, gibt es Dienstaltersentschädigungen und wenn ja welche, welche Präsenzzeiten müssen geleistet werden wenn die Schulkinder Ferien haben, wie werden Quereinsteiger eingestuft, gibt es bezahlte Weiterbildungen?

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