Schulen im Kanton erwarten Flüchtlingskinder aus der Ukraine

Sonja Dietschi | 
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Bettina Looser will mit breit gefächertem Weiterbildungsangebot alle Akteure im Schulumfeld fit machen für die Herausforderung Integration. Bild: Roberta Fele

Die Schulen des Kantons Schaffhausen erwarten aufgrund des Kriegs in der Ukraine mehr geflüchtete Kinder. Damit sie bestmöglich darauf vorbereitet sind, bietet Bettina Looser mit der pädagogischen Hochschule aktuell ein dreiteiliges Weiterbildungsangebot an.

Am Dienstagabend konnten Interessierte an einer virtuellen Schulung zum Thema Schule und Flucht teilnehmen. Durchgeführt wurde sie von Ruth Marxer, Dienststellenleiterin Primar- und Sekundarstufe I vom Erziehungsdepartement des Kantons Schaffhausen, und Bettina Looser. Sie ist Erziehungsrätin des Kantons Schaffhausen, Geschäftsführerin der Eidgenössischen Migrationskommission sowie Leiterin Bildung und Migration an der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen. Anlass für die Durchführung der Weiterbildungsreihe war die absehbare Zunahme von geflüchteten Kindern aus der Ukraine in den Schulklassen. Nicht nur Lehrpersonen, auch Schulinspektoren sowie ein Vertreter einer ausserkantonalen Pädagogischen Hochschule waren anwesend. «Willkommen-Ankommen-Weiterkommen» ist der Titel der Kurse und Beratungen, mit welchen Bettina Looser die Schulen im Kanton unterstützen möchte, die schulische Integration der geflüchteten Kinder und Jugendlichen zu ­bewältigen. Am Dienstagabend drehte sich alles um die erste Phase der Integration: Wie können Lehrpersonen den geflüchteten Kindern am besten ein Gefühl des Willkommenseins vermitteln? Wie geht man mit ihnen um, welche Ziele sollte man setzen?

Für einen erfolgreichen Start

Die Kinder kommen über zwei Wege in die Schweiz: über den Bund oder via direkter Einreise zu Bekannten oder Gastfamilien. Im ersten Fall sind die Kinder bereits im System erfasst. Im zweiten müssen die Lehrpersonen sicherstellen, dass das Kind beim Sozialamt angemeldet werde, sagt Ruth Marxer. Ausserdem müsse bei zusätzlichem Unterstützungsbedarf die Abteilung Schulentwicklung und Aufsicht kontaktiert werden. Aktuell will der Kanton die Grundlagen dazu schaffen, damit Eltern als Klassen-Assistenzen eingestellt werden können. Ukrainische Geflüchtete haben den Status S, welcher ihnen erlaubt, in der Schweiz zu arbeiten. Über die Website des Kantons kann man auf die Seite «Ukraine: Kantonale Anlaufstelle» gelangen. Dort wiederum befindet sich ein Link mit Ressourcen für Lehrpersonen, zum Beispiel ukrainischer Schulstoff, welcher ins Deutsche übersetzt werden kann. So könnten sich die Lehrpersonen einen Eindruck über den Wissensstand der ukrainischen Kinder und Jugendlichen machen.

Die darauffolgende Präsentation von Bettina Looser wiederum konzentrierte sich vor allem auf die zwischenmenschlichen und pädagogischen Situationen, die im Kontext Flucht und Schule auftauchen können, vor allem hinsichtlich des «Willkommens», also den ersten Tagen und Wochen nach der Einschulung.

Geduld und Empathie

Völlig neu ist dieses Angebot jedoch nicht, wie Looser den SN im Gespräch erklärt: «Es gab 2014, zu Beginn des Kriegs in Syrien, bereits eine grosse Weiterbildungsoffensive. Wir haben alle Beteiligten des Schulsystems angesprochen sowie verschiedene Schulstufen. Ich habe mich seither dafür eingesetzt, für Fälle wie diesen jetzt, Strukturen im Kanton aufzubauen. Die Frucht dieser Arbeit ist, dass wir jetzt haben, was wir brauchen.» Das Ziel ihrer Bemühungen sei, alle Beteiligten im Schulbereich zu erreichen, und sie probiere immer, das Thema breit abzu­decken. Nebst der dreiteiligen Schulungsreihe

«Nur schon die Kontinuität und Struktur des regulären Schulalltags gibt den Kindern Stabilität und Perspektive.»

Bettina Looser, Leiterin Bildung und Migration an der PHSH

«Willkommen-Ankommen-Weiterkommen» wird ausserdem ab November 2022 eine CAS-Weiterbildung «Bildung und Flucht» an der PH angeboten und es sei geplant, wie bereits 2014, das Beratungsangebot für Einzelpersonen, Teams oder Gruppen zu erweitern. Es brauche motivierte Fachkräfte mit viel Empathie und Geduld, wie Looser betont: «Da sein kommt vor dahin kommen.» Anfangs sollten nicht die schulischen Leistungen im Vordergrund stehen, sondern der Aufbau einer Beziehung. Es sei wichtig, «das, was hier ist, als wertvoll wahrzunehmen». Die pädagogische Arbeit müsse dort anknüpfen, wo es sich anbiete, und nicht, wo man es sich vorgenommen habe. Manchmal bräuchten Kinder eine zusätzliche Stütze, zum Beispiel in Form von Therapie. Aber Looser versichert: «Nur schon die Kontinuität und Struktur des regulären Schulalltags gibt diesen Kindern Stabilität und Perspektive.»

 

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