Lehrer wollen erst testen, dann Präsenzunterricht

Andreas Kurz | 
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Wie kann man nach dem Winterferien einen sprunghaften Anstieg der Infektionszahlen vermeiden? Bild: Melanie Duchene

Gemäss einer Umfrage ist eine Mehrheit der Lehrer unzufrieden mit den Plänen der Regierung. Sie wollen alle Schüler testen, bevor diese wieder zurück in den Präsenzunterricht kommen. Laut Regierungsrat Patrick Strasser reichen die Laborkapazitäten dazu aber nicht aus.

Viele Lehrer befinden sich in einem Dilemma. Einerseits leben sie mit der Angst vor einer Corona-Ansteckung durch ihre Schüler. Andererseits möchten der Verband Schaffhauser Lehrpersonen (LSH) und der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter Schaffhausen (VSLSH) möglichst am Präsenzunterricht festhalten. Dies, weil sich gezeigt habe, dass Fernunterricht didaktisch und pädagogisch schwerwiegende Nachteile mit sich bringe. Da sich diese zwei Anliegen teilweise gegenseitig ausschliessen, haben die beiden Verbände Umfragen durchgeführt, die allen Lehrpersonen offenstanden. Ziel war es, herauszufinden, welches Vorgehen sich die Lehrer wünschten.

Einzeltests in der Schule

Wie die Verbände in einer Medienmitteilung schreiben, äusserten sich rund 400 der 1200 Lehrpersonen im Kanton zur Frage, wie der Schulstart nach den Weihnachtsferien vonstatten gehen soll. Das Ergebnis: Nur ein Drittel unterstützte das vom Regierungsrat beschlossene Vorgehen mit normalem Präsenzunterricht ab dem 3. Januar. Zwei Drittel wollen den Präsenzunterricht erst starten, nachdem die ersten Testresultate vorliegen. Die meisten davon sprachen sich für die Variante aus, bei der Schüler und Lehrer zuerst via Einzel-Spuck-PCR-Test getestet werden sollen.

«Wir stellen uns das so vor, dass die Kinder am Montagmorgen in die Schule kommen und getestet werden», sagt Stefanie Stamm, Vorstandsmitglied beim LSH. «Danach folgen ein paar Tage Fernunterricht, bis die Ergebnisse vorliegen.» Die Einzeltests hätten den Vorteil, dass man so am schnellsten – bestenfalls bereits am Mittwoch – wieder mit dem Präsenzunterricht starten könne.

«Wir sind uns aber bewusst, dass eine PCR-Einzeltest-Variante eine Riesenmenge an Tests benötigt», sagt Stamm. Allein in der Stadt Schaffhausen gebe es 3500 Schulkinder. Es hänge natürlich davon ab, ob die Labors die Kapazität haben, all diese Tests auszuwerten. Falls dies nicht möglich sei, könnten sie sich auch mit Pool-Tests abfinden, so Stamm. Der Lehrerverband glaubt, dass dank diesem Vorgehen in den folgenden Wochen ein stabiler Präsenzunterricht mit wenigen Ausfällen gewährleistet werden könnte.

In einer zweiten Frage äusserten sich knapp 300 Lehrpersonen zum Thema Maskenpflicht. Dabei zeigte sich: Gesamthaft befürworten 90 Prozent eine Maskenpflicht, nur 10 Prozent lehnen sie generell ab. Die meisten möchten ein Obligatorium aber erst in den oberen Klassen. Gut die Hälfte der Lehrpersonen sind gegen die vom Regierungsrat beschlossene Maskenpflicht ab der ersten Klasse. Auffallend: Vor allem Lehrpersonen im ersten Zyklus, also vom Kindergarten bis zur 2. Klasse, würden die Maskenpflicht für Erstklässler ablehnen.

Damit stellt sich in beiden Fragen eine Mehrheit der Lehrerschaft gegen den Entscheid der Regierung. «Wir sind nicht glücklich, dass der Regierungsrat uns vor seinem Entscheid nicht mit ins Boot geholt hat», sagt Stamm.

Engpässe bei den Laboren

Gemäss Erziehungsdirektor Patrick Strasser (SP) sei die Idee, alle Schülerinnen und Schüler am ersten Tag testen zu lassen und sie dann bis zum Vorliegen der Resultate nach Hause zu schicken, ebenfalls geprüft worden. «Leider ist dies nicht durchführbar, da die Laboratorien nicht über die Ressourcen verfügen, eine so grosse Zahl von gleichzeitig vorgenommenen Tests in vernünftiger Zeit aufzulösen», schreibt Strasser in einer Stellungnahme. Bereits jetzt, da an verschiedenen Wochentagen getestet werde, komme es teilweise zu unbefriedigenden Verzögerungen.

Um das Ansteckungsrisiko möglichst tief zu halten und damit insbesondere ungeimpfte erwachsene Personen vor einer Infektion zu schützen, sei stattdessen vom kantonsärztlichen Dienst eine befristete Maskenpflicht in der Primarschule verfügt worden.

«Die Verbände stellen richtig fest, dass sie in der Entscheidfindung nicht einbezogen wurden», sagt Strasser. «Wenn es aber – wie im vorliegenden Fall – gar keine Alternative gibt, dann macht ein Einbezug keinen Sinn, ja wäre sogar eine Vortäuschung falscher Tatsachen.»

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Kommentare (1)

Max Keller Mi 22.12.2021 - 12:13

Wann wird endlich mal an die Gesundheit der Lehrpersoen gedacht? Wohl wird erst gehandelt, wenn viele Lehrpersonen ausfallen, da dan die Eltern wieder auf die Barrikaden gehen weil sie die KInder dann zu Hause haben.

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