Hohe Chemikalienwerte in vier kantonalen Fliessgewässern

Im Kanton Schaffhausen sind vier Fliessgewässer auf Mikroverunreinigungen untersucht worden. Das Ergebnis ist alarmierend.
Es steht nicht gut um die Wasserqualität im Kanton Schaffhausen. Das zeigen zumindest Proben aus vier untersuchten Fliessgewässern. Gemäss einer Mitteilung des Kantons vom Freitag zeigt die Auswertung, dass die Konzentrationen von verschiedenen Substanzen sehr hoch sind. So hoch, dass von Schäden an Flora und Fauna ausgegangen werden muss. Für die unzureichende Wasserqualität seien sowohl Pestizide als auch Arzneimittel verantwortlich.
Das Interkantonale Labor untersucht regelmässig die Wasserqualität verschiedener Oberflächengewässer im Kanton Schaffhausen. Seit 2018 wird in vier Fliessgewässern die Belastung durch Mikroverunreinigungen kontinuierlich analysiert. Zu den Mikroverunreinigungen werden Rückstände von Arzneimitteln, Pestiziden und Industriechemikalien, die bereits in sehr geringen Konzentrationen Gewässerorganismen negativ beeinflussen können, gezählt. Um einen besseren Überblick über die Einflüsse und Effekte zu erhalten, wurden Fliessgewässer mit unterschiedlichen Einzugsgebieten und von unterschiedlicher Grösse beobachtet.
Messtationen in Beggingen, Schleitheim, Trasadingen und Buch
So wurden Messstationen im Beggingerbach bei Beggingen, im Zwärenbach bei Schleitheim, im Landgraben bei Trasadingen und in der Biber bei der Bibermühle und bei Buch installiert. In den Jahren 2018 und 2019 wurden insgesamt 180 Mischproben auf über 100 Substanzen analysiert. Die gemessenen Konzentrationen wurden mit ökotoxikologischen Qualitätskriterien verglichen, um die möglichen Auswirkungen auf Flora und Fauna beurteilen zu können.
Die Auswertung der Analysen zeigt, dass die Wasserqualität der untersuchten Gewässer in beiden Jahren über einen längeren Zeitraum mässig bis schlecht war. Die festgestellte Belastung der Gewässer durch Mikroverunreinigungen spiegelt die Nutzung im Einzugsgebiet wider, heisst es in der Mitteilung. Fliessgewässer mit intensiver Landwirtschaft im Einzugsgebiet haben eine starke Belastung durch Pflanzenschutzmittel aufgewiesen. Insektizide, insbesondere sogenannte Pyrethroide und Organophosphate, waren ausschlaggebend für die mangelhafte Wasserqualität. Aber auch Herbizide sowie teilweise Fungizide hätten zu einem hohen Risiko für die Gewässerorganismen beigetragen.
Arzneimittelbelastung im Landgraben
Der Landgraben bei Trasadingen, der einen hohen Abwasseranteil aufweist, ist stark durch Arzneimittel belastet. Laut Medienmitteilung zeigen die Ergebnisse auch, dass die Belastung nicht nur vom Einzugsgebiet des Gewässers abhängig ist, sondern auch von seiner Grösse: In der Biber war die Belastung durch Mikroverunreinigungen deutlich kleiner, da die Verdünnung grösser ist.
Dass insbesondere kleine Fliessgewässer eine hohe Belastung durch Mikroverunreinigungen aufweisen, sei nichts Neues. Doch diese Messungen würden erstmals den zeitlichen Verlauf der Belastung im Kanton Schaffhausen über das gesamte Jahr zeigen: Herbizide führten hauptsächlich von August bis November zu einer unzureichenden Wasserqualität. Insektizide hingegen führten zwischen März bis Oktober beinahe durchgehend zu einer unzureichenden Wasserqualität.
Diclofenac als Risiko für Fische
Arzneimittel im Landgraben, insbesondere das Schmerzmittel Diclofenac, sind das ganze Jahr über ein Risiko für Fische. Die kontinuierlichen Probennahmen wurden im Rahmen der Nationalen Beobachtung Oberflächenwasserqualität (Nawa) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt durchgeführt.
Gemäss Kanton werden die Messungen weitergeführt, um unter anderem den Erfolg von getroffenen Massnahmen beurteilen zu können. Als Massnahme werden beispielsweise Kontrollen auf Landwirtschaftsbetrieben durchgeführt. Zudem ist ein Ausbau der Abwasserreinigungsanlagen geplant. So sollen diese mit einer vierten Reinigungsstufe versehen werden. Weitere Massnahmen werden in den Wasserwirtschaftsplan des Kantons aufgenommen, der gemäss Legislaturprogramm der Regierung aktualisiert werden soll. (eku)