Circus Royal vor dem Aus

Daniel Zinser | 
Noch keine Kommentare
Das Duo Hermanos Acero aus Kolumbien war im Frühling beim Gastspiel in Neuhausen der Höhepunkt der Circus-Royal-Vorstellung. Archivbild: Selwyn Hoffmann

Artisten als Reinigungskräfte, nicht ausbezahlte Löhne, eine Vorstellung vor 15 Gästen und die Flucht von Zirkusdirektor Oliver Skreinig mitten in der Nacht: Der Circus Royal steht am Abgrund.

Die Schlagzeilen um den Circus Royal nehmen kein Ende. Nun haben die Probleme beim Zirkus die nächste Eskalationsstufe erreicht. Wie das St. Galler Tagblatt am Montag titelt, bangen die Angestellten um ihre Existenz. Sie werfen dem Zirkusdirektor Oliver Skreinig vor, Löhne nicht bezahlt und Mitarbeiter illegal oder für falsche Tätigkeiten beschäftigt zu haben. Doch das sei nur die Spitze des Eisbergs, wird ein Artist in der Tageszeitung zitiert. Nachdem die Artisten nach einer von knapp 15 Leuten besuchten Vorstellung im November beschlossen hatten, die Tour abzubrechen, flüchtete der Zirkusdirektor um halb vier Uhr morgens in der selben Nacht und war seither nicht mehr gesehen.

Viele Rückschläge 

Dies ist der bisherige Höhepunkt in einer Reihe von schlechten Nachrichten für den Circus Royal. Bereits im Juli 2018 wurde bekannt, dass der Zirkus Konkurs gegangen ist. Direktor Oliver Skreinig erklärte damals gegenüber den Schaffhauser Nachrichten, er und sein früherer Lebenspartner, Geschäftsführer Peter Gasser, würden privat und beruflich getrennte Wege gehen. Skreinig führte den Zirkus alleine weiter. Wenige Wochen später starb der damals 61-jährige Gasser nach schwerer Krankheit. Im Februar dieses Jahres geriet der Zirkus dann erneut in die Schlagzeilen, weil Tierschützer die Löwennummer im Programm kritisierten; Mitte März war der Zirkus in Neuhausen zu Gast. Im Juli hat die Schaffhauser Staatsanwaltschaft Skreinig gebüsst, weil seine Tiere im Winterlager in Thayngen nicht korrekt gehalten wurden. Wie aus dem Strafbefehl hervorgeht, muss Skreinig wegen mehrfacher Übertretung des Tierschutzgesetzes und des Bundesgesetzes über die Bekämpfung von Tierseuchen 800 Franken Busse und 350 Franken Staatsgebühr zahlen.

Sängerin als Reinigungskraft 

Nun folgte im Herbst also die sehr schlecht besuchte Tour mit den Missständen im Hintergrund. Gegenüber dem St. Galler Tagblatt erzählen die Angestellten von der Ausbeutung von Arbeitskräften, von Misswirtschaft und Überforderung der Zirkusdirektion. Oliver Skreinig sei kein schlechter Mensch, er habe nicht aus bösem Wille gehandelt. Aber er sei unfähig und habe mit seiner Arbeitsweise den guten Namen des Circus Royal ruiniert, wird ein ehemaliger Mitarbeiter in der Zeitung zitiert. Artisten seien angeheuert worden, um in der Manege aufzutreten, hätten dann aber in der Bar arbeiten müssen oder vor dem Zelt Publikum anwerben. Eine Sängerin sei am Schluss für die Reinigung der Toiletten zuständig gewesen. Wie es mit dem Circus Royal weitergeht ist ungewiss. Oliver Skreinig war am Montagmorgen nicht zu erreichen.

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren