So kommt der slowUp morgens ins Rollen

Dario Muffler | 
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Auch autofreier Verkehr will geregelt sein. Bild: Michael Kessler

Auf der 38 Kilometer langen slowUp Strecke stechen vor allem besonders auffällige Velos ins Auge. Die Personen, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen, fallen aber niemandem auf.

Sonntag, 7 Uhr im Feuerwehrzentrum der Stadt Schaffhausen. Ein Mann mit schwarzem Käppi und der Aufschrift «Fire Fighters» geht zügigen Schrittes durch die Halle. Im ersten Augenblick ist das nichts Aussergewöhnliches: Bei der Feuerwehr muss es auch dann schnell gehen, wenn alle anderen noch schlafen. Sieht man dann, dass auf seinem T-Shirt «slowUp» steht, ahnt man: Er ist nicht wegen eines Feuers hier. Der Mann heisst Gilbert Fauchs und ist seit 15 Jahren Sicherheitsverantwortlicher des slowUp Schaffhausen-Heg- au. «Eine gewisse Nervosität ist gleichwohl da», sagt er. Nur Momente später hält er sein Handy in der Hand – wie noch oft an diesem Tag – und will wissen, wo ein Chauffeur ist. «Wenn jemand kurz vor dem abgemachten Zeitpunkt noch nicht vor Ort ist, werde ich schon etwas nervös.»

Haben Sie alle gesehen?

Die einen treten verbissen in die Pedale, die anderen sind gemütliche Sonntagsfahrer. Wir garantieren Ihnen, dass auch Sie diesen fünf slowUp-Typen im Video bereits begegnet sind.

Fauchs Zeitplan bis zur Eröffnung der autofreien Strecke ist durchgetaktet. Mittlerweile ist es 7.30 Uhr. «Das Wetter ist ‹schiiter› bis bewölkt», begrüsst er im Theoriezimmer des Stützpunkts die Abschnittschefs. «Auch wenn es vielleicht weniger Leute haben wird, müssen wir genau gleich konsequent arbeiten. Genau dann, wenn wenig läuft, passieren Fehler.»

Viele blaue Hosen und orange Jacken

Inzwischen bewegen sich rund 80 Personen ums Feuerwehrzentrum: Es sind Schaffhauser Verkehrskadetten und Unterstützung aus Konstanz sowie aus dem Zürcher Unterland, aber auch nicht uniformierte Helfer. Jeder dieser Helfer will in der nächsten Stunde sein Lunchpaket gefasst haben sowie einem Einsatzort zugewiesen und anschliessend dorthin transportiert werden.

Am zahlreichsten anwesend sind junge Menschen in dunkelblauen Hosen und orangen Jacken: Schaffhauser Verkehrskadetten. Praktisch alle aktiven Mitglieder sind anwesend. Einsatzleiter Bruno Matanov bereitet gerade sein Motorrad vor, mit dem er unterwegs sein wird. Den Grossteil seiner Arbeit leistet er vor dem Einsatztag, mit der Planung. «Heute versuche ich, bei jedem vorbeizuschauen und mich bei ihm mit einem Goodie bedanken», sagt er und installiert die Funkverbindung im Helm.

Hinter den Kulissen: Impressionen vom 15. slowUp Schaffhausen-Hegau

Etwa zeitgleich bauen die Helfer und Standbetreiber beim Salzstadel das Village auf, wo um 10 Uhr der Start erfolgen wird. Dort hat Roger Brütsch, Village-Verantwortlicher im Organisationskomitee (OK), das Sagen. «Das grosse Zelt haben wir gestern bereits montiert», sagt er. «Jetzt sind wir eigentlich so weit.» Auch die Samariter stehen beim Kanu-Club bereit. «Wir hoffen natürlich, dass nichts geschieht», sagt Samariter-Lehrerin Mona Nussbaum. «Aber wir freuen uns natürlich darüber, wenn wir jemandem helfen können.»

Zebrastreifen gestattet

Beim Start wird zwar geschossen, doch alles geht gut: Ein überschaubares Feld radelt um punkt 10 Uhr auf das Kommando von Regierungspräsident Ernst Landolt hin los. Rund 300 Meter später, an der Schifflände, kann die Gruppe gefahrlos den Zebrastreifen queren. «Ausnahmsweise dürfen Radfahrer heute ja über den Fussgängerstreifen fahren», sagt Stefan Neudert von der Feuerwehr Schaffhausen. Er hat die Leitung über diesen Standort. «Hier kommt so ziemlich alles zusammen: Schiffspassagiere, sonstige Fussgänger, die Radfahrer, Autofahrer und der Bus.» Entsprechend hohe Aufmerksamkeit fordert er von den Helfern.

Auf den 38 Kilometern des Rundkurses durch Schaffhausen, Herblingen, Thayngen, Gottmadingen, Buch, Ramsen, Gailingen, Dörflingen und Büsingen gibt es aber noch einige weitere Strassenein- und ausfahrten sowie Kreisverkehre. Und: «Es gibt immer Autofahrer, welche sich nicht an das Fahrverbot halten», sagt OK-Präsident Marcel Theiler, als man ihm zufälligerweise in der Unterstadt begegnet. «Ansonsten ist bisher aber alles reibungslos gelaufen.» Bei rund 18'000 Freizeitsportlern auf ihrem Velöli, Rennvelo, Bike oder E-Bike doch bemerkenswert.

Es kommt aber auch mal zu brenzligen Situationen. Etwa beim Fulachkreisel, bei dem aus zwei Richtungen Autos und Busse kommen und aus einer Richtung die Radfahrer. Abwechslungsweise werden die ei-nen oder andern gelotst. Da gibt es auch Autofahrer, die mitten im Kreisel stehen bleiben, um sich über die Absperrung zu beschweren oder nach dem Weg zu erkundigen. Ruhig durchatmen und anständig erklären heisst es dann – oder einfach mal laut «Fahr!» oder «Halt!» rufen.

Dass sich die Sonne im Laufe des Tages dann doch prächtig zeigt, lässt sich an den sonnenden Köpfen auf den Festbänken an den Verpflegungsständen sehen. Auch diese werden meist von lokalen Vereinen und freiwilligen Helfern betrieben. Sie stellen sogar einen Grossteil der rund 800 Helfer des slowUps. Vom Grill zum Festbank sind sie auch kurz vor 17 Uhr noch so schnell unterwegs wie Sicherheitschef Fauchs morgens um 7. Beide Sprints sind Einsätze, die zu einem gelungenen slowUp beitragen.

Die Gesichter unter den Helmen – sie sind am slowUp in die Pedalen getreten

Monique Günter und ihre Tochter Runa wohnen in Gottmadingen direkt an der slowUp-Strecke. Da den ganzen Tag Velofahrer bei ihnen am Haus vorbeifahren, ist klar, dass auch Günters den Rundkurs bestreiten. Runas Schulfreund Glenn Göger begleitet die beiden dabei.

Die Schwestern Emily und Valmary Hanke fahren bereits das dritte Jahr in Folge am slowUp Schaffhausen-Hegau mit. Eifrig versuchen die beiden an den zahlreichen Gewinnspielen am Streckenrand ihr Glück – ihre bisherige Ausbeute: ein Becher und ein Badetuch.

Aus Rüti im Zürcher Oberland ist Susanne Schneider angereist. «Mein Sohn hat zu mir gesagt: ‹Mama hör zu, an diesem Tag ist slowUp in Schaffhausen›.» Auch Schneider selbst kennt die Region gut – vor rund zwölf Jahren hatte sie noch in Schaffhausen Irish Dance getanzt.

Grillwürste und kühle Getränke boten Alessia Leu, Andrina Geier und Fabian Leutwiler vom Handballverein Thayngen den erschöpften Teilnehmern an. «Über Mittag ist der Verkauf sehr gut gelaufen», sagt Leu. So gut, dass sie sogar noch Nachschub an Würsten organisieren mussten.

Radfahren ist ein grosses Hobby von Brigitte Weber und Gerhard Schliemann aus Singen. Das milde Wetter schätzen die beiden zum Radfahren sehr: «In Schaffhausen hatte es zwischendurch ganz kurz geregnet, dann hat Petrus aber wieder anders gedacht», sagt Weber.

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