«Ein komplett neuer Lebensabschnitt, zugleich eine Rolle rückwärts»

Unser Kopf der Woche, Klaus Gross, war katholischer Priester, wurde Kaufmann und ist jetzt der neue christkatholische Pfarrer in Schaffhausen
Zur Person
Alter: 54
Zivilstand: Lebenspartnerschaft mit Margot Hämmerle
Wohnort: Lauchringen im Wutachtal DE
Hobbys: «Regionaler und saisonaler Breitensport»: Joggen, Skifahren, Schwimmen
Aktuelle Lektüre: Christoph Poschenrieder, «Mauersegler» – die Geschichte von fünf älteren Männern, die eine WG gründen.
Am Dreikönigstag steht Klaus Gross zum ersten Mal in der St.-Anna-Kapelle und feiert das Fest der Epiphanie. «Für mich beginnt jetzt mit der Gemeinde eine Schifffahrt, in welcher jede und jeder ihre Begabungen für die Aufgaben an Bord einbringen können», sagt der neue Pfarrer der christkatholischen Gemeinde. «Gottes guter Geist wird uns dabei begleiten und zusammen voranbringen.» Einige Dutzend Gläubige sind gekommen, darunter auch viele Kinder. «Ich habe sie besucht, als sie mit Doris Zimmermann ihr Krippenspiel einstudierten», erklärt Gross, «im Gegenzug sind sie in meinen Einführungsgottesdienst gekommen. Hoffentlich bleibt das so! Ich freue mich, dass ich bei den Christkatholischen bin», bekennt er. «Als Vikar in Hohenzollern arbeitete ich schon einmal in einer St.-Anna-Kirche», erinnert er sich. «Für mich ist das ein komplett neuer Lebensabschnitt und zugleich eine Rolle rückwärts, ‹back to the roots› in den pastoralen Dienst», fährt er fort. Denn studiert hat Klaus Gross römisch-katholische Theologie an der Universität Freiburg im Breisgau, wurde zum Priester geweiht und arbeitete unter anderem fünf Jahre als Dekanatsleiter im Wutachtal. Dann gab es einen tiefen Einschnitt in seinem Leben: «Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt», bemerkt er dazu mit einem Lächeln. Der junge Priester verliebte sich in Lauchringen unterhalb der Küssaburg in eine Frau und trat 2006 aus der römisch-katholischen Kirche aus. Er studierte bei der Akad drei Jahre berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre, arbeitete als Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes in Offenburg und als Verwaltungsleiter beim Caritasverband Hochrhein in Waldshut.
Im Sommer 2018 besuchten Klaus Gross und Margot Hämmerle, seine Lebenspartnerin, Gross’ Studienfreund Wolfgang Kunicki aus Freiburger Tagen, der schon vor Jahren zu den Christkatholiken übergetreten war und im Aargau Pfarrer ist. «Beim Kaffee fragte er mich, ob ich nicht in den Pastoraldienst zurückkehren möchte», erzählt Gross. «Kein Thema, ich hab meinen Beruf», war seine Antwort. Dennoch rief er tags darauf seinen Studienfreund an: «War das gestern ein Witz?» – «Nein, du würdest gut nach Schaffhausen passen», versicherte ihm Kunicki. Da bewarb sich Gross als Pfarrer für die 150 Mitglieder zählende christkatholische Gemeinde Schaffhausen und Westthurgau, eine 50-Prozent-Stelle. Dann ging alles sehr rasch: «Wir sind froh, dass wir ihn haben», bekennt der Kirchgemeindepräsident Ernst Schuler.
Am 10. Februar wird Pfarrer Klaus Gross mit den Gemeinden St. Johann/Münster und der Eglise réformée française einen Gottesdienst in der St.-Anna-Kapelle feiern, eine Woche später findet in der römisch-katholischen Kirche Beringen ein ökumenischer Gottesdienst aller Gemeinden statt, die an der Linie des einstigen «Schlaatemer Bähnli» liegen – von Beringen bis Beggingen. (us)