Der unbekannte Linksvortritt

Isabel Heusser | 
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Eine zusätzliche Spur neben dem Kreisel soll dafür sorgen, dass der Verkehr nicht ins Stocken gerät. Bild: Julia Leppin

Der neue Kreisel beim Autobahnanschluss der A4 in Herblingen ist einspurig, hat aber eine zweispurige Einfahrt – und sorgt so für Verwirrung bei manchen Autofahrern.

Es ist Nachmittag, bald beginnt der Feierabendverkehr. Ein Auto fährt von der Autobahnausfahrt der A4 in Herblingen Richtung Gennersbrunnerstrasse, wird zögerlich und setzt dann den Blinker rechts zum Abbiegen. Hier ist alles neu: Am Wochenende wurde der Belag im neuen Kreisel eingebaut, die Markierungen sind noch frisch. Die Einfahrt in den Kreisel ist zweispurig: Mit dem rechten Abbieger geht es Richtung Bahnhof, die linke Spur wählt, wer Richtung Herblinger Markt will. Die Verkehrsregelung beim Kreisel ist eigentlich klar: Vortritt haben in erster Linie die Fahrzeuge im Kreisel. Befinden sich zwei Autos nebeneinander auf der Einfahrt, hat dasjenige auf der linken Spur Vortritt. Diese Verkehrsführung sorgt aber für Verwirrung. Auf Facebook wurde in den letzten Tagen insbesondere die Vortrittsregelung intensiv diskutiert und als «nicht glücklich» oder gar unlogisch bezeichnet. «Hoffe mal, es gibt nicht mehr Unfälle …», kommentierte ­jemand.

Die Autos können bei der Kreiseleinfahrt gleichzeitig losfahren.

Platz für zwei Fahrzeuge nebeneinander

Kreisel mit zwei Zufahrtsspuren sind in der Region zwar nicht weit verbreitet, neu sind sie aber nicht. Einen solchen gibt es etwa in Neuhausen bei der Scheidegg. Stefan Hauser, ­Mediensprecher beim zuständigen Bundesamt für Strassen, Astra, bestätigt aber, dass diese Art von Vortrittsregelung manche Autofahrer verunsichern könne. Im Falle des neuen Kreisels in Herblingen habe sich diese Woche jemand wegen des Vortrittsrechts erkundigt. Dieses ist beim Herblinger Kreisel nicht signalisiert, es ist auch keine Beschilderung vorgesehen. Hauser verweist darauf, dass es im Stras­senverkehr viele Regelungen gebe, die nicht expliziert signalisiert seien – etwa das Rechtsüberholverbot auf Autobahnen oder das Vortrittsrecht von Fussgängern auf Zebrastreifen. Warum die Einfahrt zweispurig ist, nicht aber die Kreiselfläche, erklärt Hauser so: «Man hat die Erfahrung gemacht, dass sich die Kapazität des Kreisels dadurch erhöht.» Bei zweispurigen Kreiseln hingegen sei das nicht unbedingt der Fall, weshalb der Verkehr im neuen Kreisel einspurig und somit ohne gestrichelte Linie geführt werde. Aber: Theo­retisch haben zwei Fahrzeuge nebeneinander im Kreisel Platz. Sie können also gleichzeitig bei der Einfahrt losfahren – nur hat eben das Auto auf der linken Spur Vortritt, während dasjenige auf der rechten Spur gemäss Markierung den Kreisel gleich bei der nächsten Ausfahrt wieder verlassen muss.

Weitere Sperrung nötig

Auf Facebook waren weitere Fragen zur neuen Verkehrsführung beim Autobahnanschluss aufgetaucht. Um den Verkehrsfluss zu gewährleisten, wird die Gennersbrunnerstrasse über eine zusätzliche Spur am Kreisel vorbeigeführt. Richtung Norden ist die Stras­se dann zweispurig. Auch hier herrscht ­offenbar Unklarheit über das Vortrittsrecht. Eine eigentliche Regelung für Autofahrer, die aus dem Kreisel kommen, und jene, welche den sogenannten Bypass benützen, braucht es ­dabei nicht: «Der Spurwechsel erfolgt wie auf jeder anderen mehrspurigen Strasse», sagt Stefan Hauser vom Astra.

Aktuell wird weiter nördlich, beim anderen Autobahnanschluss, ein zweiter Kreisel gebaut. Dieser sollte wie vorgesehen Ende November fertiggestellt sein und ebenfalls eine zweispurige Einfahrt vorweisen. Geht es im Endspurt an den Einbau des Belags, muss die Kreuzung gesperrt und der Verkehr umge­leitet werden.

 

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