Droht ein Herbst ohne Pilze?

Kay Uehlinger | 
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Die Pilzsaison beginnt im Spätsommer und zieht sich durch den ganzen Herbst. Bild: Pixabay

Die Pilze im Wald haben unter den Rekordtemperaturen gelitten. Pilz-Experte Robert Hintermüller aus Feuerthalen erklärt warum, und ob der Herbst Besserung bringen kann.

Trockene Böden, das Leiden der Fische im Rhein und jetzt auch die Pilze. Durch die stetig hohen Temperaturen im Sommer, verzögert sich die diesjährige Pilzsaison. «Damit Pilze aus dem Boden spriessen können, müssen Bäume – vor allem Buchen – Wasser abgeben. Durch die Hitze haben die Bäume aber zu wenig Wasser aufgenommen», erklärt der Pilzkontrolleur und leidenschaftliche Pilzsammler Robert Hintermüller.

Vor allem die Buche sei extrem wichtig für die Pilze, da sie bis zu 2000 Liter Wasser im Stamm aufnehmen kann und aufgrund ihrer dünnen Rinde weniger Wasser für sich selbst beanspruchen muss. So profitieren die Pilze, die in Baumnähe am Boden viel Wasser finden. «Meistens findet man im Umkreis einer Buche viele Pilze», gibt Hintermüller einen einfachen Tipp für das Pilze sammeln.

Andere, vor allem robuste Baumarten, brauchen viel Wasser um sich selbst versorgen zu können. «Es gibt aber auch Pilzarten, die nicht direkt von Bäumen abhängig sind, wie zum Beispiel der Wiesenchampignons», erklärt Hintermüller.

Für Herbstpilze ist noch Rettung in Sicht

Von der Hitze sind eher die späten Sommerpilze betroffen. Diese sind fast gar nicht gewachsen. Herbstpilze, die etwa anfangs September kommen, sollten noch problemlos wachsen wenn das Wetter mitspielt, es also genügend Regen gibt in den kommenden Monaten. «Auch im Herbst nehmen Bäume noch genügend Wasser auf. Erst im Oktober vor dem Winter geben sie das Wasser ab». Es gibt wenige Ausnahmen wie der Schwarzfaserige Ritterling welcher auch später noch überleben kann. «Dieser Pilz kann sogar an und nach Weihnachten wachsen», erklärt Hintermüller.

Gegenseitige Wichtigkeit

Nicht nur für begeisterte Pilzsammler ist der heisse Sommer betrübend, denn Pilze sind für das Ökosystem sehr wichtig. Wie Hintermüller begründet, sind nicht nur Pilze von Bäumen abhängig, sondern die Bäume auch von den Pilzen. Diese zersetzen organisches Material wie Holz und Laub. «Die Pilze geben den Bäumen wichtige Mineralstoffe ab und fördern somit den Nährstoffkreislauf». Diese Fähigkeit hat der Pilz, dem sogenannten Mycel zu verdanken. Dieser befindet sich allerdings nicht auf dem Pilz, sondern darunter - verdeckt in der Erde oder im Holz.

Nicht drin, was draufsteht

Die häufigsten Pilzsorten die in der Region Schaffhausen vorkommen, sind die geläufigen Steinpilze und natürlich die Champignons. Häufig gibt es aber Pilzarten die sich sehr ähneln. «Man sollte immer einen neuen und alten Pilz der gleichen Sorte sammeln. Dann können wir in der Kontrolle auch besser abwägen, ob es sich um einen geniessbaren Pilz handelt», empfiehlt Hintermüller. «Es ist nicht immer einfach, einen einzelnen Pilz zu beurteilen, denn das Wetter verändert die Pilze», ergänzt Hintermüller weiter. Beispielsweise unterscheidet sich der Karbol-Champignon nur minim vom gewöhnlichen Champignon. Der Pilz ist zwar nicht giftig, aber ungeniessbar. «Es ist immer schade wenn jemand voller Freude Pilze zur Kontrolle bringt und ich ihm dann sagen muss, dass sie nicht geniessbar sind», schildert Hintermüller.

Maximal darf pro Person nur ein Kilo Pilze in einem Monat gesammelt werden. «Natürlich hält sich nicht jeder an diese Bestimmung», meint Hintermüller. «Wenn jemand mit mehr Pilzen kommt, weise ich ihn gerne auf die Bestimmung hin, selber Polizist spielen will ich aber nicht», fügt er an. Robert Hintermüller wollte das Amt des Pilzkontrolleurs dieses Jahr ablegen, doch jetzt hängt er noch eine weitere Saison an. Freude an den verschiedenen Pilzen wird er aber auch nach seinem Amt weiterhin haben.

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