Gestank: Frist für KBA Hard gesetzt

Dario Muffler | 
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Dieser Kamin steht unter Verdacht, für den Gestank zu sorgen. Bild: zvg

Das Interkantonale Labor befasst sich mit der Ursache des Gestanks in Neuhausen und in der Beringer Enge. Im Fokus: Die Kehricht- und Biogasanlage Hard.

Wenn es wie in den vergangenen Wochen tagsüber brütend heiss ist, sehnt man sich nachts nach ­einem lauen Lüftchen, das durch das Fenster ins Schlafzimmer weht. Für die Neuhauser im Oberdorf und die Beringer in der Enge hat das offene Fenster zurzeit einen unschönen Nebeneffekt – oder viel eher einen fauligen Nebengeruch: Seit Anfang Juli häufen sich die Meldungen über starken Gestank. Die Beschreibung der Gerüche reicht von unangenehm bis bestialisch. Auch Neuhausens Gemeindepräsident Stephan Rawyler ist davon betroffen. «Vom Freitag auf den Samstag war es wieder extrem», sagt er. Manchmal, da raube ihm der beissende Gestank sogar den Schlaf. «Ich bin deswegen schon mehr als einmal aufgewacht», so Rawyler. Auch aus der Bevölkerung habe er viele Beschwerden erhalten: «Die Reaktionen fallen sehr ungehalten aus, wofür ich aber Verständnis habe», sagt er.

Aufgrund dieser gehäuften Reklamationen und des Drucks seitens des Neuhauser Gemeinderats wurde Mitte Juli das Interkantonale Labor (IKL) aktiv. Das IKL bündelte die Meldungen und verifizierte die Berichte von Anwohnern, indem Mitarbeiter des IKL die betroffenen Quartiere regelmässig begingen. Modellberechnungen bodennaher Luftbewegungen zeigten zudem, dass die Luft in der zweiten Nachthälfte von der Enge her nach Neuhausen in die Gebiete abfliesst, aus der Meldungen zu Gestank gekommen sind, wie das IKL schreibt.

Das IKL kommt nun zum Schluss, dass all diese Daten darauf hinweisen, dass die Abluft der Klärschlammtrocknung in der KBA Hard für die üblen Gerüche verantwortlich ist. Was genau für die Emissionen sorge, wisse man noch nicht, so Roman Fendt, Fachbereichsleiter im IKL. «Es ist schwierig, die genaue Ursache herauszufinden», sagt er. Mitverantwortlich dürfte auch die anhaltende Hitze sein.

Die Abluft sowie beim Trocknen entstandener Wasserdampf werden über einen Kamin abgeführt. Gesundheitsgefährdend ist nichts von beiden. Unwohlsein oder Kopfschmerzen könnten gemäss dem Experten aber auftreten.

«Ich bin wegen des Gestanks schon mehr als einmal aufgewacht in der Nacht.»

Stephan Rawyler, Gemeindepräsident und , Betroffener

Katrin Bernath, Präsidentin des Kläranlagenverbands der Gemeinden Schaffhausen, Neuhausen am Rheinfall, Feuer­thalen und Flurlingen sowie Baureferentin der Stadt Schaffhausen, bittet die betroffene Bevölkerung um etwas Geduld. «Ich habe Verständnis für den Ärger», sagt sie. Doch die Ursachenfindung sei keine einfache Sache. «Es gibt keine Standardlösung, weshalb die Eruierung eine gewisse Zeit beansprucht», sagt sie. Bis zum 24. August hat die KBA Hard vom IKL Zeit bekommen, genau herauszufinden, ob die Abluft der Klärschlammtrocknung der Gestankherd ist oder nicht. Bernath zeigt zwar Verständnis für den Ärger der Betroffenen, mahnt aber an, die Verhältnismässigkeit zu bedenken. «Wir produzieren alle Abfall und Abwasser, die entsorgt werden müssen», sagt sie. «Und das geschieht nirgends ohne Gestank.»

Abschalten als Ultima Ratio

Für Rawyler ist klar: Jetzt muss es schnell gehen. «Ich habe die Geruchsbelästigung schon mehrmals moniert», sagt er. «Immer wurde das Problem abgewiegelt.» Es habe jeweils geheissen, dass die Landwirtschaft oder die Kanalisation schuld am Gestank sei. Entsprechend froh ist Rawyler, dass sich das IKL des Problems nun ernsthaft angenommen hat. «Der Kläranlagenverband steht in der Verantwortung», so Rawyler, der selber Vizepräsident desselben ist.

Gemäss Fendt gibt es aus heutiger Sicht mehrere Möglichkeiten, dem Gestank zu begegnen. Die drastischste wäre wohl, die Anlage stillzulegen. «Man könnte aber auch einen Filter einbauen», sagt er. Ist eine Abschaltung realistisch? «Man muss jetzt für alles offen sein», so Rawyler.

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