Bevor die Bands gut klingen, gibt die Technik den Ton an

Anna Rosenwasser | 
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Matthias Dietrich arbeitet schon seit 25 Jahren als Tontechniker. Gute Konzerte geniesst er auch während der Arbeit – zum Beispiel Rag ’n’ Bone Man. Bild: Anna Rosenwasser

Ohne Tontechnik läuft nichts am «Stars in Town». Das Festival hat seine eigenen vier «Tönler», die weitaus mehr koordinieren als bloss Mischpulte.

Um 13.18 Uhr befinden sich auf der Festivalbühne mehr Menschen als im Publikum. Ein Ensemble an Musikern lässt den Herrenacker wummern, bis es in den Eingeweiden spürbar ist. Es läuft aber kein Konzert – es ist erst die Vorbereitung, das Abstimmen der Instrumente und der Technik. Vor die Bühne hat sich mittlerweile eine kleine Familie gepflanzt, aufmerksam zuhörend. Eine Jugendliche fotografiert die Band, die, noch ohne ihren Sänger Adel Tawil, Gitarrenriffs immer und immer wieder spielt, bis der Klang stimmt. Aber: alles nach Plan. Soundchecks sind keine Spontaneinlagen.

Ein vierköpfiges Tontechnikteam ist am «Stars in Town» verantwortlich dafür, dass die Musik nicht bloss Schall und Rauch ist. «Ohne die Tontechnik kann ein Festival wie das ‹Stars in Town› nicht stattfinden», weiss Audiosystemtechniker Matthias Dietrich zu berichten. Während man sich die Arbeit eines «Tönlers» mehrheitlich am Mischpult vorstellt, sieht Dietrichs Arbeitsalltag mittlerweile anders aus: «Die meisten Musikerinnen und Musiker bringen heutzutage ihre eigenen Tontechniker mit», schildert er. «Am diesjährigen Festival war Joss Stone die Einzige, bei der dies nicht der Fall war.» Erst dann stehen die Tontechniker des Festivals selbst ans Mischpult, um den Auftritt live zu mischen. Bringt die Band hingegen ihren eigenen Mischer mit, ist es Dietrichs Aufgabe, das Mischpult der jeweiligen Band einzupflegen in das System, das er zu Beginn des Festivals aufbaut. Als Tontechniker arbeitet er schon seit über 25 Jahren. «Mich kann nichts mehr erschrecken», antwortet er lachend auf die Frage nach den anstrengendsten Bands.

Die Grenzwerte einhalten

Während zahlreiche Festivals abseits von Städten stattfinden, ist das «Stars in Town» mittendrin: Lärm und Ton erreichen Anwohnerinnen und Anwohner ganz direkt. Sie werden jährlich vorab informiert über den und einbezogen in den Ausnahmezustand. Lärmklagen sind denn auch die eine Herausforderung für die akustische Handhabung des Festivals. Die andere Herausforderung ist das Einhalten der Lautstärkeregelung: 98  Dezibel darf der Mittelwert einer Stunde betragen – diese Lautstärke, am Konzert und nicht etwa am Soundcheck aufgenommen, wird zur Prüfung auch regelmässig an die verantwortlichen Behörden geschickt. «Eine Überschreitung ist am ‹Stars in Town› noch nie vorgekommen», bemerkt Dietrich nicht ohne Stolz.

Während die abendlichen Herrenacker-Konzerte zwischen halb sieben und Mitternacht stattfinden, haben die Tontechniker und -technikerinnen länger zu tun: meist bis 1 Uhr morgens, beginnend schon morgens zwischen 9 und 10. Die Arbeitszeiten sind denn auch ein Minuspunkt am Job, bemerkt Dietrich. Und die Vorteile? «Wenn eine geile Band spielt, eine wie Rag ’n’ Bone Man!» Für manche Besuchende hingegen reicht schon ein spannender Soundcheck, um in den Klangbann gezogen zu werden.

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