«Ich wollte eine Aufgabe»: Warum Rentner im Internet ihre Dienste anbieten

Die Plattform «rentarentner» bietet Senioren an, Dienstleistungen an den Mann zu bringen. Wir haben mit einigen Senioren aus Schaffhausen gesprochen, warum sie das tun.
Rent an Rentner: Von Jungen für Alte
Gegründet wurde die Plattform 2009 von Sarah Hiltebrand und ihrem Partner Reto Dürrenberger. Binnen kurzer Zeit erreichte diese dann auch eine beachtliche Mitgliederzahl und wird seitdem immer weiter ausgebaut. So gibt es auch eine Plattform «Date a Rentner» bei dem Senioren das World Wide Web nutzen können, um sich nochmal zu verlieben.
In der Region sind derzeit laut der Plattform ungefähr 39 Rentner aktiv.
Ein Rentner ist immer irgendwie auf Achse – dieses Gefühl bekommt man schnell, wenn man hört, was für Aufgaben auf Ruheständler anscheinend nach dem Arbeitsaustritt warten. Der Garten muss umgegraben werden, endlich hat man Zeit, sich seinem Hobby zu widmen, und auch die schönen Dinge des Lebens, wie Reisen und Zeit mit der Familie kann man endlich geniessen.
So zumindest die Vorstellung.
Viele Rentner fallen aber nach ihrer Zeit in der Berufswelt in eine Art Loch. Die Frage «Was nun?» steht im Raum. Wer 40 Jahre eine Aufgabe hatte, kommt manchmal nur schwer damit zu recht, wenn auf einmal doch nur noch das zu tun ist, worauf man Lust hat.
Genau diese Leute, denen es so geht, möchte die Plattform «rentarentner.ch» ansprechen. Dort können Pensionäre ihre Dienste anbieten. Das Angebot ist gross: Von Blumen giessen, über Housesitting bis zum Streichen von Wänden und dem Ausfüllen der Steuererklärung findet man fast für jedes Problem einen passenden Rentner. Wir haben mit zwei Schaffhauser Pensionären gesprochen, warum diese sich auf dieser Plattform registriert haben.
«Ich konnte mich vor Aufträgen nicht retten!»
Ein mietbarer Rentner ist Peter Jungi. Als der 64-Jährige in Rente ging, merkte er schnell, dass er gerne wieder ein bisschen was arbeiten würde: «Ich dachte an 20-30 Prozent.» Das Problem: Sein Alter. «Wer stellt denn noch jemand in diesem Alter ein?»
Freunde erzählten ihm dann von der Plattform, auf der er sich registrierte. Er erinnert sich: «Am Anfang passiert gar nichts – aber plötzlich ging es dann richtig los.» Peter Jungi bietet viel an, von Malerarbeiten, über Möbelaufbauen bis hin zum Katze füttern. Da er seine Sache immer gut macht, trudeln auch bald auf seinem Profil die ersten positiven Bewertungen ein. «Das gab dann einen zusätzlichen Schub.» Irgendwann muss er die Notbremse ziehen. «Ich kam einfach nicht mehr nach mit den ganzen Anfragen», erinnert er sich. Heute hat er noch fünf Kunden, die ihn kennen und seine Dienste auch sehr zu schätzen wissen. «Da mache ich immer das Gleiche. Ich gucke nach ihrem Garten, gehe mal für sie einkaufen oder versorge ihre Katze, wenn sie im Urlaub sind.» Auf der Plattform ist er jetzt fast nicht mehr. «Warum auch? Ich nehme sowieso keine neuen Kunden an.»
Um Geld ging es ihm dabei nie, wie er betont. «Ich wollte eine Aufgabe haben.» Diese waren dabei teilweise durchaus anspruchsvoll: So wurde er einmal engagiert um eine ganze Hausfassade zu streichen. «Einerseits war das schon besonders, aber gleichzeitig auch sehr anstrengend.»
Tote Hose
Von vielen Jobangeboten konnte Christa Stratz hingegen nur träumen. Die Rentnerin aus Schaffhausen freute sich, als wir sie für diesen Artikel anfragen, auch wenn dieser ein bisschen spät kommt: «Vielleicht hätte es dann auch mal ein paar Anfragen für mich gegeben, wenn mehr Leute die Plattform kennen.» Sie hat sich, wie Peter Jungi, ebenfalls schon vor längerem auf der Plattform angemeldet. «Ein Grund für meine Anmeldung war, dass ich auch als Rentnerin noch ein bisschen zu tun habe - und auch hin und wieder mal ein Taschengeld wäre nicht schlecht gewesen.»
Daraus wurde bei ihr aber bisher nichts. «Bis jetzt erlebte ich dort das, was man wohl «tote Hose» nennt.» Anfragen blieben bei der Rentnerin Mangelware. Sie räumt jedoch ein: « Aber ich muss auch zugeben, dass ich mich bis jetzt nicht gross bemüht habe, mich ein bisschen mehr in Szene zu setzen und meine Dienste anzubieten.» Denn auch die Plattform versucht natürlich Geld zu verdienen: So können arbeitswillige Rentner auch eine kostenpflichte Mitgliedschaft auf der Plattform abschliessen: Diese beginnt bei 7 Franken und geht hoch bis zu 19 Franken. Dann können die Mitglieder auch ihre Telefonnummer hinterlegen, mehr Werbung für sich machen und auch mehr Bilder hochladen.
Christa Stratz ist heute egal. Sie hat sich gänzlich von der Plattform zurückgezogen: «Ich bin dann aber nochmals für vier Jahre ein berufliches Engagement eingegangen, da blieb für die Rentner-Plattform sowieso keine Zeit mehr.»
Hauptsache eine Aufgabe.