The Gardener & The Tree: «Wir sind Landeier»

Miriam Barner | 
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Vier der fünf Mitglieder der Band The Gardener & The Tree: Manuel Felder, Patrick Fet, Dani Fet und Philippe Jüttner. Bild: Selwyn Hoffmann

Die Schaffhauser Band spielt diesen Sommer auf den Bühnen der bekanntesten Open Airs der Schweiz. Wir sprachen mit der fünfköpfigen Musikgruppe.

Interview Miriam Barner

Die Band The Gardener & The Tree spielt in zwei Wochen am Open Air St. Gallen, bevor sie im August am «Stars in Town» in Schaffhausen auftritt. Die Indie-Folker erzählen von ihren bisherigen Erlebnissen im Rampenlicht und verraten, auf welche Kleinigkeiten sie vor dem Konzert nicht verzichten können.

2013 haben Sie den Kammgarn-Band­contest gewonnen und damit den New­comer-Slot auf der grossen Bühne am «Stars in Town» ergattert. Dieses Jahr wird die Bühne mit Macklemore oder Depeche Mode geteilt. Wie fühlt sich das an?

Manuel Felder: Wir hoffen, auf der Bühne unser Bestes zeigen zu können. Wenn die grossen Acts spielen, sind sehr viele Leute da. Das ist für uns eine Chance, weiter­zukommen und mehr Leute mit unserer Musik zu erreichen.

Wie nervös ist man, wenn einen 10 000 Leute anschauen?

Dani Fet: Am Anfang war ich so nervös, dass ich kaum funktionierte. Mittlerweile habe ich eine gesunde Nervosität, die sich nach den ersten zwei, drei Songs legt.

Welches Konzert ist Ihr Highlight dieses Sommers?

Philippe Jüttner: Für mich ist es als Exil-St.-Galler ganz klar das Open Air St. Gallen. Dieses Jahr besuche ich es zum zehnten Mal, und es ist eine grosse Ehre, dort zum ersten Mal auf der Bühne zu stehen.

Wie ist der Erfolg von The Gardener & The Tree zu erklären?

Manuel Felder: Das Zusammenspielen, das Blödtun und auch der Streit sind wichtig. Zusammen durch gute und schlechte Zeiten zu gehen, bindet. Wir haben nicht nur einen besten Freund, sondern eine Gruppe davon. Jeder gibt seinen Einsatz, und man hält zusammen. Man macht etwas miteinander durch, wie eine Schulklasse, einfach tausendmal intensiver.

Was raten Sie Newcomer-Bands? Gibt es ein Erfolgsgeheimnis?

Patrick Fet: Man sollte am Ball bleiben und sich selbst treu sein. Manchmal muss man untendurch oder sich unschöne Sachen gefallen lassen. Das Wichtigste ist jedoch, dass man die Freude am Musikmachen nie verlieren darf.

Dani Fet: Wir waren mit der richtigen Musik zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Wir haben vorher unzählige Versuche gestartet und uns in etlichen Musikrichtungen versucht, die nicht ankamen. Irgendwann haben wir uns gefunden und per ­Zufall den Sprung geschafft.

Was passiert an Festivals im ­Backstage-Bereich?

Dani Fet (lacht): Am Summerdays Festival trafen wir auf dem WC Jan Delay an, der mit seiner nasalen Stimme sagte: «Hier kann man richtig gut kacken gehen.»

Manuel Felder: Dort gab es ein sagenhaftes Buffet. Aber was hat Jan Delay gegessen? Einen Burger mit Pommes!

Dani Fet: Auch Müslüm lief backstage rum. Aber ohne Perücke habe ich ihn nicht erkannt. Man lernt Leute kennen, die man selbst nur aus dem Fernseher kennt. Auch sie werden vor ihrem Auftritt nervös.

Haben Sie Forderungen an den ­Veranstalter vor dem Auftritt, bevor Sie auf die Bühne gehen?

Patrick Fet: Der Sängertee darf nicht fehlen. Der besteht aus Ingwer, Zitrone und Eisenkraut. Und eine Flasche Wein.

Was war der schönste Moment an einem Konzert?

Manuel Felder: In der Welschschweiz haben wir einen sehr emotionalen Moment erlebt. Wir spielten einen eher unbekannten Song, und ein ganz alter Mann fing an zu weinen. Man merkte, dass das Lied ihn extrem berührte. Der Moment war überwältigend. Leider konnten wir uns nicht gut verständigen, da ich fast kein Französisch kann, aber man merkte, dass ihm das Lied etwas bedeutete.

Wie ist das Leben im Rampenlicht?

Dani Fet: Dadurch dass wir alle auch noch einen normalen Job haben oder studieren, hält uns das am Boden. Man ist am Arbeiten, wird dreckig, kommt am Abend nach Hause, und am Wochenende hast du deine Konzerte.

Manuel Felder: Es ist ein Privileg, es ist ein geiles Erlebnis, das nicht jeder in seinem Leben haben wird. Wenn du mal Kinder hast, kannst du ihnen erzählen: Du, der Papi war mal ein Rockstar!

Zum Rockerleben gehören klischeemässig Sex, Drugs and Rock 'n' Roll. Wie sieht es bei Ihnen mit den Groupies aus?

Manuel Felder: Ganz ehrlich, Groupies sind kein Thema. Manchmal wollen die Fans eine Umarmung, ein Foto mit uns schiessen, oder sie klauen unsere Setlist und wollen unsere Unterschrift darauf haben. Ansonsten haben wir sehr anständige Fans. Das Alter ist auch sehr gemischt, es gibt ältere und jüngere Fans.

Konsumieren Sie Drogen?

Patrick Fet: Ich werde dieses Jahr 31 Jahre alt, und wir haben die wilden Zeiten, in denen man Sachen ausprobierte, hinter uns. Die einzige Droge ist noch der Alkohol.

Manuel Felder: Stimmt, vor langer Zeit haben wir im Proberaum mal einen «Töter» geraucht. Ein ganz langer Joint mit drei Gabelungen. Die Hälfte der Band hat es kaum überlebt. Ansonsten sind wir aber gegen Drogen.

Wie stehen Sie zu Alkohol?

Manuel Felder: Wenn ich die Abrechnung nach dem Konzert ansehe, sind es meistens nur zwei Bier pro Person.

Dani Fet: Nach dem Konzert trinken wir gerne ein paar Biere, aber wenn wir wissen, dass wir am nächsten Tag wichtige Dinge unternehmen müssen, sind wir piano unterwegs.

Treiben Sie Sport in der Festivalzeit?

Manuel Felder: Sport kannst du in der Festivalzeit vergessen. Morgens stehst du müde auf und weisst, dass du das ganze Equipment raus- und wieder aufladen musst. Und es wird immer spät, da bleibt keine Zeit.

Wie ist es, im August wieder in der Heimat Schaffhausen beim «Stars in Town» ­aufzutreten?

Dani Fet: Ich finde es schön. Man hat einen riesigen Heimvorteil und die Erinnerung daran, dass man mal den Bandcon­test gewonnen hat und nun ohne den Contest dort spielt. Du siehst die Steigerung, die du in den letzten paar Jahren gemacht hast. Dieses Jahr sind wir bestimmt reifer.

Patrick Fet: Man kennt sich auch gut aus. Und weiss auch, wo die Beizen sind. Und wie das Buffet aufgestellt ist! Das Essen war am «Stars in Town» sehr gut.

Manuel Felder: Das Essen hat einen hohen Stellenwert. Wenn das Essen gut ist, ist auch die Show gut.

Ist es nicht zu provinziell für Sie?

Manuel Felder: Schaffhausen? Was? Nein! Wir sind Landeier und werden immer Landeier bleiben.

Ein grosses Dankeschön an The Gardener & The Tree! Wir wünschen Ihnen eine ­aufregende Festivalzeit und viele ­spannende Begegnungen im Backstage-Bereich.

Das Debütablum

Das Debütalbum «69591, LAXÅ» Der erste Longplayer der Band wurde letzten Freitag veröffentlicht. Mit sieben neuen Songs setzt das Debütalbum die EP «Mossbo» fort. Den Hörer erwarten die gewohnt hymnischen Melodien, die Romantik und Abenteuerlust vermitteln, ohne kitschig zu wirken. Der letzte Song des Albums, «Armory», beweist, dass die Band mit Dramatik umzugehen weiss. Für 23.90 Franken kann man seine Ohren auf Reisen schicken, mit einer Portion Herzschmerz inklusive.

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