«Mit Ratskollegen, die nicht mit offenen Karten spielten, hatte ich Mühe»

Daniel Zinser | 
Noch keine Kommentare
Martina Munz blickt auf spannende 18 Jahre im Kantonsrat zurück. Bild: Selwyn Hoffmann

Martina Munz tritt im Februar nach 18 Jahren im Kantonsrat zurück. Im Interview erzählt uns die Hallauerin, ob sie viele Sitzungen verschlafen hat und was sie bei der Ratsarbeit wütend macht.

Haben Sie in den 18 Jahren mal eine Sitzung verschlafen?

Nein, sicher nicht. Diese Arbeit war mir zu wichtig. In den ersten Jahren meiner Ratstätigkeit erschien ich ab und an zu spät zu den Sitzungen. Grund dafür war die DB. Damals kam der Zug aus dem Klettgau oft zu spät oder fuhr gar nicht. Heute kann man sich auf den öffentlichen Verkehr im Klettgau verlassen.

Wie viel Becher Kaffee brauchen Sie für eine Ratssitzung?

Ein Becher Kaffee reicht mir aus, die Ratsarbeit ist nicht so langweilig (schmunzelt) Dazu trinke meistens noch einen halben Liter Tee.

Wie haben Sie sich beschäftigt, wenn sie ein Thema gar nicht interessierte?

Natürlich interessieren auch mich nicht alle Themen gleich stark. Dann habe auch ich mal eine dringende Mail beantwortet oder mich über etwas informiert. Grundsätzlich war ich im Rat aber eine sehr aktive Zuhörerin.

Welches waren Ihre Lieblingskollegen von der rechten Ratsseite?

Ich hatte in allen Parteien sehr viele nette Kollegen. Natürlich funktioniert das Netzwerk zwischen Frauen meist besser und schneller, Allianzen sind schneller geschmiedet. Mit Hedy Mannhart von der FDP habe ich mich zum Beispiel sehr gut verstanden. Aber auch mit Markus Müller (SVP), meinem Ratskollegen aus dem Klettgau, habe ich sehr gut zusammengearbeitet. Grundsätzlich habe ich mich mit allen Ratsmitgliedern gut verstanden, welche stets ehrlich und ohne Spielchen politisiert haben und die kompetent im Rat mitgearbeitet haben.

Mit welchen Ratskollegen war es am schwierigsten zu diskutieren?

Mit den Kollegen, die die oben genannten Eigenschaften nicht besassen. Solche, die nicht mit offenen Karten spielten und sich nicht an Abmachungen hielten oder andauernd ihre Meinung änderten.

Ihr grösster Erfolg in 18 Jahren Kantonsrat war?

Das war wahrscheinlich die Verbesserung der Verkehrsanbindung des Klettgaus auf Strasse und Schiene. Dafür habe ich jahrelang gekämpft. Einer meiner allerersten Vorstösse im Rat war zu diesem Thema. Ich habe den damals ein halbes Jahr in meiner Tasche herumgetragen, weil ich wollte, dass alle Ratskolleginnen und Ratskollegen aus dem Klettgau unabhängig von der Partei mitunterschreiben. Der grösste Erfolg war, dass wir gemeinsam beschlossen Schiene und Strasse nicht mehr gegeneinander ausspielen, sondern die Verkehrsanbindung von privatem und öffentlichem Verkehr parallel zu fördern. So gelang es Schiene und Strasse zu entflechten und die unzähligen Bahnübergänge aufzuheben. Heute dürfen wir mit dem ÖV-Angebot im Klettgau sehr zufrieden sein.

Ihr grösster Misserfolg?

Man sollte in der Politik nie von Misserfolgen sprechen. Manchmal braucht es, wie damals beim Frauenstimmrecht einfach mehrere Anläufe. Beim Thema der Tagesstrukturen zum Beispiel hat der Rat noch viel Nachholbedarf, besonders bei den schulpflichtigen Kindern. Jedes Kind soll meiner Meinung nach die Möglichkeit haben eine öffentliche Tagesschule besuchen zu können. Dafür braucht nicht jede Gemeinde ihre eigene Tagesschule. Es braucht aber regionale, öffentliche Tagesschulen, damit wir als Wohnregion attraktiv bleiben.

Was hat Sie wütend gemacht?

In der Politik darf man nicht wütend werden. Wut nein! Hingegen geärgert habe ich mich oft. Richtig geärgert hat mich zum Beispiel der Entscheid der Regierung die EKS-Aktien zu verkaufen. Der Regierungsrat hat sich bei seinem Entschied über die klare Willensäusserung des Kantonsrats hinweggesetzt. Das zeugt von Respektlosigkeit und ärgert mich. Das gleiche gilt auf für Kompromisse, die in Kommissionen erarbeitet wurden und die dann von der Regierung nicht mitgetragen wurden.

Wann und warum wurden Sie richtig laut im Rat?

(schmunzelt) Das müssen Sie vielleicht meine Gegner fragen. Vehement eingesetzt habe ich mich sicher immer bei Umwelt-, Verkehrs- und Energiethemen und wenn es um die soziale Gerechtigkeit ging. Herumgeschrien habe ich im Rat aber sicher nie.

Wer oder was hat Sie während Ihrer gesamten Amtszeit am meisten überrascht?

Überraschend waren für mich die  kurzen Wege in Schaffhausen. Man kennt sich schnell und arbeitet im politischen Alltag arbeitet sehr intensiv zusammen. Man kann sich sehr schnell ein gutes Netzwerk aufbauen. Das erleichtert die politische Arbeit und macht sie spannend.

 

Am 5. Januar war Martina Munz zu Besuch bei den Kollegen vom Schaffhauser Fernsehen und sprach über den Machoclub Bundeshaus.

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren