Umgestürzte Einzelbäume, abgesperrte Wege und Arbeit für die Schaffhauser Forstwarte

Tito Valchera | 
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Revierförster Urs von Burg vermisst eine umgekippte Fichte mit einem Durchmesser von rund 55 Zentimetern. Bild: Selwyn Hoffmann

Eine erste Bilanz der durch den Sturm Burglind verursachten Waldschäden liegt nun vor. Rund 20 000 Kubikmeter Holz sind dem Wintersturm zum ­Opfer gefallen. Das entspricht rund einem Viertel der jährlichen Holznutzung. Die Behörden warnen davor, sturm­geschädigte Wälder zu betreten.

Die Äste, Blätter und Tannennadeln rascheln unter den Rädern des olivgrünen Jeeps von Revierförster Urs von Burg. Er befährt die Hauptwege seines Stadtwald-Reviers Hohlenbaum beim Spital. Der Wintersturm Burglind, der am 3. Januar mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 131 km/h über den Kanton Schaffhausen hinweggefegt ist, hat auch im Schaffhauser Stadtwald Schäden angerichtet. Im Forstrevier Hohlenbaum sind 150 Kubikmeter Sturmholz angefallen, im ganzen Stadtwaldgebiet rund 2000 Kubikmeter und im ganzen Kanton 20 000 Kubikmeter. Das ist rund ein Viertel der jährlichen Holznutzung.

Im Waldstück am Wirbelberg, das zum ­Revier Hohlenbaum gehört, liegen mehrere umgestürzte Bäume herum: grosse, bis zu 30 Meter hohe Fichten, aber auch Eichen, die dem Sturm Burglind nicht standgehalten haben. «Es hat vor dem Sturm viel geregnet, sodass der Boden weich war und die Bäume dann durch den starken Wind umgekippt sind», sagt der Revierförster. Doch die Schäden würden sich noch in Grenzen halten. «Wir sind hier in Schaffhausen mit einem blauen Auge davongekommen», sagt er. Dies im Gegensatz zu anderen Schweizer Kantonen wie Zürich oder Solothurn. In seinem Revier Hohlbaum – von Burg ist auch für Bargen zuständig und dort Gemeindeförster – entspricht der Sturmschaden rund 13 Prozent der jährlich geplanten Holznutzung.

Wald mehrere Wochen gefährlich

Wie das kantonale Schaffhauser Bau­departement gestern mitgeteilt hat, solle die Bevölkerung sturmgeschädigte Wälder meiden. «In den Wäldern auf dem Stadtgebiet haben wir die gefährlichsten Sturmschäden entlang der Wege und Wanderwege, also Bäume oder Äste, die auf die Passanten fallen könnten, beseitigt», sagt von Burg. Jetzt sei man daran, Wildzäune zu reparieren. Besonders gefährliche Waldstücke würden zudem abgesperrt, falls die Gefahren nicht umgehend behoben werden könnten. «Wir empfehlen, nicht in den Wald zu gehen», sagt er. «Es ist vor allem ein grosses Risiko abseits der Wege zu gehen, denn es hat noch nicht ganz umgekippte Bäume und angebrochene Äste», sagt er. Diese Gefahr könne unter Umständen ­einige Wochen Bestand haben: «Sie wird erst gebannt sein, wenn wir in den betreffenden Waldstücken Sturmholz geschlagen haben», sagt er. In seinem Fall sei zuerst der Bargener Wald an der Reihe und erst Mitte/Ende Februar der Hohlenbaumwald.

Gleiche Holzschlagmenge

An einer umgekippten Buche im Wirbelberg zückt Revierförster von Burg eine Messkluppe und vermisst den Baum auf einer Höhe von 1,30 Meter. So erfasst er die Sturmschäden-Bäume und leitet die Daten dem Schaffhauser Kantonsförster weiter. Mit den Daten können die Holzschlagpläne angepasst werden. Die geplanten Holzschläge müssten zurückgestellt und angefangene beendet werden. «Wir sollten die geplanten Holzmengen aber nicht überschreiten», sagt von Burg. Er ist zuversichtlich, dass das ganze Sturmholz verarbeitet werden kann. «Das Sturmholz kann oft nur als Hack- oder Industrieholz verwendet werden und wird daher weniger Geld einbringen», sagt er. Auch kämen weniger Vollernter zum Einsatz als üblich: «Einzelbäume, die den Hauptteil der Sturmschäden ausmachen, können schlecht mit Vollerntern aus dem Wald geholt werden, das ist zu aufwendig», sagt er. Bei der Fichte habe man zudem ein Zeitproblem. «Wir müssen bis Ende März die Fichten aus dem Wald gebracht ­haben, denn dann kommt der Borkenkäfer und könnte sich vermehren.»

Sturmholz nur für Profis

Beim Fällen von Sturmholz sei besondere Vorsicht geboten. «Sturmholz zu holzen ist am gefährlichsten», sagt der Revierförster. Das Holz habe Risse und stehe zum Teil unter starker Spannung. «Man muss richtig aufpassen und sehr überlegt vorgehen», erklärt von Burg weiter. Zuerst gelte es, die Umgebung und den ganzen Baum zu betrachten, dann zu entscheiden, ob mit oder ohne Maschinen oder Seile gearbeitet werde. «Mit dem passenden Schnitt löst der Profi – bei uns sind es ausschliesslich Forstwarte – die Spannung und muss dabei aufpassen, dass der Baum beim Schneiden nicht wegkippt.» Um die privaten Waldbesitzer zu unterstützten, würden er und seine Försterkollegen beratend zur Seite stehen und teilweise für sie holzen.

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