Neue Website soll Einkäufe ankurbeln

Saskia Baumgartner | 
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So soll die neue Internetplattform erlebnis.sh.ch aussehen. Meldet man sich an einem der 50 WLAN-Zugangspunkte in den grössten Gemeinden des Kantons an, landet man automatisch auf dieser Seite. Visualisierung: zvg

Kostenloses Internet und eine neue Plattform sollen Touristen dazu bringen, länger in der Region zu verweilen – und hier zu konsumieren.

Man kennt das Bild: Im Café oder im Bus starren Leute auf ihre Handys und wischen über den Bildschirm. Smartphones sind omnipräsent. Genau das wollen sich die fünf grössten Gemeinden des Kantons (Stadt Schaffhausen, Stein am Rhein, Neuhausen am Rheinfall, Beringen und Thayngen) zunutze machen: Mithilfe von kostenlosem WLAN und einer neuen Internetplattform wollen sie Konsumenten und Touristen in ihre Gemeinden locken. Geplanter Start ist im Juli.

50 WLAN-Zugangspunkte

Wie soll das funktionieren? In der Stadt Schaffhausen etwa werden zwischen Bahnhof, Herrenacker und Schifflände WLAN-Zugänge, sogenannte ­Access-Points, installiert. Insgesamt 50 solcher WLAN-Bereiche sollen an den wichtigsten Strassen und Orten in Schaffhausen, Neuhausen am Rheinfall, Stein am Rhein, Thayngen und Beringen durch den Telekommunikationsanbieter Sasag eingerichtet werden. Geprüft wird derzeit zudem noch die Möglichkeit von WLAN auf den URh-Schiffen.

Wer surfen will, muss sich mit einem Code anmelden, den er per SMS erhält. Dann kann man das Internet eine Stunde lang kostenlos nutzen. Die Startseite, welche der Benutzer nach der Anmeldung auf seinem Smartphone sieht, ist dabei der Clou: Es handelt sich um eine neue Plattform, auf der alle Informationen der teilnehmenden Gemeinden an einem Ort gebündelt werden. Die Adresse lautet erlebnis.sh.ch.

Touristen sollen verweilen

WLAN für Touristen sei in vielen Schweizer Regionen mittlerweile Usus, eine Kombination mit einer Internetseite zur Region sei dagegen neu, sagt Petra Roost von der Geschäftsstelle der Regional- und Standortentwicklung, (RSE), die das Projekt leitet. «Wir vernetzen mit dem Projekt die Angebote von Detailhandel, Gastronomie und Tourismus auf eine völlig neue Art in der Onlinewelt, in der sich die Leute heute bewegen.» Das WLAN werde genutzt, um die Leute auf die Erlebnis- und Einkaufsmöglichkeiten in der Region aufmerksam zu machen. «Das gibt es bis jetzt noch in keiner anderen Region», so Roost.

Geht ein Tourist am Rheinfallbecken ins Netz, sieht er eine auf Neuhausen zugeschnittene Startseite, ähnlich verhält es sich in den anderen vier Gemeinden. Allerdings gibt es auf der Startseite stets auch Hinweise auf die Angebote der anderen teilnehmenden Orte – «Cross-Selling» nennt dies Roost.

Über 1,5 Millionen Touristen besuchen jährlich den Rheinfall. Viele davon kommen aus dem Ausland und haben aufgrund der Roamingkosten ein grosses Interesse an Gratis-WLAN. «Wir ermöglichen ihnen den Internetzugang und gleich auch die Informationen über den Ort, an dem sie sich befinden, und die vielen Einkaufsangebote in ihrer Nähe», sagt Roost. «Wir wollen sie dazu bewegen, länger hier zu bleiben und weitere Angebote im Kanton zu nutzen.»

Und inwiefern profitieren die Bewohner der Region? Der Schaffhauser Stadtpräsident Peter Neukomm sagt: «Dadurch, dass alle Informationen auf der Plattform verknüpft sind, stösst man auf Dinge, auf die man sonst vielleicht nicht kommen würde.» Man bewege sich in seiner Gemeinde ja oft an den gleichen Orten, ergänzt Roost. «Durch die Erlebnisplattform entdecke ich plötzlich in der Nachbargasse etwas, oder ich sehe: ‹Ah, in Stein am Rhein gibt es ein neues Café, warum nicht mal hingehen?›»

Rückschlüsse für die Gewerbler

Der Steiner Stadtpräsident Sönke Bandixen sieht viele Möglichkeiten für Geschäftsinhaber. So könnte ein Wirt zum Beispiel spontan eine Happy Hour per Internetanzeige ankündigen, auf welche Touristen in Stein am Rhein bei einem Blick aufs Smartphone sofort aufmerksam würden. Durch solche Aktionen könnten die Gewerbler auch Rückschlüsse auf ihr Angebot ziehen.

Das Projekt «Einkaufs- und Erlebnisregion» ist aus einem Workshop der Stadt Schaffhausen von 2015 zur Innenstadtentwicklung heraus entstanden. Zwei Fragen waren laut Neukomm bei dem Workshop im Vordergrund gestanden: Wie bringt man die Leute in die Altstadt? Und: Wie macht man sich online auffindbar? Bislang gebe es in der Stadt Schaffhausen keine Plattform, die alle Angebote vereine, sagt Neukomm. Das sei auch den gewerblichen Strukturen in der Stadt geschuldet, in der diverse Akteure tätig sind: die IG Unterstadt, D'Webergass, Pro City und weitere. Da die anderen grösseren Gemeinden des Kantons mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, beschloss man, sich zusammenzutun.

400 000 Franken Kosten

Die Kosten für den Aufbau des Projekts samt Mitfinanzierung der WLAN-Installation, der Erfassung der einzelnen Einträge und des Designs liegen bei fast 400 000 Franken. Da es sich um ein RSE-Projekt handelt, wird ein Grossteil des Aufwands durch Fördergelder von Bund und Kanton gedeckt. Die fünf Projektträger investieren zusammen 133 000 Franken in das Projekt: 62 000 Franken die Stadt Schaffhausen, 29 000 Stein am Rhein, 23 000 Neuhausen, 10 000 Thayngen und 9000 Beringen. Die Regional- und Standortentwicklung steuert 157 200 Franken bei, der Bund engagiert sich mit 106 800 Franken.

Geplanter Start für die Internetseite ist im Juli, noch vor den Sommerferien. Der WLAN-Ausbau wird dann aber erst beginnen. Für die Projektbeteiligten wird die Arbeit Ende Jahr abgeschlossen sein. Eine neue Trägerschaft, mit der man derzeit noch in Verhandlungen steht, soll danach den Betrieb übernehmen und die Plattform weiterentwickeln. Finanziert werden soll die Website durch Werbeeinnahmen. «Das ist der schwierigste Teil des Projekts», sagt der Steiner Stadtpräsident Sönke Ban­dixen.

Einkaufs- und Erlebnisregion: Die wichtigsten Daten

Idee: Touristen soll auf digitalem Weg das regionale Angebot aufgezeugt werden.

Ziel: Eine Steigerung der Wertschöpfung der lokalen Anbieter.

Projektträger: Schaffhausen, Neuhausen, Thayngen, Stein am Rhein und Beringen.

Engagement: Detaillisten und Gastronomen sollen die Einträge zu ihren Unternehmen mit Fotos und aktuellen Informationen aktiv mitgestalten.

Kosten: Knapp 400 000 Franken für den Projektaufbau.

Homepage: erlebnis.sh.ch.

Start: Die Homepage soll ab Juli zugänglich sein. Danach beginnt die Installation der 50 WLAN-Zugangspunkte.

Übergangsphase: Eine neue Trägerschaft soll den Betrieb und die Weiterentwicklung ab Ende Jahr/Anfang 2018 übernehmen.

Finanzierung: Durch Werbeeinnahmen.

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