Die Obst- und Gemüsebauern sind alarmiert

Tito Valchera | 
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Mit solchen Paraffinkerzen will der Ramser Obstbauer Josef Würms seine Obstbäume vor Frostschäden bewahren. Bild: Selwyn Hoffmann

Die frostigen Temperaturen gegen Ende der Woche können bei Obst und Gemüse grossen Schaden anrichten. Die Bauern der Region treffen Schutzmassnahmen dagegen.

Für das abwechslungsreiche Aprilwetter gibt es das Sprichwort «Der April macht, was er will». Auch dieses Jahr wechseln sich sommerliche Temperaturen mit Nachtfrost ab. So wird für die Nächte auf Donnerstag und Freitag Nachtfrost vorausgesagt. Für Andreas Uehlinger von der Wetterstation Charlottenfels in Neuhausen gehören Frostnächte zum April dazu: «Seit 1971 gab es gerade einmal während sieben Jahren einen April ohne Frosttemperaturen.» Es handle sich halt um einen Übergangsmonat, und letztes Jahr sei der Frost noch eine Woche später gekommen.

Blüten dürfen nicht einfrieren

Obstbauer Josef Würms aus Ramsen spricht hingegen von einer Ausnahme: «In den letzten 30 Jahren gab es zweimal Fröste, die geschadet haben: 1986 und letztes Jahr Ende April.» Kirschen, Zwetschgen, Aprikosen und Äpfel hätten damals 14 Tage früher als sonst geblüht. Und wenn die Blüten einfrören, sei die Hälfte oder gar die ganze Ernte weg. Gefährdet seien alle Fruchtbäume. «Kommt also ein harter Frost mit bis zu minus 4 Grad Celsius – das soll am Freitag der Fall sein –, dann wird es kritisch», sagt Würms.

Er bekämpft den Frost mit Frostkerzen, die eine natürliche Paraffinlösung beinhalten. Pro Hektar stellt er 400 solcher Kerzen auf. «Wir können keine einzelnen Bäume, sondern nur die Umgebung erhitzen, und zwar um ein bis zwei Grad, sofern es windstill ist.» Die Kerzen werden tagsüber aufgestellt und je nach Bedarf nachts angezündet. «Eine Nacht kostet unseren Betrieb mehrere 10 000 Franken», rechnet Würms vor. Und dabei muss sich der Obstbauer für oder gegen eine Sorte entscheiden. «Von unseren 25 000 Obstbäumen kann ich nur die Hälfte vor dem Frost schützen – wir haben uns für Kirschen-, Aprikosen- und Birnbäume sowie die Trauben entschieden», sagt er. Äpfel habe es in den letzten 100 Jahren stets gehabt. Dabei wirkt Würms nicht nervös. «Das bringt nichts, denn wir sind fast machtlos gegenüber der Natur.»

Zwei Drittel Ausfall

Da Erdbeeren ganz nahe am Boden wachsen, sind sie besonders frostgefährdet. Umso mehr, wenn sie wie derzeit gerade am Blühen sind. Peter Eichenberger vom gleichnamigen Früchtehof in Uhwiesen hat 30 000 Erdbeerpflanzen, zwei Drittel sind sogenannte verfrühte Sorten. «Für diese wird es in den nächsten Nächten heikel», sagt er. Als Frostschutz werde schützendes Vlies über die Pflanzen gelegt, erklärt er. «Wir breiten es am späteren Nachmittag über die Erdbeeren aus und nehmen es am nächsten Morgen wieder weg.» Gestern Abend wurde eine erste Vliesschicht aufgetragen. «Dieses kalte Wetter ist nichts Aussergewöhnliches», sagt Eichenberger. «Nur, dass dieses Jahr die Erdbeeren bereits am Blühen sind und sich der Frost somit stärker auswirkt.»

Auch Spargeln und Kartoffeln bedroht

Ein grosser Spargelproduzent ist Rolf Spaltenstein aus Flaach. Auf seinem Hof wird gerade geerntet. «Kommen die angekündigten Frostnächte, dann gehen die Spargeln kaputt», sagt er. Dann muss die Ernte für vier oder fünf Tage eingestellt werden. «Dies betrifft aber nur die grünen Spargeln, die bei uns 20 Prozent der Anbaufläche ausmachen», so Spaltenstein. Die anderen 80 Prozent sind weisse Spargeln, die unter der Erde wachsen. Als Schutzmassnahme käme wie bei den Erdbeeren ein Vlies infrage, das man über die Spargeln spanne: «Aber wir machen das nicht, weil die Spargeln unterschiedlich gross sind, einige dabei beschädigt würden und zudem der Aufwand zu gross wäre.»

Kurt Vollenweider, Gemüsebauer aus Schlatt, schützt seine Frühkartoffeln mittels Frostregen. «Wir haben eine Alarmanlage, die uns nachts bei Minustemperaturen warnt. Dann aktivieren wir die Sprühanlage.»

Frostnächte Was Winzer tun können

Der Wilchinger Winzer Hans-Walter Gysel ist im kantonalen Landwirtschaftsamt zuständig für Weinbau und Spezialkulturen. Er sagt: «Wenn ich jetzt um Rat gefragt werde, frage ich zurück: ‹Wa wottsch ghööre?›» Nervosität nütze jedenfalls nichts. Die Vegetationsentwicklung sei im sogenannten Grünpunktstadium. Das heisst: «Die Reben blühen noch nicht, sind aber so weit, dass ein Frost schaden kann.» Und vorausgesagt sind zwei Frostnächte, auf morgen und auf Freitag, mit Temperaturen von minus 2 bis minus 4 Grad. Gysels Tipps lauten wie folgt:

  • Paraffinkerzen kann man jetzt keine mehr kaufen, man muss sie an Lager haben. Wer sich rechtzeitig eingedeckt hat, kann sie in den Reben anzünden.
  • Eine wichtige flankierende Massnahme ist es, das Gras zwischen den Rebzeilen kurz zu schneiden, damit die Kaltluft rascher abfliessen kann.
  • Wer die Reben mit Planen zudecken und so vor Frost schützen will, muss achtgeben, keine Kontaktflächen zwischen der Plane und den Trieben zu schaffen, die lange kalt bleiben.(us)

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