«Nach meiner Erfahrung kann es jeden treffen»

Maria Gerhard | 
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Daniel Raschle Berater in der Fachstelle für Schuldenfragen. Bild: zvg

Die Fachstelle für Schuldenfragen des Roten Kreuzes in Schaffhausen betreut derzeit rund 50 Personen. Die jüngste ist 18, die älteste 90 Jahre alt. Zwischen 85 und 95 Erstgespräche werden jedes Jahr geführt. Geleitet wird die Fachstelle von Schuldenberater Daniel Raschle und seiner Kollegin Esther Balsiger. Raschle, der ausgebildeter Sozialarbeiter ist, arbeitet seit sechs Jahren hier.

Herr Raschle, welche Hilfe erhalten Menschen in scheinbar aussichtslosen Geldsituationen von der Schuldenberatung?

Daniel Raschle: Wir erstellen ein Budget und schauen, wo gespart werden kann. Wenn es die Situation zulässt, können wir eine Schuldensanierung durchführen. Diese dauert nach den Richtlinien des Dachverbandes der Fachstellen für Schuldenfragen drei Jahre. Ebenfalls schauen wir, dass den Menschen in Not wenigstens das Existenzminimum bleibt, wir begleiten sie sozusagen durchs Leben mit ihren Schulden, und es gibt noch die Möglichkeit eines Privatkonkurses.

Gibt es eine Personengruppe, die besonders oft in die Schuldenfalle tappt?

Ich habe im Laufe meiner Arbeit festgestellt, dass es fast jeden treffen kann. Tendenziell sind es aber eher Menschen, die in Berufen arbeiten, in denen man nicht viel verdient. Oftmals bringen Krankheit, Arbeitslosigkeit oder eine Scheidung den Geldhaushalt durcheinander, es kann aber auch eine gescheiterte Selbständigkeit sein. Manche Menschen sind auch zu gutgläubig und lassen sich leicht übers Ohr hauen. Und dann gibt es wieder die Fälle, wo Kredite an Personen vergeben wurden, die man zuvor zu wenig kontrolliert hatte. Oder jemandem werden die zu vielen Kreditkarten zum Verhängnis. Die Gründe sind vielfältig.

Woran ist zu erkennen, dass eine Überschuldung droht? Raschle: Ein klares Zeichen ist, wenn das Budget bis auf den letzten Franken ausgereizt ist und keine Rückstellungen gemacht werden können oder wenn man für einen Kredit hohe Zinsen zahlen muss. Die Fachstelle für Schuldenfragen gibt es im Juni seit 15 Jahren. Was hat sich seit damals verändert?

Bezogen auf die Verschuldeten, habe ich das Gefühl, dass die Geschichten komplexer geworden sind. Es sind oft mehrere Faktoren, die Menschen in die Verschuldung bringen und die angegangen werden müssen. In Bezug auf die Gläubiger ist heute durchaus noch sehr viel möglich. Oft lässt sich eine Lösung finden, mit der beide Seiten leben können. Nichtsdestotrotz habe ich aber auch festgestellt, dass einige Gläubiger weniger kooperativ sind und auf fast nichts mehr eingehen wollen.

 

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