Mit beheizbaren Kleidern der Kälte trotzen

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Die Maurer der pmb Bau AG Schaffhausen sind schon seit 8.30 Uhr auf der Baustelle an der Hauentalstrasse 90 und stellen das Dach fertig. Mit warmer Kleidung und beheizten Handschuhen können die Arbeiter auch den Minustemperaturen problemlos standhalten. Bild: Stefanie Bernath

Gegen die anhaltende Kälte wissen sich die Maurer auf dem Bau zu helfen. Besonders bei diesen Temperaturen ist die Unfallgefahr gross.

von Stefanie Bernath

Platt getretener Schnee liegt auf den metallenen Brettern des Baugerüstes, als Chefpolier Alexander Jaggi dieses betritt und mit sicheren Schritten die Hausfassade entlang aufs Dach hinaufsteigt. Als er mit einem Satz vom Gerüst aufs Dach wechselt, fängt es bedrohlich an zu wackeln. Doch das fällt wohl nur jemandem auf, der die Arbeit auf dem Bau im Winter nicht gewohnt ist.

Seit 8.30 Uhr – bei unserem Besuch gestern Morgen – sind die Maurer der pmb Bau AG daran, das Dach des Hauses an der Hauentalstrasse 90 in Schaffhausen fertigzustellen. Mit lauter, kräftiger Stimme ruft Jaggi einem Mitarbeiter, der auf einem gegenüberliegenden Gerüst des Rohbaus arbeitet, einige Anweisungen zu. Der Arbeiter antwortet ihm in gleicher Weise. Sogleich erklärt Jaggi entschuldigend: «Bei uns auf dem Bau ist es eben immer etwas laut.»

Hände sind das grösste Problem

«Unsere Maurer sind es gewohnt, bei schwierigen Verhältnissen auf dem Bau zu arbeiten», sagt Jaggi. Schliesslich sei das ihr tägliches Arbeitsumfeld. «Wenn Zulieferdienste auf den Bau kommen, habe ich um ihre Sicherheit oft mehr Bedenken als um unsere Maurer», meint er.

Auf der Baustelle teilt Jaggi die Arbeiten so ein, dass jeder immer wieder im geschützten Inneren des Gebäudes arbeiten kann. Und die Kaffeepausen seien im Winter auch etwas länger. «Eigentlich ist die Kälte Gewöhnungssache», verrät der Chefpolier. Natürlich komme es aber schon vor, dass sich ein Mitarbeiter bei ihm kurz abmelde, weil ihm zu kalt sei: «Dann geht er sich in den Bauwagen aufwärmen.»

Mit warmer Kleidung rüsten sich die Maurer für die Kälte. «Wir tragen mehrere Kleiderschichten unter den Arbeitshosen und -jacken», so Jaggi. Dieses «Zwiebelprinzip» habe sich bewährt. «Bei der jetzigen Witterung sind die Hände eigentlich das grösste Problem», sagt er. Darum tragen einzelne Arbeiter beheizbare Handschuhe. Diese sind dann oft mit Seitenfächern ausgestattet, in denen Thermopads Platz haben. Mit diesem Heizsystem gibt es auch Westen und Hosen im Handel.

Unia kann Baustellen schliessen

Bei dieser Kälte sei der Arbeitsprozess weniger effizient, sagt Pascal Gurtner, Geschäftsführer des Bauunternehmens pmb Bau AG Schaffhausen, und hält fest: Bei Minustemperaturen können beispielsweise nicht alle Mauerwerksarbeiten vorgenommen werden. «Mit Schutzausrüstung kann bis zu minus fünf Grad betoniert werden – darunter wird es kritisch», so Gurtner.

Im Gesamtarbeitsvertrag des Bauhauptgewerbes gibt es laut Gurtner keine gesetzlichen Regelungen über Arbeiten bei Kälte. «Es kann jedoch sein, dass Gewerkschaften wie beispielsweise die Unia eine Baustelle schliessen können, wenn das Wohl der Mitarbeiter gefährdet ist», sagt er.

Verschiedene Unfallgefahren

Unfälle habe es diesen Winter bis jetzt noch keine gegeben, so Jaggi. Dabei lauern bei diesem Wetter auf den Baustellen zahlreiche Unfallgefahren: vereiste Gerüste, schneebedeckte Stolperstellen, plastikbedeckte Bodenöffnungen, die mit Schnee bedeckt sind, brennbare Gegenstände, die auf einer Heizung im Bauwagen liegen gelassen werden, oder vereiste Gerüstbretter und Krangabeln. Gefährlich wird es dann, wenn nötige Sicherheitsvorkehrungen nicht getroffen werden. Zum Beispiel wenn Schnee und Eis von der Baustelle nicht entfernt werden, die Mitarbeiter nicht die richtige Kleidung tragen oder sich nicht ab und zu aufwärmen gehen.

Im vergangenen Winter waren die Temperaturen nicht so stark im Minusbereich wie in diesem Jahr. Auch der Schneefall war damals spärlich. Einen ähnlichen Winter wie dieses Jahr erlebte Schaffhausen 2013/14. Auch damals waren die Kälteperioden lang. Ein Jahr darauf, also 2014/15, war der Winter relativ warm. Dafür überraschte der verspätete Winter im März mit Schnee.

Einzelne Arbeiter tragen beheizbare Handschuhe. In den Seitenfächern haben darin Thermopads Platz.

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