Diese Regeln gelten auf dem Stand-up-Paddle im Rhein

Das Stand-up-Paddling erfreut sich grosser Beliebtheit. Um sicher den Rhein hinab zu treiben gibt es aber einiges zu beachten.
Aus aktuellem Anlass haben wir in unserem Archiv gekramt und diesen Artikel für Sie neu aufbereitet. Wir wünschen interessante Lektüre!
Strahlender Sonnenschein, der Fluss glitzert, bunte Boote treiben vorbei, und in den Badis geniessen Familien ihre Gelati. Im Sommer lockt der Rhein. Seit einiger Zeit hat auch eine Kult-Sportart aus Hawaii in der Region Fuss gefasst: das Stand-up-Paddling, kurz SUP. Dabei steht die Sportlerin oder der Sportler auf einem Board und gibt mit einem Paddel an. So können sehr lange Strecken zurückgelegt werden.
Der Rhein ist nicht nur bei Einheimischen zum Stand-up-Paddeln beliebt: Tanja Hermann und Henning Liebeck sind aus Freiburg im Breisgau angereist, um von Konstanz nach Schaffhausen zu paddeln. «Wir sind am Freitag losgepaddelt», sagt Liebeck, der am Sonntagabend im Salzstadel in Schaffhausen angekommen ist. Längere Touren seien auf dieser Strecke sehr angenehm: Überall hat es Badis und Restaurants, wo die Tourengänger Pause machen können. Es seien die unverbauten Ufer, die den Rhein so attraktiv machen würden: «So was haben wir in Deutschland nicht», sagt Liebeck.
Ein Hitzeschock oder ein Krampf kann immer auftreten.»
Auch Markus Koudelka aus Schaffhausen geht gerne auf den Rhein: Im Sommer ist er fast jeden Tag auf dem SUP unterwegs. Vor acht Jahren hat er seine Leidenschaft für den Rhein entdeckt und die SUP-Vermietung Cross-Wind eröffnet. Er bietet begleitete Touren auf dem SUP und auch Einstiegskurse an, in denen die Sicherheitsmassnahmen gelernt werden.
Warum eine Schwimmweste so wichtig ist
So sollte jeder eine Schwimmweste tragen. «Ein Hitzeschock oder ein Krampf kann immer auftreten», sagt Koudelka. Das empfiehlt auch die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft. Sie soll von Beginn weg getragen werden, da sie in einem Notfall kaum noch angezogen werden kann. Ab einem Abstand von 300 Metern zum Ufer ist sie zudem gesetzlich vorgeschrieben. «Diesen Abstand erreicht man aber auf dem Rhein nie», sagt Koudelka.
Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Wassertiefe gelegt werden: «In seichtem Gewässer kann es sein, dass die Finne am Boden hängen bleibt», sagt er. Der Paddler würde dann abrupt stürzen – was zu Verletzungen führen kann. Deshalb würde sich auch die Thur nicht zum Paddeln anbieten. Dort habe es im Normalfall zu wenig Wasser.
Beim Hängenbleiben an den Ästen kann es auch schon bei wenig Strömung fatale Folgen haben.»
Lieber einmal auf der falschen Seite der Wiffe fahren
Gefährlich werden können einem auf dem Rhein insbesondere die Strömung und Äste, die insbesondere bei hohem Wasserstand bis ins Wasser reichen. «Beim Hängenbleiben an den Ästen kann es auch schon bei wenig Strömung fatale Folgen haben», sagt Koudelka. Auch sollte man die Ausstiegsstellen gut kennen und sich vorher noch einmal informieren, ob sie aktuell erreichbar sind. «Und bitte nicht in die Naturschutzgebiete fahren», sagt Koudelka.

Die Wiffen, die die Routen der Kursschiffe und auch der Paddler kennzeichnen, seien mit starker Strömung schwieriger einzuhalten. Gerade wenn die Sportlerin oder der Sportler in einer kurzen Zeit queer über den Rhein manövrieren müsste, um die Fahrregeln einzuhalten. Dann lieber bei der Wiffe einmal falsch fahren, als in ihr zu landen. Die Warten unterhalb des Rheinfalls seien aus demselben Grund nicht zu unterschätzen: Als Paddler sollte man sich vorher informieren, auf welcher Seite man durchfahren muss. Und dann sollte man sich früh genug auf die richtige Seite begeben.
Achtung bei der Fussleine
Auch den Kursschiffen müssen die Paddler aus dem Weg gehen. Sie sollten aber nicht zu weit an den Rand ausweichen: «Es besteht die Gefahr, dass der Paddler an das Ufer gedrückt wird, weil er nicht mehr gegen die Wellen ankommt», sagt er. Das kann gerade bei steinigen Ufern gefährlich werden.
«Ohne eine Begleitung hätte ich eine solche Tour nicht gemacht.»
Eine weitere Empfehlung von Koudelka und auch der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft ist: Mit einer Fussleine sollte man sich auf dem Rhein nicht am Board festmachen. Wenn der Paddler irgendwo hängen bleibt, sei es fast unmöglich, an den Knöchel zu kommen und die Lasche zu öffnen. «Wenn man sich festmachen will, empfehle ich, dies unterhalb des Knies zu tun», sagt Koudelka. Dann könne die Lasche bei einem Sturz einfacher erreicht werden. Die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft empfiehlt eine Fussleine mit einer Schnelllösevorrichtung.
Tanja Hermann und Henning Liebeck haben ihre Boards mit ihrem Namen, Adresse und Telefonnummer angeschrieben. Das ist Pflicht, weil damit Rettungskräfte bei einem herrenlosen Board schnell in Erfahrung bringen können, ob Personen vermisst werden und so grossangelegte Rettungs- und Suchaktionen vermieden werden können. Liebeck ist ein erfahrener Stand-up-Paddler, Hermann war das erste Mal bei einer Tour dabei: «Ohne eine Begleitung hätte ich eine solche Tour nicht gemacht», sagt Hermann. Am Sonntagabend packen die beiden ihre zwei SUP und ihre massive Ausrüstung für die drei Tage auf dem Rhein wieder zusammen. Hermann sagt: «Es bleibt die Frage, wie wir das alles in den ÖV bekommen.»