Krönung einer jahrzehntelangen Laufbahn

Mark Liebenberg | 
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Schaffhauser durch und durch, Liberaler durch und durch: Thomas Hauser am Lindli, unweit des Hauses, wo er seine Kindheit verbracht hat. Im Hintergrund der Stolz der Hausers: der Familienweidling. Bild: Selwyn Hoffmann

Mit Thomas Hauser ist ein gewiefter Kenner der Schaffhauser Politik Präsident des Kantonsrats im Jahr 2017. Seit vier Jahrzehnten schon prägt er sie als Parlamentarier mit – länger als irgendjemand sonst im Kanton.

Er stapft durch den Schnee zum Bootsanlegeplatz. Zieht den Weidling heran, wischt den Schnee von der Abdeckung. «Man muss hier immer ein wenig zum Rechten schauen», sagt Thomas Hauser. Hier am Rhein, am Lindli – der Munot, die Stadt in Sichtweite –, fühlt er sich zu Hause. Kommt Sommer, kommt Winter, der Weidling ist ein fester Bestandteil im Leben.

So etwas wie ein fester Bestandteil in der Schaffhauser Politik ist wie kein Zweiter Thomas Hauser. «Ja, das ist schon so etwas wie die Krönung meiner Laufbahn», sagt er zu seiner glanzvollen Wahl zum Kantonsratspräsidenten für das Jahr 2017 vor einer Woche. 1978 wurde er erstmals ins Kantonsparlament gewählt und gehört nun dem Gremium nach einem langen Unterbruch seit 2009 wieder an. Noch eindrücklicher ist Hausers Engagement im Grossen Stadtrat: 38 Jahre hatte er dort mitpolitisiert, als er im Frühling 2016 zurücktrat.

«Letzte Station der Karriere»

Wenn Hauser also über Politik spricht, dann hat man fünf Jahrzehnte gelebtes Engagement in der Stadt- und der Kantonspolitik vor sich. Ein wandelndes Archiv von politischem Vorwissen, Bezügen, Namen und Anekdoten. Hauser winkt ab: «Alles wiederholt sich. Eine schlechte Finanzlage folgt auf gute Jahre – man stellt sich zur Wahl und setzt sich ein, und dann schaut man, was passiert. Die Wiederkehr des Gleichen.» Gute Zeiten, schlechte Zeiten in der Politik – so kann man Pragmatismus und Kontinuität auch in Worte fassen. «Uns bleibt die Aufgabe, unsere Traktandenliste abzuarbeiten und die beste Lösung für den Kanton und seine Bewohner zu suchen», lautet sein Credo, das er auch in seiner Antrittsrede formulierte.

Den finanzpolitischen Zyklen und den jeweils bekannten Rezepten zum Trotz ist Hauser zwar älter, nicht aber müde geworden. Er freut sich auf sein Jahr als höchster Schaffhauser. «Es ist ja gleichzeitig auch die letzte Station in meiner politischen Karriere», sagt der 68-Jährige. «Ich werde sicher nicht noch mal antreten und eventuell auch vor Ende der Legislatur einer jüngeren Kraft Platz machen.»

Mit Gelassenheit kann er daher auch Kritik üben und hat sich ausserdem zwei ehrgeizige Ziele gesetzt. «Ich möchte Ende des Jahres das Tourismusförderungsgesetz unter Dach und Fach haben, und ich tue von meiner Seite aus alles, um die Vorlage zum Polizei- und Sicherheitszentrum zur Abstimmungsreife zu bringen.» Vor allem Letzteres sei ihm als Städter ein grosses Anliegen, wird doch durch den Wegzug von Polizei, Gefängnis und Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt das für die Stadtentwicklung sehr wertvolle Klosterareal mitten in der Stadt freigespielt. «Das ist wirklich eine entscheidende Kiste für die Stadt, die ich als eingefleischter Stadtschaffhauser gerne auf die Reise schicken möchte.» Zahlreich sind aber die Stolpersteine, und um die weiss der erfahrene Parlamentarier. «Soeben wurden wir in der überregionalen Presse als eines der ineffizientesten Kantonsparlamente bezeichnet», das bereite ihm schon Sorgen. Wenn nach etlichen Sitzungen die Sparvorlagen dann allesamt an der Urne scheitern oder wenn ein Baugesetz nach sechs Ratssitzungen zu Grabe getragen wird, sei dies auch für ihn mehr als ein Ärgernis. «Da kann ich schon verstehen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger aufregen.» Schuld sei die Situation, dass sich die grossen Blöcke links und rechts im Parlament blockierten. «Manchmal habe ich das Gefühl, man will gar nicht, dass es zum Kompromiss kommt, es scheint, man hat Freude, wenn es Zwist gibt!»

Seine Einflussmöglichkeiten als Ratspräsident seien indessen gering. «Ich hoffe einfach, dass mein Appell gehört wird.»

Bei den Repräsentationspflichten, die Teil seines Amtes sind, lässt er sich überraschen. «Ich gehe dorthin, wo ich gewünscht bin», sagt er. Und es gebe da einen ganz bestimmten Anlass, auf den er sich besonders freue. «Mit Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel und dem Ratsbüro geht es einmal im Jahr auf Truppenbesuch. Mit dem Super-Puma zum Waffenplatz zu fliegen, das ist schon toll.»

Wo das Sitzungsgeld hinfliesst

Seine Karriere hat Hauser beim Landesring der Unabhängigen (LdU) gestartet. Es war ein grösserer Politskandal damals, als innerparteiliche Querelen seine Kandidatur für den Stadtrat zunichtemachten. Vorübergehend gab er alle Mandate auf. «Das war schon die schwierigste Zeit in meinem politischen Leben», sagt er heute. nach dem Übertritt zur FDP wurde er pro­blemlos wieder in den Grossen Stadtrat gewählt. Erst 2008 kandidierte er dann wieder für den Kantonsrat. «Ich bin im Grunde ein Migros-Liberaler geblieben», sagt er schmunzelnd. «Der Landesring hat sich für die kleinen Leute eingesetzt, für die freie, aber soziale Marktwirtschaft und für Eigenverantwortung, dafür stehe ich auch heute noch ein.» Sein stolzester Moment war, als für zwei Legislaturen drei Familienmitglieder im Stadtrat sassen: Er, seine Frau Katrin für die FDP und Sohn Res für den Jungfreisinn. Als pensionierter Lehrer für unter anderem Mathematik, Biologie, Geografie, Physik, Chemie und Werken steht Hauser der gegenwärtigen Entwicklung im Schulbereich sehr kritisch gegenüber. «Es sollte vieles einfacher bleiben, Behörden, Lehrpläne, Lehrmittel. Je weniger Geld, desto besser.» Der «Lehrmittelverschleiss» ist ihm ein Dorn im Auge. Und der neue Lehrplan 21: «Wieso muss das alles so verkopft sein? Der Pythagoras ist immer noch der Pythagoras. Ich war zwar dagegen, dass man Lehrpläne dem Volk vorlegt, aber diese Entwicklung sehe ich mit grosser Sorge.»

Heute Abend feiert Thomas Hauser mit rund 150 Gästen seine Wahl im Hombergerhaus – eine weitere Tradition, die das Amt mit sich bringt. Die Kosten trägt zu einem grossen Teil der Gewählte. «Dafür geht ein grosser Teil meiner Sitzungsgelder drauf», sagt Hauser lachend. Der Rat hatte sich letzte Woche das Sitzungsgeld von 180 auf 200 Franken erhöht.

Zur Person

  • Jugend Thomas Hauser wurde am 4. Juni 1948 geboren und wuchs an der Rheinhalde in Schaffhausen auf.
  • Ausbildung Studium an der Universität Zürich, Ausbildung zum Sekundarlehrer.
  • Beruf Thomas Hauser arbeitete bis zu seiner Pensionierung 2013 als Sekundarlehrer in der Stadt Schaffhausen. PolitikKantonsrat von 1978 bis 1989 für den Landesring der Unabhängigen und wieder seit 2009. Im Grossen Stadtrat sass Thomas Hauser von 1977 bis 1989. Nach dem Wechsel zur FDP gehörte er dem Stadtparlament wieder seit 1992 bis zum Februar 2016 an. 2008 war er Präsident des Grossen Stadtrats. Hauser ist Vizepräsident der FDP Schaffhausen.
  • Familie Verheiratet mit Katrin Hauser-Lauber, Kinder: Fabian (32), Res (30) und Michaela (28).
  • Freizeit Weidlingfahren im Sommer, Ski im Winter. Randenhüsli in Schleitheim.

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