So überleben Tausende Amphibien die «Krötenwanderung»
Es ist wieder Laichzeit für Frösche und andere Amphibien. Wir waren im Wangental und sind den Weg der Tiere nachgegangen - in Froschperspektive.
Amphibienwanderung: Fragen und Antworten
Warum wandern Amphibien zu ihren Geburtsplätzen?
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Tiere eine Art «Navigationssystem» im Gehirn haben. Dieses führt die Tiere, die ortsgebunden sind, direkt zu ihrem ehemaligen Geburtsort. Nur wenn dieser nicht mehr existiert, suchen sich die Tiere einen anderen.
Wie schnell sind Frösche unterwegs?
Die Weibchen, die die kleineren Männchen auf dem Rücken tragen, kommen ungefähr 600 Meter am Tag vorwärts. Für die Überquerung einer Strasse brauchen die Tiere ungefähr 15 Minuten.
Warum wandern sie im Frühling?
Über die Wintermonate verfallen die Tiere in eine Art Winterstarre. Ihr Organismus fährt auf das Minimum hinunter, um Energie zu sparen. Wird es dann wärmer, fährt dieser wieder hoch und die Tiere machen sich auf den Weg. Ausserdem haben die Tiere danach genug Zeit um wieder Kräfte für den Winter zu sammeln.
Es ist wieder soweit: Pünktlich zur Laichzeit sind die ersten Frösche unterwegs. Ihr Ziel: Der Ort ihrer Geburt. Dort, wo sie schon als Kaulquappe umher schwammen, wollen sie nun auch ihre Eier ablegen. Der Weg dorthin ist meistens beschwerlich und endet für viele Tiere tödlich - denn oft genug liegen die Laichplätze neben einer Strasse. Da zudem viele Frösche nachts oder bei schlechter Witterung unterwegs sind, werden sie von Autofahrern leicht übersehen. So endet der Weg zur Fortpflanzung für viele Tiere meistens unter dem Reifen eines Autos.
Zum Glück für die Amphibien gibt es viele Menschen, die sich den Tieren annehmen. So werden vielerorts von Freiwilligen Zäune aufgestellt, Eimer eingegraben – oder die Tiere von Hand aufgelesen und in Sicherheit gebracht.
Ein Ort mit sehr viel Tieren ist das Wangental. Dort überqueren jeden Frühling Tausende Amphibien wie Frösche, Kröten, Molche oder Salamander die Strasse. Daher wurde dort auf der Deutschen Seite ein Amphibientunnel angelegt, damit die Tiere unbeschadet ihre Laichplätze erreichen können. Dieser führt direkt unter der Strasse hindurch und ist an beiden Seiten so hoch, dass die Tiere nicht auf die Strasse kommen. Da sie, aufgrund ihres Instinktes, jedoch unbeirrt versuchen, in Richtung ihrer Gewässer zu kommen, hüpfen oder stossen sie gegen die Absperrung und landen so früher oder später an einem der Tunneleingänge - und können von dort aus sicher auf die andere Seite gelangen.
Die Tunnel erwiesen sich als voller Erfolg für die Tiere: So zeigten Untersuchungen, dass seit diese existieren zwischen 70 und 90 Prozent der Amphibien die Laichwanderung überlebt hätten. Die Kosten von umgerechnet 900'000 Franken wurden damals vom Land Baden-Württemberg und dem Kanton Schaffhausen getragen.
Wir waren dort vor Ort und haben uns den Wanderweg der Tiere angeschaut - und sind ihn auch mal selbst gegangen. Wie sich das anfühlt, sehen Sie im Video.