Fäsenstaubtunnel: Baustart 2030 angepeilt

Die letzte Hürde hat die zweite Röhre des Fäsenstaubtunnels zwar noch nicht genommen. Aber der bundesrätliche Entscheid ist ein wichtiger Schritt für die Stadttangente in Schaffhausen. Nicht weiterverfolgt werden soll der Ausbau zwischen Thayngen und Herblingen.
Mehr als doppelt so viele Autos als durch den Gotthardtunnel fahren, passieren täglich den Fäsenstaubtunnel in Schaffhausen. Eine enorme Belastung für die Strasse und die umliegenden Wohngebiete – und bei Strassensperrungen für das Verkehrssystem der ganzen Stadt Schaffhausen. Diese Problematik hat man in Schaffhausen bereits 2007 erkannt, als ein Projekt zum Ausbau der Stadttangente in Angriff genommen wurde. 2008 lag das Projekt einer zweiten Röhre für den Fäsenstaubtunnel erstmals in Grundzügen vor. Viel haben der Kanton und das Bundesamt für Strassen (Astra) inzwischen daran weitergearbeitet. Am Mittwoch wurde es gewissermassen geadelt: Der Bundesrat hat an seiner Sitzung entschieden, dass das Projekt definitiv in den nächsten Ausbauschritt des Nationalstrassennetzes genommen werden soll.
Der Bau einer zweiten Röhre in Schaffhausen ist eines von schweizweit fünf Projekten, die der Bundesrat in einer nächsten Erweiterungsphase des Nationalstrassennetzes realisieren möchte. Er veranschlagt dem eidgenössischen Parlament dafür Kosten von 4,3 Milliarden Franken. Aktuellen Schätzungen zufolge dürfte das Schaffhauser Projekt 393 Millionen Franken kosten.
Weiter geht es um die Erweiterung der A1 in der Region Bern auf den Abschnitten zwischen den Verzweigungen Wankdorf und Schönbühl sowie zwischen Schönbühl und Kirchberg. In den Ausbauschritt aufgenommen werden sollen auch der Bau einer dritten Röhre des Rosenbergtunnels in St. Gallen und des Rheintunnels auf der A2 in Basel.
Das Ziel von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, ist, den Durchgangsverkehr auf die Nationalstrassen zu holen. Dies ermögliche die Aufwertung von Quartieren, und es schaffe mehr Platz für den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr. Ebenfalls eine Rolle würden Sicherheitsüberlegungen spielen.
Alle Argumente kommen auch im Fall einer zweiten Fäsenstaubröhre zum Tragen. So löst das Projekt den Engpass im Kern der Schaffhauser Agglomeration. Denn aktuell bestehen bei Strassensperrungen keine Redundanzen, und der gesamte Verkehr muss über das Stadtgebiet geführt werden.
Hurter und Kessler sind happy
Der Schaffhauser SVP-Nationalrat Thomas Hurter kennt das Tunnelprojekt gut. Er hat es politisch durch die letzten Jahre begleitet und aktiv vorangetrieben – als Kantonsvertreter und Verkehrspolitiker mit Einsitz in der nationalrätlichen Verkehrskommission viele Gespräche mit dem Astra, dem Bundesamt und der zuständigen Bundesrätin geführt. «Das ist ein Erfolg für die Region.» Auf der einen Seite sei der bundesrätliche Entscheid gut, weil eine zweite Röhre sicherheitsmässig Verbesserungen vor Ort bringe. Auf der anderen Seite sei die zweite Röhre auch wichtig, weil der Strassenabschnitt zur wichtigen Nord-Süd-Hauptverkehrsachse gehöre.
Hurter windet den kantonalen Behörden ein Kränzchen: «Die involvierten Leute haben gute Arbeit geleistet.» Das Projekt zeuge von einer inhaltlich hohen Qualität. «Die Machbarkeit und Dringlichkeit konnten gut aufgezeigt werden.» Es sei ein Erfolg für die Region.
Dieses Lob nimmt der zuständige Regierungsrat, Baudirektor Martin Kessler (FDP), bestimmt gerne entgegen. Bei ihm spürt man die Freude über den Entscheid durch das Telefon hindurch: «Das ist ein sehr wichtiger Meilenstein.» Nun sei er gespannt auf den politischen Prozess. «Wichtig ist, dass Stadt, Kanton und Astra wie bisher geeint auftreten», sagt er. «Ohne diesen Ausbau können wir die Verkehrsprobleme in der Stadt Schaffhausen schlicht nicht nachhaltig lösen.»
Ausbau nach Thayngen auf Eis gelegt
Realistischerweise beginnt der Bau nicht vor 2030, wie Kessler sagt. Wenn alles ideal laufe, sei ein Start ein bis zwei Jahre früher denkbar.
Zuerst steht aber noch Parlamentsarbeit an. Hurter ist zu lange im Geschäft dabei, als dass er nicht wüsste, dass im Parlament die Kantonsvertreter ihre eigenen Anliegen tendenziell höher gewichten werden als jene der anderen. «Es geht deshalb nun darum, das Projekt politisch wie bisher gut zu begleiten», so Hurter.
Die Entscheide des Bundesrats waren aber nicht nur zum Vorteil von Schaffhausen. So hält der Bund fest, dass er das Ausbauprojekt Thayngen–Herblingen nicht weiter verfolgen möchte. «Das Projekt löst keine relevanten verkehrlichen Probleme», heisst es in der Begründung.
Kessler sieht das wenig überraschend anders. «Aktuell sind wir klar der Meinung, dass es auf der Strecke zwischen dem Thaynger Zoll und Herblingen längerfristig einen Ausbau auf vier Spuren braucht.»
Diesen Entscheid des Bundes bezeichnet Hurter derweil als nicht in Stein gemeisselt. «Ich sehe durchaus noch eine Chance für dieses Projekt.» Doch der Realisierungshorizont rückt in weite Ferne.