Cäcilienchor erklingt zum letzten Mal

Weil die Mitglieder immer älter werden und es an Nachwuchs mangelt, aber auch weil die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen die Sängerinnen und Sänger zermürbt hat, löst sich der Cäcilienchor Stein am Rhein auf. Am Samstagabend wurde zum Schlussakkord angesetzt.
116 Jahre hat er überdauert, doch jetzt ist für den Cäcilienchor Stein am Rhein Schluss. Am Samstagabend um 18 Uhr hatte er beim Abschiedskonzert in der katholischen Steiner Herz-Jesu-Kirche seinen letzten Auftritt. «Wir werden immer älter, und es kommen keine jungen Sängerinnen und Sänger nach», sagt Chor-Präsident Günther Grötchen. Der Altersdurchschnitt liege bei 75 Jahren. Das älteste Mitglied sei 91 Jahre alt, die jüngsten so um die 60 Jahre. «Die meisten sind über 75 plus», so Grötchen. Es sei nicht so, dass man es nicht versucht hätte, doch alle Bemühungen, neue Mitglieder zu finden, seien erfolglos gewesen.
Corona-Zwangspause setzte zu
Auch die Coronapandemie habe ihren Teil zur Auflösung beigetragen, schliesslich waren monatelang keine Proben und Konzerte möglich, und wenn, dann nur mit Abstand zueinander. Dies habe viele Sängerinnen und Sänger verärgert und resignieren lassen. «Wir sind doch keine Solisten, die alleine singen», so Grötchen. Und Dirigent Georg Erich Gagesch aus Singen ergänzt: «Die lange coronabedingte Zwangspause und die Unsicherheit betreffend Singen mit Abstand und Maske hat dem Kirchenchor sehr zugesetzt.»
Weitersingen in Eschenz
Für die verbliebenden Chor-Mitglieder muss das Aus des Cäcilienchors aber nicht gleichzeitig das Aufhören mit dem Singen bedeuten. «Jeder der Sängerinnen und Sänger hat die Möglichkeit, weiterhin aktiv im Kirchenchor St. Otmar Eschenz zu singen, ein Kirchenchor der gleichen Seelsorgeeinheit», kündigt Gagesch an, der auch diesen Chor dirigiert. Der Eschenzer Chor werde in Zukunft in der Kirche Stein am Rhein so manchen Gottesdienst festlich mitgestalten.
Im Jahre 1915 gegründet, kann der Cäcilienchor auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Noch vor dem Bau der Herz-Jesu-Kirche ausserhalb der Altstadt, der 1913 beendet wurde, fanden sich Katholiken zusammen, um gemeinsam zu singen – zunächst im Refektorium des Klosters St. Georg, wo damals der Gottesdienst gefeiert wurde, und auf der Insel Werd bei Eschenz. Seitdem trug der Chor mit seinem Gesang in den Gottesdiensten, aber auch mit Theateraufführungen, Unterhaltungsabenden sowie durch Konzerte und Feste zur religiösen und kulturellen Bereicherung in Stein am Rhein bei. «Die grosse Motivation und Bereitschaft in all diesen Jahren war unübertrefflich gut. Es war ein wunderschönes, bereicherndes Miteinander im und mit dem Cäcilienchor», sagt Gagesch, der den Chor seit 2011 leitet.
Am längsten mit dabei ist Günther Grötchen. Der 80-Jährige, dessen Vater aus Berlin stammt und der in Augsburg aufgewachsen ist, kam 1961 in die Schweiz. «Ich wurde vom damaligen Besitzer der Bibermühle angefragt, ob ich beim Umbau mitarbeiten könnte», erinnert sich Grötchen. Bereits ein Jahr später trat er dem Cäcilienchor bei. Als gelernter Feinmechaniker war er handwerklich begabt und sagte zu. Danach hat er fast 40 Jahre lang in verschiedenen Funktionen für die IWC in Schaffhausen gearbeitet. Für ihn sei das Singen im Chor eine gute Möglichkeit gewesen, sich im neuen Land zu integrieren. Mittlerweile deutet eigentlich nur noch der ungewöhnliche Name auf seine deutsche Herkunft hin, längst ist Grötchen auch Steiner Bürger. Seine Frau Irene singt ebenfalls im Chor, und Sohn Robert ist Chef der Steiner Stadtpolizei.
Zu wenig Männer
Im Laufe seiner langjährigen Mitgliedschaft war Günther Grötchen zweimal Präsident des Cäcilienchors , von 1972 bis 1982 und seit 1993. Bei seinem Eintritt zählte der Chor 35 Mitglieder, doch bereits 1980 waren es unter 20. «Seitdem hatten wir immer so um die 17 bis 20 Mitglieder, aber nie mehr als 20», sagt Grötchen. Für einen vierstimmigen Chor sei das aber ein grosses Problem, vor allem, wenn es zu wenig Männer gibt: «Jetzt haben wir nur noch vier Männer, zwei Tenöre und zwei Bässe.» Seit einer Erkrankung könne Grötchen, der wechselweise Tenor und Bass war, nicht mehr selbst singen: «Ich war immer begeisterter Sänger, das war mein Hobby.» So habe er lange Jahre auch im Steiner Männerchor gewirkt, den es seit 2011 nicht mehr gibt. «Als Präsident konnte ich beim Cäcilienchor aber wenigstens noch im Hintergrund wirken», sagt Grötchen.

Im Jahre 1915 gegründet, kann der Cäcilienchor auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Noch vor dem Bau der Herz-Jesu-Kirche ausserhalb der Altstadt, der 1913 beendet wurde, fanden sich Katholiken zusammen, um gemeinsam zu singen – zunächst im Refektorium des Klosters St. Georg, wo damals der Gottesdienst gefeiert wurde, und auf der Insel Werd bei Eschenz. Seitdem trug der Chor mit seinem Gesang in den Gottesdiensten, aber auch mit Theateraufführungen, Unterhaltungsabenden sowie durch Konzerte und Feste zur religiösen und kulturellen Bereicherung in Stein am Rhein bei. «Die grosse Motivation und Bereitschaft in all diesen Jahren war unübertrefflich gut. Es war ein wunderschönes, bereicherndes Miteinander im und mit dem Cäcilienchor», sagt Gagesch, der den Chor seit 2011 leitet.
Am längsten mit dabei ist Günther Grötchen. Der 80-Jährige, dessen Vater aus Berlin stammt und der in Augsburg aufgewachsen ist, kam 1961 in die Schweiz. «Ich wurde vom damaligen Besitzer der Bibermühle angefragt, ob ich beim Umbau mitarbeiten könnte», erinnert sich Grötchen. Bereits ein Jahr später trat er dem Cäcilienchor bei. Als gelernter Feinmechaniker war er handwerklich begabt und sagte zu. Danach hat er fast 40 Jahre lang in verschiedenen Funktionen für die IWC in Schaffhausen gearbeitet. Für ihn sei das Singen im Chor eine gute Möglichkeit gewesen, sich im neuen Land zu integrieren. Mittlerweile deutet eigentlich nur noch der ungewöhnliche Name auf seine deutsche Herkunft hin, längst ist Grötchen auch Steiner Bürger. Seine Frau Irene singt ebenfalls im Chor, und Sohn Robert ist Chef der Steiner Stadtpolizei.
Zu wenig Männer
Im Laufe seiner langjährigen Mitgliedschaft war Günther Grötchen zweimal Präsident des Cäcilienchors , von 1972 bis 1982 und seit 1993. Bei seinem Eintritt zählte der Chor 35 Mitglieder, doch bereits 1980 waren es unter 20. «Seitdem hatten wir immer so um die 17 bis 20 Mitglieder, aber nie mehr als 20», sagt Grötchen. Für einen vierstimmigen Chor sei das aber ein grosses Problem, vor allem, wenn es zu wenig Männer gibt: «Jetzt haben wir nur noch vier Männer, zwei Tenöre und zwei Bässe.» Seit einer Erkrankung könne Grötchen, der wechselweise Tenor und Bass war, nicht mehr selbst singen: «Ich war immer begeisterter Sänger, das war mein Hobby.» So habe er lange Jahre auch im Steiner Männerchor gewirkt, den es seit 2011 nicht mehr gibt. «Als Präsident konnte ich beim Cäcilienchor aber wenigstens noch im Hintergrund wirken», sagt Grötchen.