«Ein kleines Rad kann viel bewegen»

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Teil des Programms: Ein Ausflug in die Rhyality Immersive Art Hall. Bild: Roberta Fele

Nach zweijähriger Pause fand am Donnerstag wieder die Jungbürgerfeier in Neuhausen statt. Gefeiert wurde im Restaurant Grünerbaum.

Wer erwachsen ist, der darf ganz viel und muss nicht wenig. ­Abstimmen, den Militärdienst absolvieren, Steuern zahlen, und dann gibt es in der Schweiz auch noch die Feuerwehrpflicht, die mit der Volljährigkeit in Kraft tritt. Vor allem aber bedeutet ­Erwachsensein ein Stück Freiheit, Autonomie und politisch gesehen: nicht nur mitbestimmen, sondern auch verändern können.

«Ein kleines Rad kann viel bewegen», sagte Felix Tenger am Donnerstagabend an der Jungbürgerfeier im Restaurant Grünerbaum in Neuhausen. Der Gemeindepräsident hielt vor den frischen Jungbürgerinnen und Jungbürgern eine Rede, in der er das Schicksal bedeutender Persönlichkeiten aufrollte, jenes des Anführers der russischen Opposition Alexei Anatoljewitsch Nawalny und das der Schweizer Politikerin Emilie Lieberherr, zu Lebzeiten eine der führenden Figuren im Kampf um das Schweizer Frauenstimmrecht. Tengers Aussage dahinter: In der Schweiz müsse man nicht um Demokratie kämpfen, sie sei gegeben. Und: Verantwortlich sei man nicht nur für das, was man tue, sondern auch für das, was man nicht tue.

Nach der Ansprache ging es einen kurzen Fussmarsch weiter in die Rhyality Immersive Art Hall, wo den Teilnehmenden eine Videoshow des Rheinfalls und dessen Umgebung vorgeführt wurde. Zurück im «Grünerbaum» gab es reichlich Speis und Trank. Zwischen den vielen Häppchen stehend, sagte Tenger dann: «Ich verstehe, dass die jungen Erwachsenen noch nicht so sehr an Politik interessiert sind, bei mir war es mit 18 Jahren nicht anders.» Dennoch halte er es für wichtig, ihnen klarzumachen, dass sie ihren Beitrag leisten und viel bewirken können, wenn sie es denn auch darauf anlegen würden.

164 Jungbürgerinnen und Jungbürger aus Neuhausen wurden zur Feier eingeladen, zum ersten Mal hat man drei Jahrgänge zusammengeworfen, da die Feier die letzten beiden Male abgesagt wurde. 27 der Geladenen sind ­erschienen, hörten brav zu und zeigten sich interessiert – erst an der Rede Tengers, später dann an den gereichten Häppchen und dem Wein, der ausgeschenkt wurde. Auf ihren politischen Effort angesprochen, schienen sie aufgeweckt. Alle der Befragten möchten abstimmen und wählen, die älteren Jahrgänge sind bereits in den Genuss gekommen und sagten: «Es fühlt sich gut an, wenn man das darf.» Unter den Gästen befand sich auch Tengers Sohn: Patrick Tenger, er ist 19, stimmt ab und wählt: «Gezwungenermassen», scherzte er. Aber nein, er interessiere sich für Politik. Je mehr er sich damit befasse, desto klarer würde die Wichtigkeit der eigenen Stimme. Auch sein Kollege, ­Julian Heinemann, 18, sagte, er verfolge die Politik in den Nachrichten und ­informiere sich immer zu den Abstimmungen. Bei den Jungbürgerinnen, sie schienen leicht in der Unterzahl, herrschte derselbe Tenor: Die beiden Freundinnen Lisa Stamm, 19, und Elisa Meyer, 19, haben schon fleissig abgestimmt und finden es schade, wenn man diese Pflicht vernachlässigt. «Politik wird oft als langweilig betrachtet», sagte Lisa. Aber je mehr man über politische Themen Bescheid wisse, desto spannender würden sie auch.

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