Mondholz und menschenfreundlicher Beton

Auf dem Siblinger Randen entsteht für etwa 3,4 Millionen Franken ein neues Zentrum. Es ist fast autark und setzt auf ungewöhnliche Materialien.
Aus einer Kaulquappe soll ein stolzer Schwan werden: Die baufällige Scheune auf dem Siblinger Randen wird derzeit durch einen aufwendigen Neubau ersetzt. Dieser soll einen Beitrag dazu leisten, dass die Attraktivität des Weilers in Zukunft noch erhöht wird. «Der Siblinger Randen ist ein wichtiger Teil der Gemeinde und verdient es, gefördert zu werden», so Hanspeter Gächter, Gemeindepräsident von Siblingen. Da der Siblinger Randen nicht zum Regionalen Naturpark Schaffhausen gehört, gelte es desto mehr, auf Eigeninitiative zu setzen.
Das neue Gebäude besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: einem Energieteil mit Holzschnitzelheizung sowie einem Hausteil. Letzterer umfasst zwei Wohnungen, einen Begegnungsraum, öffentliche Toiletten und einen Hofladen. Die Heizanlage konnte bereits fertiggestellt werden; Ende der Woche wird sie laut Gächter in Betrieb genommen. Als Heizmaterial wird lokales Holz verwendet. Damit sollen die Transportwege verkürzt und ein ökologisch sinnvoller Heizbetrieb ermöglicht werden. «Zusammen mit einer Fotovoltaikanlage und dem noch zu bauenden Blockheizkraftwerk werden wir etwa 80 Prozent der Energie eigenständig produzieren können», so Gächter.
Von Anfang an habe man mit dem Randenzentrum – so heisst das neue Gebäude – ein möglichst nachhaltiges Projekt realisieren wollen. Gleichzeitig setze man auf Regionalität. Von den verpflichteten Handwerkern stammen fast alle aus dem Kanton. Und das für den Bau verwendete Holz, etwa 300 Kubikmeter Rottannen, wurde ausschliesslich im Siblinger Wald gefällt.
Wie bei den alten Römern
Bei den Holzschlagarbeiten kam eine Kulturtechnik zur Anwendung, derer sich bereits die alten Römer bedient haben sollen: Alle Rottannen wurden während der zweiwöchigen Phase des abnehmenden Monds gefällt. Grund dafür ist nicht etwa ein Aberglaube. Das so gewonnene Holz soll laut Untersuchungen länger haltbar sein und eine grössere Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen bieten. Bei abnehmendem Mond ist das Holz angeblich wasserhaltiger und nach der Trocknung deshalb merklich dichter und robuster.
Neben dem Holz kann auch der für den Kellerraum und das Treppenhaus verwendete Beton als aussergewöhnlich bezeichnet werden. Er wurde mit einem Zusatzstoff angereichert, der laut Markus Sieber, Gründer und Geschäftsführer der Pneumatit AG in Rheinau, von einigen Menschen als warm, weich und hell beschrieben wird. Der herkömmliche Beton weise dagegen «ein Defizit an Leben» auf, schreibt Sieber.
«Manche Menschen spüren den Unterschied, andere nicht», kommentiert Gächter den menschenfreundlichen Beton. Nach der Aufrichtung des Holzteils, der bequem aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt werden kann, werden Anfang Dezember als nächster Bauschritt die Fenster eingesetzt. Voraussichtlich im Mai nächsten Jahres soll das Randenzentrum vollendet sein.
Für das Projekt verantwortlich zeichnet die Genossenschaft Siblinger Randen, die bereits rund 150 Mitglieder zählt. Sie hat für das Gebäude rund eine halbe Millionen Franken Eigenkapital zu Verfügung gestellt; zusammen mit Spenden, Privatkrediten und einem Hypothekarkredit könne man die anfallenden Kosten in der Höhe von 2,15 Millionen Franken stemmen. Eventuell werde man noch 15'000 Franken von der öffentlichen Hand bekommen. Für den Rest des insgesamt 3,4 Millionen Franken teuren Projekts kommt die Tappolet Randenhaus AG auf. Das Randenzentrum kann am kommenden Samstag von 14 Uhr bis 15.30 Uhr besichtigt werden.