Eine Gelegenheit, zusammen zu feiern

Isabel Heusser | 
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Daniel Landolt auf dem Fronwagplatz, wo die Bundesfeier bei schönem Wetter stattfinden wird. Bild: Roberta Fele

Gerade in der Coronapandemie sei es wichtig, den 1. August feiern zu können, sagt Daniel Landolt. Der Präsident der Neuen Helvetischen Gesellschaft, die die Feier in Schaffhausen organisiert, findet, das politische System der Schweiz habe sich in der Krise bewährt.

Wenn der Sommer nur nicht so mies wäre. Aber er ist es. Und so bereitet sich Daniel Landolt innerlich da­rauf vor, dass die Bundesfeier am Sonntag in der Stadt Schaffhausen womöglich in der Kirche St. Johann stattfindet und nicht wie üblich auf dem Fronwagplatz, denn es ist Regen angesagt und Sturm.

Landolt ist Präsident der Schaffhauser Gruppe der Neuen Helvetischen Gesellschaft (NHG), welche die Feier in der Stadt traditionell organisiert. Es ist eine Feier unter besonderen Umständen. Die Coronapandemie ist noch nicht vorbei, im Gegenteil, die Fallzahlen sind in den letzten Wochen wieder angestiegen. Trotzdem oder gerade deshalb freue er sich auf die Feier. «Die Pandemie hält schon lange an, und es gibt nicht viele Möglichkeiten, zusammenzukommen», sagt Landolt. Auch letztes Jahr konnte am 1. August auf dem Fronwagplatz gefeiert werden, als viele andere Gemeinden die Feierlichkeiten abgesagt hatten. Die Resonanz der Besucher in Schaffhausen sei sehr positiv gewesen, sagt Landolt.

Die NHG lädt jeweils zwei Redner ein. Dieses Jahr treten der in Schaffhausen aufgewachsene Autor und Kabarettist Ralf Schlatter, unter anderem bekannt durch sein Bühnenprogramm «schön & gut», und Kadetten-Handballer Samuel Zehnder auf. «Wir haben überlegt, welche Berufsgruppen von Corona besonders stark betroffen waren», sagt Landolt. «Künstler und Sportler gehörten dazu, also entschlossen wir uns, Redner aus diesen Branchen zu engagieren.» Er freut sich auf die Ansprachen. «Wir haben eine spannende Konstellation.» Mit dem Jungredner Zehnder – er hat Jahrgang 2000 – hofft die NHG, auch jüngeren Leuten die Feier schmackhaft zu machen. Die meisten Besucher seien etwas älter.

«Am 1. August getraut sich ja fast niemand, die Nationalhymne zu singen.»

Daniel Landolt, Präsident Neue Helvetische Gesellschaft, Gruppe Schaffhausen

Seit Beginn der Coronapandemie kommt es sowohl auf politischer wie auch auf gesellschaftlicher Ebene immer wieder zu teils gehässigen Diskussionen, etwa über den Sinn von Lockdowns oder Impfungen. Die NHG war mit dem Ziel gegründet worden, die Verständigung zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu fördern sowie die demokratischen Institutionen und den Zusammenhalt in der Schweiz zu stärken. Hat die Verständigung unterei­nander in der Pandemie gelitten? Jein, sagt Landolt. «Wenn man von den Demonstrationen gegen die Coronamassnahmen liest, kann man den Eindruck bekommen, dass sich die Fronten verhärtet haben.» Im persönlichen Kontakt mit verschiedenen Personen bestätige sich dieser Eindruck aber nicht. Landolt ist Marktleiter in der Raiff­eisenbank Tägerwilen. Dort seien manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht oder noch nicht geimpft, genauso in seinem privaten Umfeld. «Das ist eine persönliche Entscheidung, die ich respektiere», sagt Landolt, der bereits doppelt geimpft ist und es grundsätzlich begrüsst, wenn sich möglichst viele Leute impfen lassen. «Das ermöglicht uns viele Freiheiten und sorgt dafür, dass das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht.»

Das politische System der Schweiz habe in der Pandemie nicht gelitten, findet er. «Es kam auf den Prüfstand, ja. Aber man hat zusammen Lösungen gesucht, und die vom Bund ergriffenen Massnahmen waren mehrheitlich sinnvoll.» Was er aber spüre, dass viele Menschen wieder das Bedürfnis hätten, zusammenzukommen. Auch deshalb freut er sich auf die Feier am Sonntag. «Ich würde mir wünschen, dass die Leute vermehrt zu schätzen wissen und sich damit auseinandersetzen, wie gut das System in der Schweiz auch in Krisenzeiten funktioniert.» Dazu könne jede und jeder auch in seinem Umfeld einen Beitrag leisten. Etwa, in dem man Nachbarschaftshilfe leiste oder sich im sozialen Bereich engagiere.

Er beobachte, dass Schweizer eher zurückhaltend seien, wenn es darum gehe, das eigene Land zu feiern. «Am 1. August getraut sich ja fast niemand, die Nationalhymne zu singen.» Einmal im Jahr sei das aber angemessen – in schwierigen Zeiten wie diesen besonders.

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