Murat Yakin: «Wir haben eine Vision»

Es gilt wieder ernst für den FC Schaffhausen. Mit dem heutigen Spiel beim FC Thun starten die Munotstädter in die zweite Saisonhälfte. Nach zuletzt neun Spielen ohne Niederlage ist das Selbstbewusstsein gross – und auch der Blick geht immer weiter nach oben.
Seit neun Spielen nicht mehr verloren. Der Grasshopper Club Zürich auf Platz 1 ist nur noch drei Punkte vor dem FCS auf Rang 4. Wohin führt die Reise der Munotstädter in der Rückrunde? «Wir schauen von Spiel zu Spiel und wollen jede Partie gewinnen», packt FCS-Besitzer Roland Klein schmunzelnd das Floskel-Lexikon aus – fügt dann aber selbstbewusst hinzu. «Natürlich ist mittelfristig die Super League das Ziel. Wir haben uns eine gute Basis vor der Winterpause erarbeitet, diese müssen wir nun ausnutzen.»
Captain Bunjaku geht voran
Konkret wird auch FCS-Coach Murat Yakin. Natürlich habe man hohe Ziele, sagt der 46-Jährige: «Wir haben eine Vision!» Und diese Vision ist ohne Umschweife die Super League. Dass dies kein leichtes Unterfangen wird, ist den Machern des FCS bewusst. Denn die Challenge League stellt sich diese Saison als extrem ausgeglichene Liga dar. Zwischen Platz 1 (GC) und Platz 6 (FC Thun) liegen nur vier Punkte. Eine kurze Schwächephase, und schon ist man raus aus dem Aufstiegsrennen. Die kommenden drei Partien würde die Richtung weisen, verkündet Yakin. «Thun, Winterthur, Aarau. Nach diesen Spielen wissen wir, wo wir stehen.»
Doch das Selbstbewusstsein ist inzwischen gross, nach einem kräftigen Umbruch im Sommer findet die Mannschaft immer besser zusammen. Wichtig dabei ist, dass es wieder mehrere Leitwölfe im Team gibt, die die Richtung vorgeben. Da wäre André Luis Neitzke, der mit seiner ganzen Routine der Abwehr Stabilität verleiht und auch einen Nebenspieler wie Mirza Mujcic, der eine schwache Rückrunde spielte, zu besseren Leistungen verhalf. Da wäre Bujar Lika, der mit seinem spielerischen Können kombiniert mit kämpferischem Einsatz immer als Vorbild vorangeht. Da wäre Keeper David Da Costa, der lautstark von hinten heraus dirigiert. Und: Da wäre Imran Bunjaku. Der Captain ist inzwischen seit fast sechs Jahren beim FCS. «So gut wie diese Saison waren wir aber noch nie», sagt der 28-Jährige. Denn mit den Neuzugängen kam auch Qualität in das Kader. Und diese Qualität muss geführt werden. «Natürlich gehe ich voran. Aber bei uns haben alle Spieler Ambitionen. Die Charaktere im Team passen.»
Mit seinen 28 Jahren ist Bunjaku noch kein Auslaufmodell, sondern im besten Fussballeralter. Der Reiz der Super League ist aber gross, zumal er es bis dato auf lediglich fünf Einsätze in der höchsten Schweizer Spielklasse gebracht hat, absolviert zwischen September 2013 und Mai 2014 im Trikot des Grasshopper Club Zürich. «Ich will noch mal oben mitspielen, dafür gebe ich alles», sagt Bunjaku.
Die aktuelle Form des Teams sieht der Captain positiv. Durch die kurze Winterpause konnte der Fitnessstand gut gehalten werden. «Jetzt wollen wir noch stabiler sein und keine Punkte mehr unnötig verschenken. Die Basis von unserem Spiel ist eine sichere Defensive, vorne machen wir immer ein Tor», analysiert Bunjaku.
Doch bei aller Euphorie und Selbstbewusstsein, einen Wermutstropfen gibt es weiterhin: die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. «Keiner hätte doch gedacht, dass sich das so lange zieht», sagt Klein. «Es bleibt weiter ein Überlebens- und Existenzkampf.» Finanziell sorgt das Virus für immense Einbussen. Aber dafür habe sich der FCS gewappnet. «Wir sind gut aufgestellt», sagt Klein – und hofft auf sportlichen Erfolg. «In der Super League wäre es finanziell sicher etwas einfacher», schickt der Besitzer augenzwinkernd einen «kleinen» Wunsch Richtung Chefcoach und Captain.